- Godolphin
Godolphin (spr. godóllfĭn), engl. Adelsfamilie, die schon zur Zeit der normannischen Eroberung in Cornwallis ansässig gewesen sein soll. Ihr gehörten an.
1) John, engl. Rechtsgelehrter, geb. 29. Nov. 1617, gest. 4. April 1678, während der Revolution eifriger Puritaner, wurde 1653 von Cromwell zum Admiralitätsrichter und nach der Restauration von Karl II. zum Kronanwalt ernannt. Er schrieb theologische und juristische Abhandlungen, von denen die auf das Seerecht bezüglichen noch jetzt geschätzt sind.
2) Sidney, Graf von, engl. Staatsmann, geb. 1645, gest. 15. Sept. 1712, als Page zu Whitehall erzogen, stand in hohem Ansehen bei Karl II., war 1678 Gesandter in Holland, wurde 1679 zum Lord des Schatzes ernannt und 1680 in den Geheimen Rat berufen. Im April 1684 wurde er Staatssekretär, im August d. J. erster Lord des Schatzes und im September Peer und Baron G. In der letzten Zeit Karls II. hatte er mit Graf Sunderland und der Herzogin von Portsmouth die oberste Leitung des Staates in den Händen. Nach Jakobs Thronbesteigung gab er 1685 sein Schatzamt auf, blieb aber von Einfluß im Rat und wurde Oberstkammerherr der Königin. 1687 wurde er, der sich in seinem Hofamt sehr willfährig gegen die katholischen Neigungen des Königs gezeigt hatte, wieder zum Kommissar des Schatzamts ernannt. 1688 sprach er sich im Konventionsparlament gegen die Thronbesteigung Wilhelms III. und für eine Regentschaft aus, wurde aber trotzdem, als in den Geschäften unentbehrlich, 1689 einer der Kommissare des Schatzes und eigentlicher Leiter der Finanzen. 1690 trat er für kurze Zeit zurück, wurde aber noch in demselben Jahr zum ersten Lord des Schatzes befördert, genoß das ganze Vertrauen des Königs Wilhelm und war während seiner Abwesenheit einer der Regenten, was ihn aber nicht hinderte, mit den Jakobiten in Verhandlungen zu treten. 1696 entlassen, wurde er im Dezember 1700 wieder in sein Amt eingesetzt und war unter der Regierung Annas neben Marlborough der hauptsächlichste Leiter der britischen Politik und Lord-Großschatzmeister von England. 1706 zum Grafen G. ernannt, wurde er 1710 in den Sturz Marlboroughs verwickelt und 8. Aug. entlassen. Er war ohne politische Grundsätze, aber ein vortrefflicher Finanzmann. Sein Leben beschrieb H. Elliot (Lond. 1888). Der Titel Graf G. erlosch 1766 mit dem Tode seines Sohnes Francis G., des Gemahls von Marlboroughs Tochter Henriette, Geheimsiegelbewahrers 1735–40. Den Titel Baron G. erbte sein Vetter Francis G., gest. 1785 ohne Erben; infolge einer Erneuerung von 1832 führen ihn jetzt die Herzoge von Leeds, Nachkommen einer Tochter des zweiten Grafen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.