- Exner
Exner, 1) Franz, Philosoph, geb. 28. Aug. 1802 in Wien, gest. 21. Juni 1853 in Padua, studierte in Wien und Pavia erst die Rechte, dann Philosophie, wandte sich der Schule Herbarts zu, wirkte seit 1827 als Hilfslehrer der Philosophie an der Universität seiner Vaterstadt, seit 1832 als ordentlicher Professor der Philosophie zu Prag und wurde 1845 als Mitglied der Studienkommission nach Wien berufen und 1848 zum Ministerialrat ernannt. Unter seiner Leitung wurde mit Bonitz' u. a. Unterstützung der wesentlich auf den Grundsätzen der Pädagogik Herbarts beruhende »Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Österreich« zur Reise gebracht. Seit 1848 Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, starb er als Ministerialkommissar der Lombardei in Padua. Unter seinen nicht zahlreichen, aber scharfsinnigen Arbeiten hat die kritische Abhandlung »Die Psychologie der Hegelschen Schule« (Leipz. 1842–44,2 Hefte) seinen Namen bekannt gemacht. Durch seine zahlreichen Schüler, zu denen Lott, Rob. Zimmermann, W. Volkmann, Nahlowsky u. a. gehören, ist die Herbartsche Philosophie in Österreich eingebürgert worden. Vgl. Rob. Zimmermann in der »Akademischen Monatsschrift« (Würzb. 1853, Oktoberheft); Frankfurter, Beiträge zur Geschichte der österreichischen Unterrichtsreform (Wien 1893).
2) Johann Julius, dän. Maler, geb. 30. Nov. 1825 in Kopenhagen, besuchte von seinem 15. Jahr an die dortige Akademie, bildete sich unter Joh. Ludw. Lund und Eckersberg aus und machte dann Reisen in Deutschland, der Schweiz, in Italien und Schweden. Nachdem er mit Porträten und einigen Historienbildern aus der dänischen Geschichte begonnen hatte, widmete er sich ausschließlich der Schilderung des skandinavischen und dänischen Volkslebens, das er auf Seeland, auf der Insel Amager und in verschiedenen Gegenden Schwedens und Dänemarks beobachtete und in lebendiger, tief empfundener und humoristischer Weise darstellte. Bilder dieser Gattung sind: der Sonntagsbesuch beim Großvater, der Schmaus bei einem Bauer auf Amager, der Gruß der Großmutter, die bedenkliche Wahl oder das Schwarzpeterspiel, alle vier in der königlichen Gemäldesammlung zu Kopenhagen; die Bauernhochzeit, der Krankenbesuch, Bauernfest gegen Morgen, Brief lesendes Mädchen von Fanö, der Abschiedsgruß. Er ist seit 1876 Professor an der Kunstakademie in Kopenhagen.
3) Wilhelm Franz, Technolog, geb. 8. April 1840 in Gänserndorf, besuchte das Polytechnische Institut in Wien und ward 1862 Lehrer an der Realschule zu Elbogen in Böhmen, 1865 in Krems, 1869 Dozent für Ingenieurwesen und mechanische Technologie an der Forstakademie Mariabrunn und 1875 Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Seit 1874 fungierte er als Fachschulinspektor des Handelsministeriums. E. gehört als Technolog der jüngern Hartigschen Richtung an; er widmete sich speziell sowohl als praktischer Ingenieur wie auch schriftstellerisch der Holzbearbeitung, außerdem der Tapeten- und Steinindustrie und der Korbflechterei. Große Tätigkeit entfaltete er auch für die Hebung der Hausindustrie in Österreich und zur Förderung der Zwecke des österreichischen Museums für Kunst und Industrie. 1879 gründete er mit Bauhaus u. a. das technologische Gewerbemuseum in Wien, dessen Direktion er übernahm. Seit 1882 gehört er dem Abgeordnetenhaus des Reichsrats an, wo er sich der deutsch-liberalen Partei anschloß. Er schrieb: »Der Aussteller und die Ausstellungen« (Weim. 1866,2. Ausg. 1873); »Die Tapeten- und Buntpapierindustrie« (das. 1869); »Das Holz als Rohstoff für das Kunstgewerbe« (das. 1869); »Die Kunsttischlerei« (das. 1870); »Studien über das Rotbuchenholz« (Wien 1875); »Das Biegen des Holzes« (Weim. 1876, 3. Aufl. von Lauböck 1893); »Holzhandel und Holzindustrie der Ostseeländer« (mit Marchet, das. 1876); »Die mechanischen Hilfsmittel des Steinbildhauers« (Wien 1877); »Das moderne Transportwesen im Dienste der Land- und Forstwirtschaft« (Weim. 1877, 2. Aufl. 1880); »Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft« (Wien 1878); »Werkzeuge und Maschinen zur Holzbearbeitung« (Weim. 1878–83, 3 Bde.; Bd. 3 mit Pfaff); »Die Hausindustrie Österreichs« (Wien 1890). Unter seiner Redaktion erschienen die »Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Österreichs« (Wien 1873, 2 Bde.) und die »Mitteilungen des technologischen Gewerbemuseums« (das. 1880ff.).
4) Adolf, Pandektist, geb. 5. Febr. 1841 in Prag, gest. 10. Sept. 1894 in Kufstein, habilitierte sich 1866 in Wien, war 1868–72 ordentlicher Professor des römischen Rechts in Zürich und seit 1872 in Wien. Er war Mitglied des österreichischen Reichsgerichts. Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Die Lehre vom Rechtserwerb durch Tradition« (Wien 1867); »Das Institut der Pfandrechtspränotation« (das. 1868); »Kritik des Pfandrechtsbegriffs« (Leipz. 1873); »Das österreichische Hypothekenrecht« (das. 1876–1881,2 Abtlgn.); »Der Begriff der höhern Gewalt« (Wien 1883); »Grundriß zu Vorlesungen über Geschichte und Institutionen des römischen Rech ts« (3. Ausg., das. 1891); »Über politische Bildung« (Leipz. 1892).
5) Karl, Physiker, geb. 26. März 1842 in Prag, studierte seit 1861 in Wien und Zürich, wurde Lehrer am Staatsgymnasium in Troppau, 1874 in Wien, 1885 Präsident der chemisch-physikalischen Gesellschaft daselbst und habilitierte sich 1892 als Dozent an der dortigen Universität. Er schrieb: »Über die Fraunhoferschen Ringe« (Wien 1877); »Über das Funkeln der Sterne« (das. 1881); »Über Beugungserscheinungen« (das. 1885); »Über die polarisierende Wirkung der Lichtbeugung« (das. 1890–92); »Über die Scintillation« (Prag 1891). Auch lieferte er eine deutsche Bearbeitung von Emile Verdets »Vorlesungen über die Wellentheorie des Lichtes« (Braunschw. 1881–87, 2 Bde.).
6) Siegmund, Physiolog, geb. 5. April 1846 in Wien, studierte daselbst und in Heidelberg, habilitierte sich 1870 als Privatdozent in Wien und wurde 1874 zum außerordentlichen Professor ernannt. E. lieferte zahlreiche Untersuchungen über die Physiologie der Sinnesorgane, der Nervenzentren etc. Er schrieb: »Leitfaden bei der mikroskopischen Untersuchung tierischer Gewebe« (2. Aufl., Leipz. 1878); »Physiologie der Großhirnrinde« (in Hermanns »Handbuch der Physiologie«, das. 1879); »Untersuchungen über die Lokalisation der Funktionen in der Großhirnrinde des Menschen« (Wien 1881); »Die Physiologie des Fliegens und Schwebens in den bildenden Künsten« (das. 1882); »Die Innervation des Kehlkopfes« (das. 1884); »Die Physiologie der facettierten Augen von Krebsen und Insekten« (das. 1891); »Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen« (das. 1894); auch gab er mit Gad das »Zentralblatt für Physiologie« (das. 1887–93) heraus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.