Dietrich [3]

Dietrich [3]

Dietrich, 1) Veit, namhafter Beförderer der Reformation, geb. 8. Dez. 1506 in Nürnberg, gest. daselbst 25. März 1549, bezog 1522 die Universität Wittenberg, war 1527–30 Luthers Amanuensis und wurde 1535 Prediger an der St. Sebalduskirche zu Nürnberg, wo er, fast an allen bedeutendern Streitfragen und Disputationen teilnehmend, bis an sein Ende wirkte und der Stadt und der dazugehörigen Landschaft die erste Agende gab. Durch Herausgabe von erbaulichen und exegetischen Schriften Luthers, die erz. T. ins Deutsche übersetzte, hat er viel zur Verbreitung der reformatorischen Grundsätze beigetragen. Vgl. Engelhardt in der »Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft«, 1880 und 1881.

2) Dominikus, Ammeister von Straßburg, geb. 30. Jan. 1620 in Straßburg, gest. 9. März 1692, stammte aus einer protestantischen, ursprünglich französischen Familie Didier, trat schon früh in den Großen Rat seiner Vaterstadt ein und war zum erstenmal 1660 Ammeister. Als solcher suchte er gegenüber Frankreich die Neutralität Straßburgs zu wahren, mußte aber 30. Sept. 1681 selbst die Urkunde unterzeichnen, die Straßburg französisch machte. Wegen seines Festhaltens am lutherischen Bekenntnis verlor er sein Amt, wurde 1685 nach Guéret, später nach Vésoul verwiesen und durfte erst 1689 nach Straßburg zurückkehren. Vgl. L. Spach, Biographies alsaciennes, Bd. 1 (Straßb. 1863).

3) Adam, genannt der Ziegenhainer Botanikus, geb. 1. Nov. 1711 in Ziegenhain bei Jena, gest. 10. Juli 1782, war Bauer daselbst, erlangte aber als Botaniker einen Ruf, der selbst Linné veranlaßte, mit ihm in Korrespondenz zu treten. – Sein Enkel Friedrich Gottlieb, geb. 9. März 1768 in Ziegenhain, gest. 2. Jan. 1850 in Eisenach, war Hofgärtner in Weimar, dann Gartendirektor in Eisenach und Wilhelmsthal und schrieb: »Ökonomisch-botanisches Gartenjournal« (Eisenach 1795–1804, 6 Bde.); »Lexikon der Gärtnerei und Botanik«, mit Nachträgen (Berl. 1802–40, 30 Bde.). – Dessen Bruderssohn David, Kustos am Universitäts-Herbarium zu Jena, geb. 1800 in Ziegenhain, gest. 23. Okt. 1888 in Jena, schrieb: »Deutschlands Giftpflanzen« (Jena 1826); »Forstflora« (das. 1828–33; 6. Aufl., Dresd. 1885 bis 1887); »Flora universalis«, mit 4760 kolorierten Abbildungen in 476 Heften (Jena 1831–56; neue Folge, Leipz. 1849–55; neue Serie, Jena 1861ff.); »Deutschlands Flora« (das. 1833–51, 5 Bde., mit 1150 Tafeln); »Synopsis plantarum etc.« (Weim. 1839–52, 5 Bde.) etc.

4) (Dietrici) Christian Wilhelm Ernst, Maler und Kupferstecher, geb. 30. Okt. 1712 in Weimar, gest. 24. April 1774 in Dresden, bildete sich bei seinem Vater und in Dresden bei dem Landschaftsmaler A. Thiele. Indem er die niederländischen Meister zum Vorbild nahm, gelang es ihm, sich in die Art ihres Vortrags so hineinzuarbeiten, daß es ihm möglich war, nach eigner oder nach Neigung der Besteller Gemälde im Geschmack Rembrandts, Ostades, Poelenburgs, Berchems, Watteaus etc. zu liefern, die freilich hinter den Vorbildern zurückstehen, aber doch häufig Veranlassung gaben, daß Nachahmungen Dietrichs als echte »Rembrandts« etc. verkauft wurden. Am besten und selbständigsten ist er in der Landschaft. Mit Unterstützung des Königs von Sachsen ging er 1742 nach Italien, um auch den italienischen Meistern und besonders der Bologneser Schule ihre Fertigkeit abzulernen, weshalb er auch seinen Namen italienisch in Dietrici umbildete. Doch war hierin sein Erfolg geringer als bei Nachahmung der Niederländer. Auch war er Direktor der Porzellanmanufaktur in Meißen und Professor an der Dresdener Akademie. Die Dresdener Galerie hat 53 Gemälde von ihm. Eine Sammlung von Handzeichnungen, Studien und Skizzen, von Ch. Otto in Kreidemanier auf Stein gezeichnet, erschien Leipzig 1810,5 Hefte. Als Kupferstecher und Ätzer hat D. Besseres geleistet als im Malen; seine Blätter belaufen sich auf mehr als 200. Vgl. Linck, Monographie der von D. radierten, geschabten und in Holz geschnittenen malerischen Vorstellungen (Berl. 1846).

5) Albert, Komponist, geb. 28. Aug. 1829 in dem Forsthaus Golk bei Meißen, Schüler von Jul. Otto in Dresden und später von Rietz und Hauptmann in Leipzig, wo er gleichzeitig die Universität besuchte, wurde 1855 Konzertdirigent in Bonn und 1861 Hofkapellmeister in Oldenburg. 1890 zog er nach seiner Pensionierung nach Berlin, wurde zum Mitgliede der Akademie ernannt und 1899 königlicher Professor. Von seinen der Richtung Schumanns nahestehenden Kompositionen fanden besonders eine Symphonie (D moll), die Ouvertüre »Normannenfahrt«, ein Violinkonzert und mehrere Chorwerke mit Orchester allgemeine Wertschätzung. Seine Oper »Robin Hood« wurde 1879 in Frankfurt a. M. mit Erfolg ausgeführt, eine zweite, »Das Sonntagskind«, 1886 in Bremen. Er veröffentlichte auch »Erinnerungen an Johannes Brahms« in Briefen, besonders aus seiner Jugendzeit (2. Aufl., Leipz. 1899).

6) Anton, Maler, geb. 27. Mai 1833 in Meißen, kam 1847 auf die Kunstakademie nach Dresden und trat hierauf in das Atelier Schnorrs v. Carolsfeld. Unter dessen Leitung verfertigte er den Karton: Rudolf von Habsburg an der Leiche Ottokars von Böhmen, der ihm das große akademische Reisestipendium eintrug. Letzteres ermöglichte dem Künstler 1859 einen Studienaufenthalt in Düsseldorf, wo er das Bild Faust bei Gretchen im Kerker ausführte. 1861 bereiste er Italien. Nach Dresden zurückgekehrt, zeichnete er einen Zyklus von Darstellungen aus dem Leben Ottos d. Gr., die durch Photographie vervielfältigt wurden. Bald darauf erhielt er den Auftrag, die Aula der Kreuzschule zu Dresden mit historischen Fresken zu schmücken, die er 1868–72 ausführte. Es folgte ein großes Freskogemälde im Johanneum zu Zittau: Paulus predigt auf dem Areopag in Athen. Außerdem hat er zahlreiche Altarbilder und Kartons für Glasgemälde geschaffen und sich auch an der Ausmalung des Polytechnikums in Dresden beteiligt. 1895 wurde er als Lehrer an die Kunstakademie in Leipzig berufen.

7) Alfred, Schiffbauer, geb. 11. Juli 1843 in Pirna, gest. 6. Sept. 1898 in Berlin, studierte am Polytechnikum in Dresden und an der Gewerbeakademie in Berlin, trat 1867 als Ingenieuraspirant in die Marine des Norddeutschen Bundes, übernahm 1879 die Leitung des Konstruktionsbureaus der Admiralität und bearbeitete die Pläne sämtlicher deutschen Kriegsschiffe, die in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrh. gebaut wurden, außer den Torpedobooten; seit 1876 war er auch Lehrer an der Gewerbeakademie in Berlin und später an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Seinem Einflusse dankt der deutsche Schiffbau hohe Entwickelung und und viele Aufträge aus dem Auslande.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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