- Charlotte [3]
Charlotte, 1) C. Elisabeth, Herzogin von Orléans, s. Elisabeth Charlotte.
2) C. Christine, Tochter des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 28. Aug. 1694, ward 1712 an den russischen Großfürsten Alexis Petrowitsch, Sohn Peters I., vermählt und starb, von ihrem Gemahl schlecht behandelt, 2. Nov. 1715, nachdem sie einen Sohn geboren hatte, der 1727 als Peter II. den Thron bestieg. Unbegründet ist die Sage, daß sie sich für tot habe ausgeben lassen, nach Nordamerika entflohen sei, hier einen Franzosen, d'Auban, geheiratet habe und 1770 in Brüssel gestorben sei; diese wurde von Zschokke in einer Novelle behandelt und von Charl. Birch-Pfeiffer zu einem Operntext verarbeitet (»Santa Chiara«), den Herzog Ernst von Sachsen-Koburg komponierte. Vgl. »Die Kronprinzessin C. von Rußland. Nach ihren noch ungedruckten Briefen 1707–1715« (von Guerrier, Bonn 1875).
3) (Carlotta) Joachime Therese von Bourbon, Tochter Karls IV. von Spanien, geb. 25. Aug. 1775, gest. 7. Jan. 1830, ward 1790 mit dem portugiesischen Infanten Johann vermählt; die Trennung erfolgte 1805. Wegen Teilnahme an einer Verschwörung gegen ihren Gatten wurde sie nach Quelus verbannt, folgte ihm aber 1807 dennoch nach Brasilien und hielt in Rio de Janeiro Hof, als Mittelpunkt der Opposition gegen dessen Regierung. Als nach der Revolution in Oporto Johann VI., seit 1816 König, mit der Annahme der Konstitution zauderte, kehrte C. (1820) nach Portugal zurück, um selbst die höchste Gewalt entgegenzunehmen, fand sich aber getäuscht und wurde nun mit ihrem Sohn Dom Miguel die Seele der absolutistischen Partei. Letzterer mußte nach blutigem Bürgerkrieg das Land verlassen, und C. wurde in ein Kloster verwiesen. Auch des Königs Tod (10. März 1826) brachte sie nicht zu ihrem Ziele. Zwar sah sie ihren Liebling Dom Miguel im Februar 1828 die Regentschaft übernehmen, erhielt aber selbst keinen Anteil daran.
4) Marie C., Kaiserin von Mexiko, geb. 7. Juni 1840, Tochter des Königs Leopold I. von Belgien, vermählte sich 27. Juli 1857 mit dem Erzherzog Maximilian von Österreich und folgte 1864 ihrem Gemahl nach Mexiko. Sie trat bei jeder Gelegenheit für das neue Kaisertum ein und reiste, als der Widerstand der Mexikaner wuchs und die Franzosen Anstalten trafen, das Land zu räumen, 1866 nach Europa, um ihrem Gemahl die französische Hilfe dauernd zu sichern. Von Napoleon abgewiesen, begab sich C. nach Rom, um den Papst zum Abschluß eines Konkordats zu vermögen, das den mexikanischen Klerus gewänne und auf die Seite des Kaisers zöge. Bevor eine Entscheidung hierüber getroffen war, verfiel C. in Irrsinn und wurde im Juli 1867 nach Belgien gebracht, wo sie in dem Schloß Bouchoute, in der Nähe von Brüssel, lebt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.