Cagliostro

Cagliostro

Cagliostro (spr. kaljó-), Alexander, Graf von, eigentlich Joseph Balsamo, Abenteurer des 18. Jahrh., geb. 8. Juni 1743, gest. 28. Aug. 1795 im Fort San Leone bei Urbino, trat früh in ein Seminar zu Palermo, dann in ein Klosterzu Caltagirone, wo er sich medizinische, chemische und pharmazeutische Kenntnisse aneignete. Aus dem Kloster gewiesen, führte er in Palermo ein wüstes Leben, bis er, der Polizei verdächtig geworden, sich 1769 nach Griechenland, Ägypten und Vorderasien auf Reisen begab. Auf Malta stellte er sich dem Ordensgroßmeister als Graf C. vor und schmeichelte dessen alchimistischen Neigungen, so daß er durch seine Empfehlungen in Rom und Neapel Zutritt in die ersten Häuser erhielt. In Rom heiratete er die Tochter eines Gürtlers, Lorenza Feliciani, deren Schönheit und Gewandtheit er zur Ausführung seiner Schwindeleien benutzte. Mit ihr reiste er 1771 nach London, von da nach Paris, und während Lorenza mit ihren Reizen wucherte, verkaufte ihr Gemahl verjüngende Lebenstinkturen, Universalessenzen, Schönheitswasser, trieb Goldmacherei, beschwor Geister und gewann bedeutende Summen. Nach einem Ausflug nach den Niederlanden und Deutschland tauchte er in Palermo wieder auf, wo ihn aber nur die Gunst eines sizilischen Prinzen dem Kerker entriß. Er begab sich nun über Malta, Neapel und Marseille nach Spanien, wo er namentlich in Barcelona, Valencia und Cadiz sein Wesen trieb. Bei einem zweiten Aufenthalt in London in den Freimaurerorden aufgenommen, bewegte er sich in den höchsten Kreisen und spielte, namentlich von den Frauen vergöttert, eine glänzende Rolle. Er erfand ein eignes maurerisches System, das er als ägyptische Maurerei bezeichnete, gab sich für einen Sendboten des Elias oder Großkophta, später für letztern selbst aus, leitete sein Dasein von der Liebe eines Engels zu einem irdischen Weib her und wollte gesandt sein, um die Gläubigen durch physische und moralische Wiedergeburt zu höherer Vollkommenheit zu führen. Vom Haag begab er sich über Leipzig und Berlin, wo er wenig Anklang fand, 1779 nach Mitau in Kurland, wo er eine Zeitlang alles bezauberte und selbst die Gräfin Elisa von der Recke für sich gewann. Auch in Frankfurt a. M. und Straßburg, wohin er sich über Petersburg und Warschau begab, wurde er glänzend aufgenommen. 1783 ging er nach Frankreich, gründete in Lyon eine Loge nach seinem System und kam 1785 nach Paris, wo er mit dem Kardinal von Rohan, der ihn in Straßburg kennengelernt hatte, wieder zusammentraf. Allein er ward hier in die bekannte Halsbandgeschichte verwickelt, in die Bastille gesetzt und im Mai 1786 aus Frankreich verbannt. Nach kurzem Aufenthalt in England, der Schweiz und Oberitalien, lebte er in Rom anfangs zurückgezogen, begann aber bald für die ägyptische Maurerei zu wirken und wurde infolgedessen 27. Dez. 1789 auf die Engelsburg in Hast gebracht. Die Inquisition verurteilte ihn wegen Ketzerei zum Tode. Pius VI. verwandelte aber 1791 die Todesstrafe in lebenslängliche Haft. Lorenza ward in ein Strafkloster gebracht. C. war ein Mann von Begabung, Menschenkenntnis und Gewandtheit, aber ohne wissenschaftliche Kenntnisse. Vgl. »C. in Warschau, oder Tagebuch etc., von einem Augenzeugen« (a. d. Franz. von J. F. Bertuch, Königsb. 1786); »Nachricht von des berüchtigten C. Aufenthalt in Mitau, von Elise von der Recke« (Berl. 1787); »Compendio della vita e delle gesti di Giuseppe Balsamo denominato il conte C., ecc.« (Rom 1791; deutsch von Jagemann, Weim. 1791); Bülau, Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen, Bd. 1 (Leipz. 1850); Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrhunderts (das. 1875). Die »Mémoires pour servir à l'histoire du comte de C.« (Par. 1785) sind erdichtet.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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