- Buchanan [2]
Buchanan (spr. bjukännen oder bückännen), 1) George, Gelehrter, geb. 1. Febr. 1506 zu Killearne in der schottischen Grafschaft Stirling, gest. 28. Sept. 1582 in Edinburg, studierte 1520–22 in Paris und 1524 zu St. Andrews, ging 1525 wieder nach Paris, wo er sich der Reformation zuwandte, und wurde 1526 Lehrer der Grammatik an dem Kollegium St. Barbara daselbst, bald darauf Erzieher des jungen schottischen Grafen Cassilis und, mit diesem 1534 nach Schottland zurückgekehrt, Erzieher eines natürlichen Sohnes Jakobs V. Infolge zweier Gedichte gegen die Franziskaner: »Somnium« und »Franciscanus«, 1539 ins Gefängnis geworfen, entfloh er nach Frankreich und lehrte in Bordeaux drei Jahre. Hier schrieb er seine zwei lateinischen Tragödien: »Jephtes« (Par. 1554; engl. von Tais, Lond. 1750) und »Baptistes« (das. 1578, Frankf. 1579; mit »Jephtes« zusammen von Gibbs, Lond. 1870) und übersetzte die »Medea« und »Alkestis« des Euripides ins Lateinische. 1543 durch die Pest von dort vertrieben, unterrichtete er Montaigne, lehrte seit 1544 zu Paris in dem Kollegium des Kardinals Le Moine und wurde 1547 an die neuerrichtete Universität zu Coimbra berufen. Auch hier wegen seiner freisinnigen Ansichten eingekerkert, begann er seine metrische Übersetzung der Psalmen (»Paraphrasis psalmorum Davidis poetica«, Antwerp. 1567, Basel 1721; in neuester Zeit hrsg. von Longman). Nach seiner Freilassung (1551) ging er heimlich nach England und 1553 nach Frankreich, wo er 5 Jahre lang Gouverneur bei dem Sohn des Marschalls v. Brissac war und sein großes Lehrgedicht »De sphaera« begann. Endlich (1560) kehrte er nach Schottland zurück und trat nun offen zum Protestantismus über. 1566 von Maria Stuart als Leiter ihrer Studien berufen, machte er sich um die Verbesserung der schottischen Hochschulen verdient und wurde zum Vorstand der Universität St. Andrews ernannt. Beim Aufruhr gegen Maria griff er diese in der Schrift »De Maria Scotorum regina« (wahrscheinlich 1572) schonungslos an. Er wurde Erzieher des Prinzen Jakob, Direktor der königlichen Kanzlei und Geheimsiegelbewahrer; als jedoch Jakob selber die Regierung ergriff, mußte sich B. zurückziehen. Sein Werk »De jure regni apud Scotos« (Edinb. 1579) zeigt ihn als einen der mutigsten Verteidiger der Volksrechte. 1582 erschien zu Edinburg sein treffliches Geschichtswerk »Rerum scoticarum historia«, in 20 Büchern (engl., Lond. 1690, und von Will. Bond, das. 1722, 2 Bde.). In wissenschaftlicher Beziehung gehört B. zu den geistreichsten und gelehrtesten Männern seiner Zeit; als lateinischem Dichter gebührt ihm unter den neuern ein Platz in der ersten Reihe; sein Charakter ward durch Leidenschaftlichkeit geschädigt. Seine Autobiographie erschien zu Frankfurt a. M. 1608, seine »Poemata et tragoediae« gesammelt 1609. Seine sämtlichen Schriften gaben Thom. Ruddiman (Edinb. 1715, 2 Bde.) und Pet. Burmann (Leid. 1725, 2 Bde.) heraus. Vgl. Irving, Memoirs of the life and writings of George B. (Edinb. 1807, 2. Aufl. 1817); Brown, George B., humanist and reformer (das. 1890).
2) Claudius, Beförderer der Mission in Indien, geb. 1766 in Cambuslang bei Glasgow, gest. 9. Febr. 1815 in Kalkutta, ging 1796 als Kaplan der Ostindischen Kompagnie nach Kalkutta, wo er ein Kollegium zur Kenntnis der orientalischen Literatur gründete. Er verfaßte eine »Denkschrift über die Nützlichkeit einer kirchlichen Verfassung für das britische Indien« und übersetzte das Neue Testament ins Persische und Hindostanische. 1808 kehrte er nach England zurück. Seine rastlosen Bemühungen erwirkten die Parlamentsakte von 1813, die den Grund zu einer kirchlichen Verfassung in Indien legte. Seine »Christian researches« (1811; hrsg. von Foy, Lond. 1858) berichten über seine Erlebnisse in Indien.
3) James, Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 23. April 1791 zu Stony Batter (Pennsylvanien), gest. 1. Juni 1868 in Lancaster, Sohn eines Irländers, erhielt 1812 eine Advokatur, wurde im Oktober 1814 in die Legislatur von Pennsylvanien gewählt und 1820 Mitglied des Kongresses in Washington. 1831 übertrug ihm Präsident Jackson eine Sendung nach Rußland, wo er den ersten Handelsvertrag abschloß und als bevollmächtigter Minister bis 1833 blieb. Nach seiner Rückkehr in die Heimat nahm er als Mitglied des Senats tätigen Anteil an den Kämpfen im Kongreß. 1845 vom Präsidenten Polk zum Staatssekretär ernannt, verfaßte er beinahe alle Staatsschriften über die wichtigsten Tagesfragen. Nach der Wahl des Whig-Präsidenten Taylor 1849 zog er sich ins Privatleben zurück, wurde im April 1853 zum Gesandten in London ernannt und nach seiner Rückkehr zum Präsidenten gewählt. B. stellte sich auf die Seite der Sklavenhalterpartei und ließ es geschehen, daß sie seit der Wahl Lincolns (Dezember 1860) den Abfall der Südstaaten vorbereitete. Nach seinem Rücktritt 1861 zog sich B. nach Wheatland zurück. Vgl. Curtis, Life of James B. (New York 1883, 2 Bde.).
4) Robert, engl. Dichter und Journalist, geb. 18. Aug. 1841, gest. 10. Juni 1901, studierte auf der Universität zu Glasgow, kam 1860 nach London und begann seine dichterische Laufbahn 1863 mit der Liedersammlung »Undertones« (4. Aufl. 1882), den »London poems« (1866) und mit poetischen Übertragungen aus dem Skandinavischen: »Ballad stories of the affections« (neue Ausg. 1869). Später folgten: »Wayside poesies« (1867), »North coast, and other poems« (1867), »The book of Orm, the Celt« (1870) und das durch den deutsch-französischen Krieg hervorgerufene »Drama of kings« (1871). Treffliche Naturschilderungen und Erzählungen in Prosa finden sich in »The land of Lorne« (1871). Die Bühnenerfolge mit der Tragödie »The witchfinder« und dem Lustspiel »A madcap prince« (1874) waren gering. Als Kritiker schrieb er: »David Gray, and other essays« (1868) und »The fleshly school of poetry« (1872), letztere einseitig gegen den später von ihm besser gewürdigten Rossetti und gegen Swinburne gerichtet. Weitere Schriften von B. sind: »St. Abe and his seven wives«, eine Satire auf das Mormonentum (1872); mehrere Romane (z. B. »The shadow of the sword«, 1876); »Balder the Beautiful: a song of divine death« (1877); »Ballads of life, love and humour« (1882); »The City of dream, an epic poem« (1888) und »The coming Terror, and other essays and letters« (1891), eine zornige Kritik der Tendenzen der zeitgenössischen Literatur, endlich »Andromeda, idyll of the great river« (1900). Gesammelt erschienen seine »Poetical works« zuletzt 1901 in 2 Bänden. B. war eine impulsive Natur, unverträglich mit seinen Zeitgenossen (ausgenommen Charles Reade), dabei von schmiegsamem Verständnis für die geistige Strömung des Tages, so daß ihm wenig Originalität zugesprochen werden kann. Vgl. H. Murray, Robert B., a critical appreciation (Lond. 1901); A. St. Walker, R. B., poet of modern revolt (das. 1901); H. Jay, Robert B. (das. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.