Wismut

Wismut (Aschblei, Bismuthum, Marcasita, Plumbum cinereum) Bi, Metall, findet sich meist gediegen, ein gesprengt im Granit, Gneis und Glimmerschiefer sowie im Übergangsgebirge, in der Regel in Begleitung von Kobalt-, Nickel- und Silbererzen, besonders im sächsischen Erzgebirge (Schneeberg und Annaberg), in Cornwall und Devonshire und zu Meymac (Depart. Corrèze), auch bei Richelsdorf und Bieber in Hessen, bei Wittichen im Schwarzwald, Hasserode im Harz, in Schweden, Norwegen, Ungarn, im Banat, auch in der Schweiz, in Sardinien, Spanien, Kalifornien, Chile, Bolivia, Peru, Brasilien und Südaustralien; es findet sich ferner mit Sauerstoff verbunden als Wismutocker Bi₂O₃, mit 89,7 Proz. W., mit Schwefel als Wismutglanz Bi₂S₃ mit 81,25 Proz. W., mit Kupfer und Schwefel als Kupferwismutglanz Cu₆Bi₂S₆ und mit andern Schwefelmetallen als Silberwismutglanz, Nadelerz, Kobellit, Wismutkobaltkies, Wismutnickelkies, mit Tellur als Tellurwismut, ferner als kieselsaures (Kieselwismut, Bismutblende) und kohlensaures W. (Bismutit, Wismutspat), in kleinen Mengen in Fahlerzen, Nickel-, Blei- und Kupfererzen. Zur Gewinnung des Wismuts werden die gediegenes W. führenden geschwefelten Erze geröstet und mit Kohle, Schlacke und Eisen in Häfen der Schmalteöfen geschmolzen. Man erhält hierbei wismuthaltige Kobaltspeise (Arsenverbindungen von Kobalt, Nickel und Eisen) und metallisches W. Zur Reinigung des Rohwismuts von Eisen, Kobalt, Nickel, Blei, Silber, Schwefel, Arsen schmelzt man es vorsichtig auf einer schwach geneigten Eisenplatte mit Holzkohle, wobei sehr reines W. abfließt, während die streng flüssigern Verunreinigungen zurückbleiben und Arsen sich verflüchtigt. In Freiberg konzentriert sich der geringe Wismutgehalt der Blei- und Silbererze in einem Werkblei, bei dessen Abtreiben man wismutreiche Produkte (Glätte, Herd) erhält. Diese werden sein gepocht und mit Salzsäure behandelt. Hierbei entsteht eine Lösung von Wismutchlorid, aus der Wasser Oxychlorid fällt. Letzteres wird getrocknet und mit Soda, Kohle und Glas in eisernen Tiegeln auf metallisches W. verschmolzen. Das W. des Handels enthält noch geringe Mengen von Arsen, Eisen, Blei, Kupfer u. und wird durch Umschmelzen mit Salpeter, besser mit Cyankalium und Schwefel oder mit Soda und wenig Kaliumchlorat gereinigt. Auch raffiniert man W. durch Elektrolyse in wässeriger Losung. Chemisch reines W. erhält man durch Erhitzen des Oxalats oder durch Kochen einer mit Glyzerin hergestellten ätzalkalischen Wismutlösung mit Zucker und Auswaschen des gefällten Wismut schwammes mit einprozentiger Schwefelsäure.

W. ist rötlichweiß, stark glänzend, auf dem Bruch großblätterig-kristallinisch, kristallisiert in Rhomboedern, ist hart, sehr spröde, Atomgewicht 208,5, spez. Gew. 9,8, zeigt den stärksten Diamagnetismus, schmilzt bei 270°, erstarrt unter beträchtlicher Ausdehnung, siedet bei 1435°, ist in hoher Temperatur flüchtig (gelber Rauch), im Wasserstoffstrom destillierbar. Es ist in trockener Luft unveränderlich, oxydiert sich oberflächlich in feuchter Luft, verbrennt in der Glühhitze mit bläulicher Flamme zu Wismutoxyd, widersteht verdünnter Salzsäure und Schwefelsäure, wird von konzentrierter Salzsäure schwer angegriffen, gibt mit heißer konzentrierter Schwefelsäure schwefelsaures W., löst sich leicht in Salpetersäure und Königswasser, verbindet sich leicht mit Chlor, Brom und Jod, auch mit Schwefel, und bildet leicht schmelzbare Legierungen. Es ist nicht giftig. In seinen niedern Verbindungsstufen ist das W. dreiwertig, in den höhern fünfwertig; es bildet mit Sauerstoff Oxydul BiO, Oxyd Bi₂O₃, Dioxyd BiO₂ und Pentoxyd Bi₂O₅. W. dient zur Darstellung von Legierungen und einigen Präparaten, die in der Medizin (besonders das basische Nitrat), zu Porzellanfarben, als weiße Schminke, in der Glasfabrikation etc. benutzt werden. – Der Name W. kommt schon im 13. Jahrh. bei Albertus Magnus vor, und Basilius Valentinus berichtete 1450 zuerst über W. als metallischen Körper. Matthesius leitet den Namen ab von den mancherlei Farben, mit denen das W. auf Zechen ausschlägt (»blühet wie eine schöne Wiese«), Pott 1739 und Bergman stellten die Eigentümlichkeit des Metalls sicher fest. Man erhielt es als Nebenprodukt bei der Fabrikation der Schmalte; eine größere Bedeutung gewann es aber erst seit Entdeckung der leichtflüssigen Wismutlegierungen, der Verwendungsfähigkeit einiger Verbindungen zu medizinischen Zwecken und besonders seit Benutzung der Porzellanlüsterfarben. Die Wismutindustrie begann daher erst im ersten Viertel des 19. Jahrh. und gewann seit etwa 1860 größere Ausdehnung. Gegenwärtig beträgt die Produktion etwa 25,000 kg, wovon 20,500 auf das sächsische Erzgebirge, 1500 auf Böhmen, 3000 auf England (aus bolivianischen und australischen Erzen) kommen. Das bolivianische Erz wird nur in England verhüllet, australisches auch im Lande (1900: 11 Ton.).