- Bernhardt
Bernhardt, 1) August, Forstmann, geb. 28. Sept. 1831 in Sobernheim a. d. Nahe, gest. 14. Juni 1879 in Münden, studierte in Eberswalde, wurde 1864 Oberförster zu Hilchenbach (Kreis Siegen), 1871 forsttechnischer Dirigent der neuerrichteten Versuchsstation und Lehrer der Forstwissenschaft in Eberswalde und 1878 Direktor der Forstakademie zu Münden. Er schrieb: »Die Haubergswirtschaft im Kreise Siegen« (Münst. 1867); »Die Waldwirtschaft und der Waldschutz« (Berl. 1869); »Über die historische Entwickelung der Waldwirtschaft und Forstwissenschaft in Deutschland« (das. 1871); »Forststatistik Deutschlands« (das. 1872); »Geschichte des Waldeigentums, der Waldwirtschaft und Forstwissenschaft« (das. 1872–75, 3 Bde.); »Chronik des deutschen Forstwesens« (das. 1876 bis 1879); »Die preußischen Forst- und Jagdgesetze« (mit Erläuterungen von Öhlschläger, das. 1878, 2 Bde.).
2) (Bernard) Rosine, genannt Sarah, franz. Tragödin, als Tochter jüdischer Eltern 22. Okt. 1844 in Paris geboren (daneben mehrfach andre Angaben), aber nach dem Willen ihres Vaters christlich getauft, empfing ihre Erziehung im Kloster Grand-Champs zu Versailles und trat 1858 in das Pariser Konservatorium ein, wo Samson und Prévost ihre Lehrer wurden. 1862 debütierte sie im Théâtre-Français als Iphigenie, ohne Talent zu verraten. Sie ging dann aus Gymnasetheater und 1867 aus Odéontheater, auf dem sie in Coppées Schauspiel »Le Passant« als Zanetto und als Königin in Victor Hugos »Ruy Blas« ihren ersten Erfolg errang. Der Krieg von 1870/71 unterbrach ihre künstlerische Tätigkeit, und sie spielte nun eine Rolle als Pflegerin der Verwundeten. Nach dem Friedensschluß trat sie wieder als Königin in »Ruy Blas« auf, errang sich damit eine Stellung am Théatre-Français und galt bald als erste Tragödin seit der Rachel und Mars. Sie macht übrigens auch auf den Ruhm Anspruch, Bildhauerin und Malerin zu sein, schreibt Zeitungsartikel, hat ein Buch über ihre Fahrt im Ballon captif und zwei Dramen: »L'épingle d'or« und »L 'aveu«, verfaßt. 1879 begleitete sie die Gesellschaft des Théâtre-Français auf deren Gastspielreise nach London. 1880 brach sie den Kontrakt mit dem Théâtre-Français, gastierte in London, dann in Kopenhagen, in Amerika (vgl. Marie Colombier, Le voyage de S. B.en Amérique, 1881), Holland, Wien, Pest, Rußland und Italien. Später kehrte sie wieder zu dauerndem Aufenthalt nach Paris zurück und führte eine Zeitlang selbst die Direktion, jedoch mit geringem Erfolg. Nachdem sie dann wieder auf Gastspielreisen gelebt, führte sie 1900 in Paris die Direktion des Théâtre des Nations. Ihre schauspielerische Begabung wurzelt mehr in ihrem Verstand, der alle Mittel herbeizieht, um die stärksten Wirkungen zu erzielen, als in Tiefe und Wahrheit der Empfindung. Auch ist ihre physische Kraft dem Ausdruck höchster Leidenschaft nicht gewachsen. Ihre Stimme ist von großer Weichheit und melodischer Reinheit, ihre Figur sehr schlank und mager, ihr seines Gesicht trägt den Ausdruck des Leidens. Doña Sol in Victor Hugos »Hernani«, Feodora, Theodora, La Tosca und Kleopatra in den gleichnamigen Schauspielen Sardous und in neuester Zeit Hamlet und der Herzog von Reichstatt in Rostands »L'aiglon« sind ihre Hauptrollen, mit denen sie umherreist. 1882 vermählte sie sich mit einem mittelmäßigen Schauspieler, Daria (eigentlich Jacques d'Amala), der 1889 starb. Vgl. die biographischen Schriften von Clament (Par. 1879), Sarcey (1879) und Huret (1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.