- Rosmīni-Serbāti
Rosmīni-Serbāti, Antonio, Graf, ital. Philosoph, geb. 25. März 1797 zu Rovereto in Südtirol, gest. 1. Juli 1855 in Stresa, stammte aus vornehmer Familie, wurde am Lyzeum zu Trient und an der (damals österreichischen) Universität in Padua gebildet und wählte 1821 mit dem Vorsatz, eine Philosophie zu begründen, die imstande wäre, der Theologie, gegenüber dem Zweifel und Unglauben, eine solide Unterlage zu bieten, den geistlichen Stand. Er gründete 1828 die Priestergenossenschaft des Instituts der Liebe (Brüder der Liebestätigkeit) in Domodossola, schloß sich seit 1830 an Piemont und seit 1848 an Papst Pius IX. an, wurde unter dem päpstlichen Reformministerium Rossi päpstlicher Unterrichtsminister, zog sich aber beim Ausbruch der römischen Revolution von der Öffentlichkeit nach Stresa zurück. Als Philosoph hat R. von Cartesius und Bonald, als Rechtsphilosoph insbes. von K. L. v. Haller Anregungen empfangen. Dem durch Gioja und Romagnosi in Italien eingeführten und verbreiteten Sensualismus und Empirismus stellte er einen im wesentlichen an Descartes sich anlehnenden Idealismus entgegen, der von dem Selbst ausging und deshalb »ideologischer Psychologismus« genannt wurde, zugleich aber mit der Lehre der Kirche im Einklang stehen sollte. Diese Unterwürfigkeit gegen die Kirche sowie seine Hingebung an die Person des Papstes, dem er ins Exil nach Gaeta gefolgt war, vermochten nicht zu hindern, daß Schriften von ihm 1849 auf den Index gesetzt, bald aber wieder freigegeben wurden. Noch 1889 wurden 40 Sätze Rosminis zensuriert. 1896 ist ihm in Mailand ein Denkmal (von Secechi und Beltrami) errichtet worden, ein andres (von V. Vela) stellt R. in der Kirche des Kollegiums von Stresa betend dar. Von seinen zahlreichen Werken (gesammelt Mail. 1842–1844, 17 Bde.; »Opere postume«, Tur. 1859–74, 5 Bde.) sind die wichtigsten: der »Nuovo saggio sull' origine delle idee« (Mail. 1835, 3 Bde.; 6. Aufl. 1876) und die »Filosofia del diritto« (das. 1811–1845). Sein Briefwechsel erschien in 13 Bänden (»Epistolario completo«, Casale Monferrato 1905), den Briefwechsel mit Manzoni gab Bonola heraus (Mail. 1901). Vgl. Tommaseo, Antonio R. (Tur. 1855); Frane. Paoli, Della vita di A. R. (Tur. u. Rovereto 1880–84, 2 Bde.); W. Lockhart, Life of A. R. (2. Aufl., Lond. 1886, 2 Bde.; ital. Übersetzung mit Zusätzen von Sernagiotto, Vened. 1888); Werner, R. und seine Schule (Wien 1884); F. X. Kraus in den »Essays« (Berl. 1896); »A. Rosminis philosophisches System« (a. d. Ital., Regensb. 1879); Gentile, R. e Gioberti (Pisa 1898); Dyroff, Rosmini (Mainz 1906). Der Philosophie Rosminis dient gegenwärtig vornehmlich die Zeitschrift »Rivista Rosminiana«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.