Mathy

Mathy

Mathy, Karl, bad. Staatsmann, geb. 17. März 1807 in Mannheim, gest. 3. Febr. 1868 in Karlsruhe, studierte 1824–27 in Heidelberg die Rechte und Staatswissenschaften, erhielt 1829 eine Anstellung im Finanzfach, beteiligte sich aber schon in den 1830er Jahren an den politischen Kämpfen in seinem Vaterland, namentlich als Redakteur vom »Zeitgeist«, und verlor infolgedessen 1834 seine Stelle. Mit einer Untersuchung wegen demagogischer Umtriebe bedroht, ging er 1835 nach der Schweiz, wo er sich an Mazzinis Zeitung »La jeune Suisse« beteiligte und 1838 Lehrer zu Grenchen im Kanton Solothurn wurde. 1840 nach Karlsruhe zurückgekehrt, redigierte er die »Landtagszeitung«, ward 1842 in die Kammer gewählt, wo er zu den Führern der Opposition gehörte. Schon damals verteidigte er die Freiheit der Presse und des Verkehrs als der mächtigsten Hebel gesunder Entwickelung, veranlaßte 1847 die Gründung der »Deutschen Zeitung« und errichtete mit Bassermann ein Verlagsgeschäft. Da M. 1848 den revolutionären Umtrieben im Seekreis entgegentrat, ward er ins Ministerium berufen und gehörte im Vorparlament (1848) zu den gemäßigten Mitgliedern. Zum Mitgliede des Frankfurter Parlaments gewählt und nach der Einsetzung der Zentralgewalt Unterstaatssekretär im Reichsministerium der Finanzen geworden, schloß er sich der Politik Gagerns im Kabinett wie im Parlament an, schied mit ihm aus dem Ministerium, 20. Mai 1849 auch aus dem Parlament und unterstützte im Erfurter Parlament die Unionspolitik. Seiner Stelle als badischer Minister enthoben, siedelte er 1855 nach Berlin über, um Hansemann in der Leitung der Diskontogesellschaft zu unterstützen, ward 1858 Direktor der Bank zu Gotha, 1859 der Deutschen Kreditanstalt zu Leipzig. In den badischen Staatsdienst zurückkehrend, übernahm M. 1862 die Leitung der Hofdomänenkammer, im Januar 1864 den Vorsitz im Handelsministerium und förderte namentlich das Eisenbahn- und Bankwesen. Als Vertreter einer bundesstaatlichen Neugestaltung Deutschlands, nahm er, als sich Baden im Sommer 1866 auf die Seite Österreichs und seiner mittelstaatlichen Verbündeten stellte, 30. Juni seine Entlassung, ward nach dem Kriege 27. Juli Vorsitzender in dem neugebildeten Kabinett, in dem er die Leitung der Finanzen und des Handels übernahm, und arbeitete für Badens Vereinigung mit dem Norddeutschen Bund. Vgl. »Aus dem Nachlaß von Karl M., Briefe aus den Jahren 1846–1848« (hrsg. von Ludwig M., Leipz. 1899); G. Freytag, Karl M. Ein Lebensbild (2. Aufl., das. 1872).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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