Örsted

Örsted

Örsted, 1) Hans Christian, Naturforscher, geb. 14. Aug. 1777 in Rudkjöbing auf Langeland, gest. 9. März 1851 in Kopenhagen, erlernte die Pharmazie, studierte seit 1794 in Kopenhagen, wurde 1800 Adjunkt der medizinischen Fakultät und begann Vorlesungen über Chemie, bereiste 1801–03 Holland, Deutschland und verweilte ein Jahr in Paris; 1806 wurde er Professor der Physik an der Universität in Kopenhagen. Er entdeckte den ElektromagnetismusExperimenta circa effectum conflictus electrici in acum magneticam«, Kopenh. 1820), stiftete 1824 die Gesellschaft für die Ausbreitung der Naturlehre und wurde 1829 Direktor der Polytechnischen Lehranstalt in Kopenhagen; auch war er einer der Stifter der Versammlungen der skandinavischen Naturforscher. Er schrieb: »Ideen zu einer neuen Architektonik der Naturmetaphysik« (hrsg. von Mendel, Berl. 1802); »Ansicht der chemischen Naturgesetze« (das. 1812); »Tentamen nomenclaturae chemicae omnibus linguis scandinavo-germanicis communis« (Kopenh. 1814); »Naturlärens mechaniske Deel« (das. 1844, 3. Ausg. 1859; deutsch, Braunschw. 1851); »Aanden i Naturen« (Kopenh. 1849–50, 2 Bde.; deutsch: »Der Geist in der Natur«, 6. Aufl., Leipz. 1874); »To Capitler af det Skjönnes Naturläre« (Kopenh. 1845; deutsch, Hamb. 1845); »Die Naturwissenschaft in ihrem Verhältnis zu Dichtkunst und Religion« (deutsch, Leipz. 1850); »Die Naturwissenschaft und die Geistesbildung« (deutsch, das. 1850); »Neue Beiträge zu dem ›Geist in der Natur‹« (deutsch, das. 1851); »Schriften über allgemeine menschliche Verhältnisse« (deutsch, das. 1851); »Charaktere und Reden« (das. 1851) und von seinen Gedichten »Luftskibet« (Kopenh. 1836). Eine Gesamtausgabe seiner Schriften in 9 Bänden erschien Kopenhagen 1850–51. Im J. 1876 wurde ihm in Kopenhagen ein Bronzestandbild (von Jerichau) gesetzt; sein Bildnis s. Tafel »Physiker I«. Vgl. Hauch und Forchhammer, Örsteds Leben (deutsch, Spandau 1853); Eggers, Die Ö. (in der »Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik u. Genealogie«, Berl. 1880).

2) Anders Sandöe, dän. Jurist und Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 21. Dez. 1778 in Rudkjöbing, gest. 1. Mai 1860, wurde 1834 erster Deputierter in der dänischen Kanzlei, daneben auch 1825 Generalprokurator, 1841 Geheimer Konferenzrat, 1842 Geheimer Staatsminister mit Beibehaltung seiner frühern Ämter. Infolge der Märzunruhen von 1848 mußte er nebst seinen Kollegen aus dem Ministerium, zugleich aber auch aus seinen andern Ämtern austreten. In die grundgesetzgebende Reichsversammlung sowie in das Landsthing gewählt, wurde er 21. April 1853 zum Premierminister ernannt, neben welchem Amt er auch das Ministerium das Kultus, nachher das des Innern und zuletzt das des Kultus und der Justiz verwaltete. Unter diesem Ministerium wurden teils die besondern Verfassungsgesetze für Lauenburg, Schleswig und Holstein, teils verschiedene Gesetze ausgearbeitet, die den Zweck hatten, die beabsichtigte Verfassungseinheit im dänischen Staat einzuführen, bis dieselbe endlich durch die Verordnung vom 26. Juli 1854 vollendet wurde. Die Opposition des Reichstags hiergegen zwang das Ministerium, 12. Dez. 1854 abzudanken, und führte zu einer Ministeranklage vor dem Reichsgericht, die indessen 28. Febr. 1856 mit Freisprechung endete. Er hat sich um die Verbesserung der dänischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft in hohem Grade verdient gemacht. Von seinen juristischen Schriften sind die wichtigsten: »Haandbog over den danske og norske Lovkyndighed« (Kopenh. 1822–1835, 6 Bde.) und »Eunomia« (1815–22, 4 Bde.). Sein Leben beschrieb er in dem Werk »Af mit Livs og min Tids Historie« (1851–57, 4 Bde.).

3) Anders Sandöe, Naturforscher, Neffe der vorigen, geb. 21. Juni 1816 in Rudkjöbing, gest. 3. Sept. 1872 in Kopenhagen, wurde 1862 Professor der Botanik in Kopenhagen und bereiste 1845–48 Zentralamerika. Er schrieb: »Chênes de l'Amérique tropicale« (Kopenh. 1868); »L'Amérique centrale; recherches sur sa flore, etc.« (das. 1863, unvollendet); »Praecursores florae centroamericanae« (aus dem Nachlaß, das. 1874); »System der Pilze, Lichenen und Algen« (deutsch von Grisebach und Reinke, Leipz. 1873) u.a.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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