Gregorovĭus

Gregorovĭus

Gregorovĭus, Ferdinand, deutscher Geschichtschreiber und Dichter, geb. 19. Jan. 1821 zu Neidenburg in Ostpreußen, gest. 1. Mai 1891 in München, studierte in Königsberg Theologie und Philosophie, trieb aber dann poetische und historische Studien, veröffentlichte seit 1841 mehrere belletristische Werke, unter andern »Werdomar und Wladislaw, aus der Wüste Romantik« (Königsb. 1845, 2 Tle.), dann die bedeutendere Arbeit: »Goethes Wilhelm Meister in seinen sozialistischen Elementen« (das. 1849), der die kleinern Schriften: »Die Idee des Polentums« (das. 1848) und »Die Polen- und Magyarenlieder« (das. 1849), folgten. Die Frucht gründlicher historischer Studien waren die Tragödie »Der Tod des Tiberius« (Hamb. 1851) und die »Geschichte des römischen Kaisers Hadrian und seiner Zeit« (das. 1851, 3. Aufl. 1884; engl., Lond. 1898). Im Frühjahr 1852 begab sich G. nach Italien, das er seitdem vielfach durchwanderte, und wo er sich bis 1874 aufhielt. 1880 unternahm er eine Reise nach Griechenland, 1872 nach Ägypten, Syrien und Konstantinopel. Seitdem lebte er abwechselnd in Rom und in München. Interessante Ergebnisse seiner Beobachtungen und Studien in Italien enthalten das treffliche Werk über »Corsica« (Stuttg. 1854, 2 Bde.; 3. Aufl. 1878; auch ins Englische übersetzt) und die u. d. T. »Wanderjahre in Italien« (5 Bde.) gesammelten, in wiederholten Auflagen erschienenen Schriften: »Figuren. Geschichte, Leben und Szenerie aus Italien« (Leipz. 1856), »Siciliana, Wanderungen in Neapel und Sizilien« (1860), »Lateinische Sommer« (1863), »Von Ravenna bis Mentana« (1871) und »Apulische Landschaften« (1877). Daran schloß sich »Die Insel Capri« (Leipz. 1868, mit Bildern von K. Lindemann-Frommel; 3. Aufl. 1897). Auch sein idyllisches Epos »Euphorion« (Leipz. 1858, 6. Aufl. 1891; von Th. Grosse illustriert, 1872) atmet südliche Luft und klassischen Geist. Er lieferte auch eine gelungene Übersetzung der »Lieder des Giovanni Meli von Palermo« (Leipz. 1856, 2. Aufl. 1886). »Die Grabdenkmäler der römischen Päpste« (Leipz. 1857, 2. Aufl. 1881; engl., Lond. 1903) sind eine Vorstudie zu seinem Hauptwerke, der »Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter« (Stuttg. 1859–73, 8 Bde.; 5. Aufl. 1903 ff.), worin er Rom als Residenz der Päpste und als Mittelpunkt der mittelalterlichen Geschichte mit geschichtlichem Verständnis und unter Würdigung seiner Bau- und Kunstdenkmäler behandelt. Die Stadt Rom beschloß die Übersetzung des Werkes ins Italienische (»Storia della città di Roma nel medio evo«, Vened. 1874–1876, 8 Bde.) und ernannte G. zum Ehrenbürger. Auch ins Englische wurde das Werk übersetzt. Später erschienen von ihm: »Lucrezia Borgia« (Stuttg. 1874, 2 Bde.; 4. Aufl. 1906; franz., Par. 1876; engl., Lond. 1904), eine Ehrenrettung der berüchtigten Frau; »Urban VIII. im Widerspruch zu Spanien und dem Kaiser« (Stuttg. 1879, von G. selbst ins Italienische übersetzt, Rom 1879); »Athenais, Geschichte einer byzantinischen Kaiserin« (Leipz. 1882, 3. Aufl. 1891); »Korfu, eine ionische Idylle« (das. 1882); »Kleine Schriften zur Geschichte der Kultur« (das. 1887–92, 3 Bde.) und »Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter« (Stuttg. 1889, 2 Bde.). Auch gab er die »Briefe Alexanders v. Humboldt an seinen Bruder Wilhelm« (Stuttg. 1880) und einen von ihm aufgefundenen Stadtplan Roms (»Una pianta di Roma delineata da Leonardo da Besozzo Milanese«, Rom 1883) heraus. Nach seinem Tod erschienen: »Gedichte« (hrsg. vom Grafen Schack, Leipz. 1891), »Römische Tagebücher« (hrsg. von Althaus, Stuttg. 1892; 2. Aufl. 1894), »Briefe von Ferd. G. an den Staatssekretär Herm. v. Thile« (hrsg. von H. v. Petersdorff, Berl. 1894), »Ferdinand G. und seine Briefe an Gräfin Ersilia Caetani Lovatelli« (hrsg. von Siegmund Münz, das. 1896, die Zeit 1866–91 umfassend, nebst kurzer Biographie). Nach dem Tode seines Bruders vermachte G. seiner Vaterstadt sein Vermögen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gregorovius — ist der Nachname folgender Personen: Ferdinand Gregorovius (1821–1891), deutscher Schriftsteller Oscar Gregorovius (1845–1913), deutscher Baumeister Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit d …   Deutsch Wikipedia

  • Gregorovius — Gregorovius,   Ferdinand, Kulturhistoriker, * Neidenburg 19. 1. 1821, ✝ München 1. 5. 1891; ursprünglich Journalist und Schriftsteller (politisch satirische Dichtung, Romane, Epen, Dramen), ging 1852 nach Italien …   Universal-Lexikon

  • Gregorovius — Gregorovĭus, Ferd., Geschichtschreiber, geb. 19. Jan. 1821 zu Neidenburg (Ostpreußen), seit 1852 meist in Rom, Ehrenbürger dieser Stadt (1876), gest. 1. Mai 1891 in München; schrieb: »Der Kaiser Hadrian« (1884), »Korsika« (1854), »Geschichte der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ferdinand Gregorovius — (* 19. Januar 1821 in Neidenburg (Ostpreußen); † 1. Mai 1891 in München) war ein deutscher Schriftsteller und Historiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Gregorovius — Saltar a navegación, búsqueda Ferdinand Gregorovius Ferdinand Gregorovius (19 de enero de 1821 1 de mayo de 1891) fue un historiador alemán, el cual se especializaba en la historia medieval de Roma. Es me …   Wikipedia Español

  • Oscar Gregorovius — (* 19. Dezember 1845 in Frankfurt (Oder); † 2. August 1913 in Berlin; vollständiger Name: Oscar Hugo Gregorovius) war ein deutscher Baumeister, Stadtplaner und Gemeindevertreter. Die Familiengrabstätte Gregorovius …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Gregorovius — Naissance 19 janvier 1821 Neidenburg (Prusse orientale) Décès 1er mai 1891 (à 70 ans) Munich Nationalité …   Wikipédia en Français

  • Ferdinand Gregorovius — (January 19, 1821 ndash; May 1, 1891) was a German historian who specialized in the medieval history of Rome. He is best known for Wanderjahre in Italien , his account of the walks he took through Italy in the 1850s, and the monumental Die… …   Wikipedia

  • ГРЕГОРОВИУС — (Gregorovius), Фердинанд (19.1.1821 1.V.1891) нем. историк. Автор ряда исследований, посвященных политич. и культ. истории античности и средневековья. Наибольшую известность получила История города Рима в ср. века ( Geschichte der Stadt Rom… …   Советская историческая энциклопедия

  • Papal election, 1292–1294 — The papal election from April 5, 1292 to July 5, 1294 was the last papal election which did not take the form of a papal conclave. After the death of Pope Nicholas IV on April 4, 1292, the eleven surviving cardinals (a twelfth died during the… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”