- Geologische Landesanstalten
Geologische Landesanstalten sind Institute, die eine planmäßige, über das ganze Land ausgedehnte geologische Kartierung, die Sammlung und wissenschaftliche Verwertung der geognostischen Funde sowie die Ausführung ergänzender Schürfungen und Bohrungen anzuordnen und zu überwachen haben. Die preußische geologische Landesanstalt, hinsichtlich des gesteckten Zieles das großartigste Institut dieser Art, wurde 1873 gegründet und nach der durch Statut von 1875 definitiv geregelten Organisation mit der 1860 gegründeten Bergakademie vereinigt. Sie bearbeitet eine geologische Spezialkarte von Preußen und den thüringischen Staaten im Maßstab von 1:25,000 auf der Grundlage der sogen. Meßtischblätter des Generalstabes, veröffentlicht im Anschluß an dieselbe wissenschaftliche Abhandlungen geologischen, paläontologischen und montanistischen Inhalts (in den »Erläuterungen zu der Spezialkarte«, den »Abhandlungen« und dem »Jahrbuch«) und stellt die gesammelten Gegenstände in einem geologischen Landesmuseum zusammen. Die Spezialkarten über das norddeutsche Schwemmland werden zugleich als Bodenkarten im Interesse der Land- und Forstwirtschaft ausgeführt. Unabhängig von der Landesanstalt läßt die Physikalisch-ökonomische Gesellschaft zu Königsberg Ost- und Westpreußen kartieren und publiziert die Aufnahmen im Maßstab 1:100,000. Ähnlich wie die preußische geologische Landesanstalt sind auch die später gegründeten geologischen Landesanstalten Sachsens, Elsaß-Lothringens, Hessens und Badens eingerichtet. In Württemberg ist von 1863–93 eine geologische Spezialkarte (1:50,000) und eine Übersichtskarte im Maßstab 1:600,000 (4. Aufl., Stuttg. 1899) vom Königlich Statistischen Landesamt veröffentlicht worden; 1903 wurde eine geologische Abteilung bei dem Statistischen Landesamt errichtet, die sich ebenso wie die Institute der vorher genannten Staaten eine Aufnahme im Maßstab von 1:25,000 zum Ziel setzt. In Bayern besteht seit 1869 ein mit dem Oberbergamt verbundenes geognostisches Bureau, das einige Musterwerke nebst Karten im Maßstab von 1:100,000 veröffentlicht hat. Österreich besitzt seit 1849 die geologische Reichsanstalt, die »Verhandlungen«, »Abhandlungen« und ein »Jahrbuch« herausgibt; die Kartenaufnahmen erfolgten auf Blättern im Maßstab von 1:28,000, 1:144,000 und 1:288,000, von 1875 ab im Maßtstab 1:75,000 der neuen Spezialkarte; von den Originalaufnahmen konnten früher nur handkolorierte Kopien bezogen werden, erst seit 1895 erscheint die geologische Spezialkarte im Maßstab 1:75,000 in Lieferungen. Daneben wird in Galizien unter der Leitung der Akademie der Wissenschaften ein geologischer Atlas von Galizien im Maßstab 1:75,000 herausgegeben, und besteht in Böhmen ein Komitee für die naturwissenschaftliche Durchforschung von Böhmen sowie eine Gesellschaft zur Forderung deutscher Wissenschaft etc., welche die geologischen Aufnahmen des böhmischen Mittelgebirges im Maßstab 1:25,000 unterstützt. 1869 wurde die ungarische geologische Anstalt errichtet, 1897 die geologische Landesaufnahme von Bosnien und Herzegowina. England hat in dem Geological Survey of the United Kingdom und den mit diesem eng verbundenen Mining Record Office, Government School of Mines und Museum of Practical Geology die älteste geologische Landesanstalt. Sie besteht seit 1835 und besitzt Zweiganstalten für Irland, Schottland und die meisten Kolonien. Die Karten werden im Maßstab von 1:63,360, die der Kohlenfelder im Maßstab 1:10,560 veröffentlicht. In Frankreich ist das Service de la Carte géologique détaillée de la France seit 1867 mit der Herausgabe einer geologischen Karte im Maßstab 1:80,000 beschäftigt; von den 267 Blättern sind bis jetzt etwa drei Viertel mit kurzen notes explicatives zur Veröffentlichung gelangt;. auch eine Übersichtskarte von Frankreich im Maßstab 1:1,000,000 ist 1889 von dieser Anstalt herausgegeben worden. Daneben erschienen noch Übersichtsblätter im Maßstab 1: 320,000. In Belgien wird von der Commission géologique de Belgique eine geologische Karte im Maßstab 1:40,000 bearbeitet, die in 226 Blättern demnächst fertig vorliegen wird. Die Niederlande besitzen eine offizielle geologische Karte (1:200,000) und eine Übersichtskarte im Maßstab 1:1,500,000, beide bearbeitet von Staring. In Portugal publiziert seit 1883 eine Comissão dos trabalhos geologicos, in Spanien eine Comision del mapa geologica de España geologische Karten, für ersteres Land im Maßstab von 1:100,000 (Übersichtskarte 1:500,000), für letzteres 1:200,000. Für Italien besteht seit 1867 bez. 1874 ein Comitato, bez. Ufficio geologico, das mit der Kartierung auf Grund der Generalstabskarten (1:50,000) beschäftigt ist. In der Schweiz hat die geologische Kommission der Naturforschenden Gesellschaft auf Kosten der Eidgenossenschaft eine geologische Karte im Maßstab 1:100,000 (25 Blätter), und von einzelnen Gegenden mit Zugrundelegung der neuen topographischen Aufnahmen geologische Karten im Maßstab 1:50,000 und 1:25,000 herausgegeben. Im Norden hat Schweden am frühesten, schon 1858, eine geologische Landesaufnahme, die Sveriges geologisca undersõkning, organisiert und publiziert Karten im Maßstab von 1:200,000 und 1:50,000 mit Erläuterungen etc. Norwegen veröffentlicht durch die Norges geologiske Undersögelse sowohl Übersichtskarten im Maßstab 1:1,000,000 (von dem südlichen Norwegen von Kjerulf, von dem nördlichen Norwegen von Dahll) als Detailkarten im Maßstab 1:100,000 und bereitet eine neue geologische Übersichtskarte 1:400,000 vor. Dänemark besitzt seit 1887 eine geologische Landesanstalt, Danmarks geologiske Undersögelse, und gibt geologische Karten 1:100,000 mit sorgfältigen Erläuterungen und außerdem besondere Abhandlungen heraus. Verhältnismäßig spät ist in Rußland ein offizielles Comité géologique ins Leben getreten; es veröffentlicht seit 1882 geologische Abhandlungen, eine Carte géologique générale im Maßstab von 1:420,000 und eine Übersichtskarte des europäischen Rußland (6 Blätter im Maßstab von 1:2,520,000, 1892); Finlands geologisca undersökning, seit 1876 organisiert, hat sich in der seit 1879 begonnenen Herausgabe geologischer Karten im Maßstab von 1:200,000 ganz an Schweden angeschlossen. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas haben die einzelnen Staaten schon seit längerer Zeit hervorragende Opfer für geologische Untersuchungen teils in Form der Anordnung geologischer Aufnahmen, teils in der Organisation von Explorationsreisen gebracht. Daneben sind namentlich auch die Leistungen der Smithsonian Institution zu erwähnen. Eine einheitliche, das ganze ungeheure Staatsgebiet umfassende Organisation wurde aber erst 1879 durch Errichtung einer Zentralstelle, United States Geological Survey, in Washington geschaffen. Auch in Kanada, in Mexiko, in Argentinien und Brasilien, ebenso in Neusüdwales, Victoria und Westaustralien, sodann im Kapland (vordem auch in der Südafrikanischen Republik) und in Indien (Kalkutta) sind g. L. vorhanden. Selbst Japan besitzt seit 1876 eine geologische Landesanstalt, die neuerdings sogar ausschließlich mit japanischem Personal besetzt ist. Vgl. Geologische Karten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.