De Rossi

De Rossi

De Rossi, 1) Giovanni Battista, genannt il Rosso, ital. Maler, Architekt und Bildhauer, geb. 8. März 1494 in Florenz, gest. 1541 durch Selbstmord, bildete sich nach Michelangelo, war anfangs in Florenz tätig, wo er in der Servitenkirche die Himmelfahrt Mariä malte, von 1524–27 in Rom und wurde 1530 von Franz I. nach Frankreich berufen, um das Schloß von Fontainebleau mit Fresken und Stuckarbeiten zu schmücken. Von seinen Fresken haben sich dort zwölf Darstellungen aus dem Leben Franz' I. und der antiken Mythologie erhalten, in denen er sich wie in einer Beweinung Christi im Louvre zu Paris als manierierten Nachahmer Michelangelos zeigt.

2) Pellegrino Luigi Odoardo, Graf, ital. Staatsmann, geb. 13. Juli 1787 in Carrara, gest. 15. Nov. 1848, studierte Rechtswissenschaft in Bologna, wurde 1812 Professor des Strafrechts daselbst, floh aber, da er 1815 von Murat das Amt eines Zivilkommissars in den Legationen angenommen, nach dessen Sturz nach Frankreich und ließ sich 1816 in Genf nieder, wo er 1819 den Lehrstuhl des römischen Rechts und des Kriminalrechts an der Akademie erhielt und 1820 in den Großen Rat der Republik gewählt wurde. 1832 von Genf als Gesandter zur Tagsatzung geschickt, arbeitete er den 1832 angenommenen, unter dem Namen Pacte Rossi bekannten Entwurf einer neuen Verfassung aus. Von der Tagsatzung zur Regelung des polnischen Emigrantenwesens nach Paris gesandt, trat er in den französischen Staatsdienst und erhielt den Lehrstuhl der Nationalökonomie am Collège de France und 22. Aug. 1834 die Professur des Staatsrechts an der Pariser Rechtsschule. 1838 erfolgte seine Aufnahme in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften. 1839 zum Pair erhoben, legte er seine Lehrämter nieder und trat 1840 in den Staatsrat. 1845 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Rom und wurde im Mai 1846 zum Botschafter beim Vatikan und zum französischen Grafen ernannt. An den Reformbestrebungen Pius' IX., dessen Wahl er befördert hatte, nahm er bedeutenden Anteil. Nach der Februarrevolution 1848 legte er seine Stellung als französischer Botschafter nieder, wurde in Bologna zum Deputierten gewählt, bildete nach der Entlassung Fabbris 16. Sept. d. I. ein neues päpstliches Ministerium und übernahm das Innere sowie provisorisch Polizei und Finanzen, ward aber schon 2 Monate später bei der Eröffnung der Deputiertenkammer ermordet. Von Rossis Werken sind hervorzuheben: »Traité du droit pénal« (Par. 1829; 4. Aufl. 1872, 2 Bde.); »Traité de droit constitutionnel français« (das. 1836; 2. Aufl. 1877, 2 Bde.) und »Cours d'économie politique« (das. 1839–41, 2 Bde.; 4. Aufl. 1865). Vgl. Ideville, Le comte P. Rossi, sa vie, son œuvre, sa mort (Par. 1887); Tolra de Bordas, Le comte P. de R. (Amiens 1888).

3) Gian (Giovanni) Battista, ital. Archäolog, geb. 23. Febr. 1822 in Rom, gest. daselbst 20. Sept. 1894, erhielt seine Bildung auf dem Collegium Romanum und veröffentlichte seine ersten Arbeiten in gelehrten Zeitschriften, vornehmlich über die christlichen Inschriften des 1. Jahrh. Sein Hauptaugenmerk richtete er dann aber auf die gründliche Erforschung der römischen Katakomben. Die epochemachenden Ergebnisse seiner Forschungen, durch die er der Begründer der christlichen Archäologie wurde, liegen vor in den Werken: »Inscriptiones christianae urbis Romae septimo seculo antiquiores« (Rom 1857–88, Bd. 1 u. 2); »Roma sotterranea cristiana« (das. 1864–1877, 3 Bde., mit Kupfern; Supplement von Jozzi, 1898; auch ins Französische und Englische übersetzt); »Musaici cristiani« (aus den Basiliken Roms, das. 1872–1900,27 Hefte). Andres von ihm enthält das »Bolletino di Archeologia cristiana«, das er selbst herausgab (seit 1863). R. war Professor an der Universität zu Rom und Mitglied der Pontificia Accademia d'archeologia und gelehrter Gesellschaften des Auslandes. Auch leitete er die Herausgabe der »Codici latini della Vaticana«. Ein Verzeichnis seiner sämtlichen Schriften enthält das bei Gelegenheit seines Jubiläums erschienene »Albo dei sottoscrittori per la medaglia d'oro in onore del commendatore G. B. d. R.« (Rom 1882). Vgl. Baumgarten, Giovanni Battista de R. (Köln 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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