Berger

Berger

Berger, 1) Albrecht Ludwig von, geb. 5. Nov. 1768, war 1813 als Landvogt in Oldenburg beim Abzug der Franzosen mit seinem Freunde Finckh Beisitzer der Kommission, welche die französische Behörde 19. März zurückließ. Nach der Rückkehr der Franzosen wurden beide, weil sie aufständische Regungen nicht hatten unterdrücken können, vom Kriegsgericht in Bremen unter Vandammes Vorsitz zum Tode verurteilt und 10. April 1813 erschossen. Ihre Leichen ließ der Großherzog von Oldenburg nach der Rückkehr in sein Land in der fürstlichen Gruft beisetzen. Vgl. Gildemeister, Finckhs und Bergers Ermordung (Brem. 1814).

2) Johann Erich von, Philosoph, geb. 1. Sept. 1772 in Faaborg auf Fünen als Sohn eines dänischen Generals, gest. 22. Febr. 1833 in Kiel, studierte anfänglich in Kopenhagen, später in Göttingen, hierauf in Jena Philosophie und auf den Rat Schellings Naturwissenschaften, worauf er sich als Landwirt in Holstein niederließ. Seit 1809 hörte er bei Gauß in Göttingen Astronomie, ward 1814 als Professor der Astronomie nach Kiel berufen und nach Reinholds Tode 1823 Professor der Philosophie daselbst. Sein System, das er in seinem Hauptwerk: »Allgemeine Grundzüge der Wissenschaft« (Altona 1817–27, 5 Bde.), niederlegte, war eine Art Identitätsphilosophie. In ihr spielt der Begriff der Bewegung, die den Zusammenhang des natürlichen Werdens (der Dinge) und des idealen Werdens (als höchsten Endziels der Geisterwelt) vermittelt, die Hauptrolle, was auf die Philosophie seines Zuhörers Trendelenburg (s. d.) nicht ohne Einfluß geblieben ist. Vgl. Ratjen, Joh. Erich v. Bergers Leben (Altona 1835).

3) Ludwig, Klavierspieler und Komponist, geb. 18. April 1777 in Berlin, gest. daselbst 16. Febr. 1839, Schüler von J. A. Gürrlich und M. Clementi, den er nach Petersburg begleitete, wo er 6 Jahre verweilte. 1812 ging er zunächst nach Stockholm, dann nach London, wo er wiederum mit Clementi zusammentraf und von diesem in die Öffentlichkeit eingeführt wurde. Seit 1815 wirkte er bis zu seinem Tode mit größtem Erfolg als Lehrer. Unter seinen Schülern glänzen Mendelssohn und W. Taubert. Von seinen Kompositionen stehen die für Klavier obenan, besonders sind seine Etüden noch heute geschätzt.

4) Johann Nepomuk, österreich. Staatsmann, geb. 16. Sept. 1816 zu Proßnitz in Mähren, gest. 9. Dez. 1870 in Wien, studierte die Rechte, Philosophie und Mathematik, schrieb auch belletristische Werke unter dem Namen Sternau. 1844 ward er Assistent für Natur- und Kriminalrecht am Theresianum zu Wien. 1848 ward er als zweiter Präsident des Wiener Schriftstellervereins vom Ministerium besonders bei den Beratungen über die Preßgesetze zugezogen. Ins Frankfurter Parlament gewählt, war er vom Juni 1848 bis April 1849 einer der scharfsinnigsten und schlagfertigsten Redner der äußersten Linken und ward danach in Wien Advokat. Im März 1861 in den niederösterreichischen Landtag gewählt, ward B. von diesem 1863 in das Abgeordnetenhaus gesendet und schloß sich der liberalen Partei an. Als Vertreter der Ausgleichsidee und des Konstitutionalismus wurde B. 30. Dez. 1867 als Minister ohne Portefeuille in das »Bürgerministerium« berufen, verfaßte das sogen. Minoritätsmemorandum, nahm 15. Jan. 1870 seine Entlassung und legte gleichzeitig seine Mandete als Landtags- und Reichsratsabgeordneter nieder. 1870 erhielt B. die Geheimratswürde. Er schrieb: »Die Preßfreiheit und das Preßgesetz« (Wien 1848); »Die österreichische Wechselordnung vom 25. Jan. 1850« (bas. 1850); »Kritische Beiträge zur Theorie des österreichischen allgemeinen Privatrechts« (Wien 1856); »Über die Todesstrafen« (das. 1864); »Zur Lösung der österreichischen Verfassungsfrage« (das. 1861).

5) Louis, Politiker und Industrieller, geb. 28. Aug. 1829 in Witten, gest. 9. Aug. 1891 in Horchheim, Besitzer einer Gußstahlfabrik in Witten (seit 1872 Aktiengesellschaft), war seit 1865 Mitglied des Abgeordnetenhauses, 1874–81 des Reichstags und schloß sich der Fortschrittspartei an, trennte sich aber im Reichstag von ihr, stimmte für das Militärkompromiß von 1874 und stand mit Löwe an der Spitze einer Gruppe, die eine Zwischenstellung zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittspartei einnahm. Er schrieb die Biographie seines Schwiegervaters: »Der alte Harkort, ein westfälisches Lebens- und Zeitbild« (Leipz. 1890, 3. Aufl. 1895).

6) Hugo, histor. Geograph, geb. 6. Okt. 1836 in Gera, studierte in Leipzig Theologie und Philologie, wirkte bis 1877 als Lehrer und wurde 1899 zum Professor für historische Geographie und Direktor des historisch-geographischen Seminars der Universität Leipzig ernannt. Er veröffentlichte: »Die geographischen Fragmente des Hipparch« (Leipz. 1869), »Die geographischen Fragmente des Eratosthenes« (das. 1880) und als Hauptwerk die »Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der Griechen« (das. 1887–93).

7) Johann, Schachspieler, ausgezeichnet im Problemfach, geb. 1845, Lehrer der Handelswissenschaften an der Akademie zu Graz, gewann 1863 im Düsseldorfer Problemturnier den ersten Preis, und diesem Siege folgte eine stattliche Reihe weiterer, unter denen wir diejenigen in den deutschen Ausschreibungen von 1876, 1877, 1878 und 1883 hervorheben. Auch als Analytiker und praktischer Spieler ist B. bedeutend; er errang 1870 den ersten Preis auf dem Grazer Kongreß und gelangte auch in Turnieren ersten Ranges in die Siegergruppe, z. B. 1887 in Frankfurt. Er schrieb: »Das Schachproblem« (Leipz. 1884); »Theorie und Praxis der Endspiele« (das. 1890), ein Werk erstaunlichen Fleißes; »Katechismus des Schachspiels« (das. 1891), gab auch zwei Bände eines »Schachjahrbuchs« (das. 1893 u. 1899) heraus und beteiligte sich an der Redaktion verschiedener Schachzeitungen.

8) Alfred, Freiherr von, Sohn von B. 4), geb. 30. April 1853 in Wien, studierte die Rechte daselbst, wandte sich dann aber ausschließlich philosophischen Studien zu und habilitierte sich 1886 an der Universität seiner Vaterstadt durch die Schrift »Raumanschauung und formale Logik« (Wien 1886) und wurde 1894 zum außerordentlichen Professor ernannt. Auf Grund des seinem Vater verliehenen Großkreuzes des Eisernen Kronenordens wurde er nach dessen Tod in den Freiherrenstand erhoben (1878). 1887 bis Januar 1890 war er artistischer Sekretär des Hofburgtheaters, 1899 folgte er einem Ruf als Direktor des neuerrichteten Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Er veröffentlichte: »Dramaturgische Vorträge« (2. Aufl., Wien 1891); »Studien u. Kritiken« (2. Aufl., Leipz. 1900); »Gesammelte Gedichte« (Stuttg. 1891) und »Im Vaterhaus. Jugenderinnerungen« (Wien 1901, 2 Tle.). Zu Th. Gomperz' Ausgabe von Aristoteles' Poetik (Leipz. 1897) schrieb er die Einleitung: »Wahrheit und Irrtum in der Katharsis-Theorie


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