Tamulen

Tamulen

Tamulen, höchststehender Zweig der Drawida, der in der vorderindischen Landschaft Karnatik (s. d. 1) zwischen Madras und Kap Comorin, auch im nördlichen Ceylon wohnt, in kleinern Gruppen als Kling (s. d.) oder Kalinga in den Seestädten Hinterindiens und Indonesiens verbreitet ist. Die Zahl der T. beträgt in Britisch-Indien (1901) 16,525,500, davon in Madras allein 15,224,447; dazu kommen in Ceylon 750,000, in Ponditscherri und Karikal 200,000, in den Straits Settlements 53,500. Die T. sind meist unter Mittelgröße und von dunkler Hautfarbe; sie haben angenehme, aber etwas grobe Züge, weiches, lockiges Haar und große dunkle Augen (s. Tafel »Ostindische Kultur I«, Fig. 3). Die Sprache der T. (Tamil oder Tamulisch) wird von 14,8 Mill. Menschen gesprochen; sie besitzt eine eigne, aus dem Sanskritalphabet abgeleitete Schrift, dazu eine reichhaltige, alte Literatur und ist die reichste, am höchsten entwickelte und am frühesten kultivierte der Drawidasprachen. Ihre Literatur reicht mit ihren ältesten Denkmälern bis ins 10. Jahrh. n. Chr. zurück und enthält neben zahlreichen Übersetzungen aus den Sprachen des nördlichen Indien auch ausgezeichnete eigne Werke. Ihr berühmtestes ist der »Kural« (»Kurzzeiter«) von Tiruvalluvar, ein gnomisches Gedicht von 1330 kurzen Strophen, mit Sprüchen über die sittlichen Ziele des Menschen, voll zarter und wahrer Gedanken, aber ganz mit den Ideen des Buddhismus durchtränkt. Ausgaben des Gedichtes von Graul mit lateinischer Übersetzung in der »Bibliotheca tamulica« (Leipz. 1854–65, 4 Bde.) und von Pope (Lond. 1886); Proben tamulischer Dichtung gab in metrischer Übersetzung R. C. Caldwell (im »Indian Antiquary«, 1872). Eine Grammatik lieferte J. Lazarus (Lond. 1879), ein Elementarbuch Pope (7. Aufl., das. 1906); tamil-englische Lexika: Rottler (Madras 1834 bis 1841) und Winslow (das. 1862). Über die tamulische Schrift vgl. Burnell (in »Elements of South-Indian palaeography«, 2. Aufl., Lond. 1878) und Bühler, im »Grundriß der indoarischen Philologie«, Bd. 1 (Straßb. 1896). Vgl. auch Graul, Reise nach Ostindien (Leipz. 1854–56, 5 Bde.); Gehring, Südindien, Land und Volk der T. (Gütersl. 1899); Suau, L'Inde tamoule (Tours 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tamulen — (Tamil), ein Volksstamm in Ostindien, bes. auf der Ostküste des Dekan bis weit ins Innere hinein wohnend, ungefähr 10–11 Millionen Seelen stark, trägt unter den verwandten Stämmen noch am deutlichsten die Spuren der altindischen Cultur …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tamulen — Tamūlen, Tamil, drawid. Volk, s. Tamil …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Tamulen — Tamulen, ostind. Volk, von der Küste Malabar bis in das Innere des Dekhan wohnend, auf 10 Mill. berechnet, mit eigener Sprache und ausgebildeter Literatur. (Tamulische Grammatik von Graul, Lpz. 1854; Bibliotheca tamulica von Graul, Bd. I., Leipz …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ceylon — (im Sanskrit nach dem Beinamen des arischen Eroberers Singhala [»Löwenwohnort«] oder Tamraparni, woher das griechische Taprobane, bei den Eingebornen Lankadiva, arabisch Serendib), britische Insel im Indischen Ozean, an der Südspitze von… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Dēkan — (Dekhan, vom sanskritischen Dakschina, das rechts gelegene od. südlich gelegene Land), im Allgemeinen die ganze Südhälfte Vorderindiens, welche ein großes, im W. u. O. vom Medischen Ocean umspültes, im N. durch die Ketten des Vindhyagebirges vom… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kolombo — (Kola ambu), Hauptstadt der Insel Ceylon, an der Südwestküste in einer gegen N. und NW. offenen Bucht, in die das Flüßchen Kailani mündet, und Ausgangspunkt von Bahnen nach Point de Galle und nach Kandy mit Fortsetzungen nach S. und N. Die Stadt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hochzeit — 1. Af der Hochzet wêch Brît, nô der Hochzet Koamer uch Nît. (Siebenbürg. sächs.) – Schuster, 263. 2. Auff Hochzeiten soll man frölich sein, wenn man zu grabe geht, so ists wainens vnd trawrenszeit. – Henisch, 1723, 15. 3. Die erste Hochzeit ist… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Dresdner Mission — Das Evangelisch Lutherische Missionswerk Leipzig ist die heute noch aktive Nachfolgeorganisation der 1836 gegründeten Dresdner Mission, die 1848 nach Leipzig verlegt wurde. Getragen wird es von den Evangelisch Lutherischen Landeskirchen… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-lutherische Mission zu Leipzig — Das Evangelisch Lutherische Missionswerk Leipzig ist die heute noch aktive Nachfolgeorganisation der 1836 gegründeten Dresdner Mission, die 1848 nach Leipzig verlegt wurde. Getragen wird es von den Evangelisch Lutherischen Landeskirchen… …   Deutsch Wikipedia

  • LMW — Das Evangelisch Lutherische Missionswerk Leipzig ist die heute noch aktive Nachfolgeorganisation der 1836 gegründeten Dresdner Mission, die 1848 nach Leipzig verlegt wurde. Getragen wird es von den Evangelisch Lutherischen Landeskirchen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”