Schön [2]

Schön [2]

Schön, 1) Heinrich Theodor von, preuß. Staatsmann, geb. 20. Jan. 1773 in Schreitlauken in Preußisch-Litauen, gest. 23. Juli 1856 in Arnau, studierte in Königsberg die Rechte, trieb unter Kant auch eingehende philosophische Studien, trat 1793 in preußische Staatsdienste, reiste 1798 nach England, wurde darauf Kriegs- und Domänenrat in Bialystok und 1802 Geheimer Finanzrat im Generaldirektorium zu Berlin. Nach der Katastrophe von Jena begleitete er den Hof nach Königsberg, wo er als Geheimer Staatsrat Abteilungsdirektor im Ministerium wurde. Sein Gutachten über die Aufhebung der Erbuntertänigkeit bildet die Grundlage für das darüber erlassene Gesetz; auch Steins »Politisches Testament« beruht auf einem Entwurf Schöns. Nach St eins Rücktritt wurde S. in dem neugebildeten Ministerium Leiter des staatswirtschaftlichen Departements, aber bald Regierungspräsident in Gumbinnen. Daß er keine leitende Stellung im Ministerium erhielt, verletzte seine Eitelkeit und erbitterte ihn gegen Stein und Hardenberg. Als 1813 bald nach dem Abschluß des Yorckschen Waffenstillstandes russische Truppen in Preußen einrückten und die Erhebung Preußens gegen Napoleon begann, schloß sich S. an, wurde 15. März 1813 Generalgouverneur des Landes zwischen der Weichsel und der russischen Grenze, dann Mitglied des Verwaltungsrats der von den Verbündeten besetzten deutschen Provinzen, kehrte im September wieder nach Gumbinnen zurück und wurde 1816 Oberpräsident von Westpreußen, 1824 von ganz Preußen. Als beim Thronwechsel 1840 die Provinz Preußen die Berufung der Reichsstände von neuem in Anregung brachte, unterstützte dies S. durch seine Denkschrift »Woher und wohin?«, ward von dem ihm befreundeten König Friedrich Wilhelm IV. unter Beibehaltung seines Postens als Oberpräsident zum Staatsminister ernannt und wiederholt nach Berlin berufen. Da jedoch seine Ansichten mit denen des Königs nicht übereinstimmten, verließer 1842 den Staatsdienst und wurde zum Burggrafen von Marienburg ernannt, dessen Schloß er zu restaurieren begonnen hatte. S. lebte seitdem auf seinem Gut Arnau bei Königsberg. Über seine Memoiren und Briefe, die sein Sohn u. d. T.: »Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg, Th. v. S.« (Halle u. Berl. 1875–83, 6 Bde.) herausgab, entspann sich ein lebhafter Streit, da verschiedene Behauptungen Schöns über seinen Anteil an der Steinschen Reform und seine Urteile über Zeitgenossen angefochten wurden. Vgl. M. Lehmann, Knesebeck und S. (Leipz. 1875) und Stein, Scharnhorst und S. (das. 1877). Zugunsten Schöns spricht die Schrift: »Zu Schutz und Trutz am Grabe Schöns, von einem Ostpreußen« (Berl. 1876). Als Nachtrag zu den genannten Memoiren erschienen: »Studienreisen eines jungen Staatsmannes in England« (Berl. 1891) und »Zur Knaben- und Jünglingszeit Th. v. Schöns nach dessen Papieren, zusammengestellt von seinem Sohn« (das. 1896). Den Briefwechsel Schöns mit G. H. Pertz und J. G. Droysen gab Rühl heraus (Leipz. 1896).

2) Eduard, geb. 23. Jan. 1825 zu Engelsberg in Schlesien (daher sein Pseudonym E. S. Engelsberg), gest. 27. Mai 1879 zu Deutsch-Jaßnik in Mähren, k. k. Ministerialrat, hatte bei A. M. Storch in Wien gründliche musikalische Studien gemacht und schrieb zahlreiche Kammermusik- und Orchesterwerke, wurde aber besonders als Komponist humoristischer Männerquartette bekannt (»Heini von Steier«, »Der Landtag von Wolkenkuckucksheim«, »Poeten auf der Alm« u.a.), neben denen auch solche ernster Richtung Beifall fanden.

3) Wilhelm von, deutscher Diplomat, geb. 3. Juni 1851 in Worms, trat 1870 als Kriegsfreiwilliger in das Heer, war als Leutnant im 24. Dragonerregiment zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt in Berlin kommandiert und trat 1877 zur diplomatischen Laufbahn über. Nach einer Tätigkeit als Attaché, Legationssekretär und Geschäftsträger in Madrid, Athen, Bern und Haag wirkte S., 1885 vom Großherzog von Hessen erblich geadelt, als erster Sekretär und Botschaftsrat in Paris, war 1896–99 Oberhofmarschall des Herzogs Alfred von Sachsen-Koburg-Gotha, wurde 1900 Gesandter in Kopenhagen, wo er den Deutschen Hilfsverein und ein deutsches Seemannsheim gründete, und Anfang 1906 Nachfolger des Grafen von Alvensleben in Petersburg.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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