Pape

Pape

Pape, 1) Alexander August Wilhelm von, preuß. General, geb. 2. Febr. 1813 in Berlin, gest. daselbst 7. Mai 1895, trat 1830 in das Heer, ward 1856 Major und Direktor des Kadettenhauses in Potsdam, 1860 Bataillonskommandeur und 1863 Kommandeur des ostpreußischen Füsilierregiments Nr. 33 zu Köln. 1866 kommandierte er als Oberst das 2. Garderegiment zu Fuß, zeichnete sich bei Königgrätz aus und wurde im Oktober Kommandeur der 2. Gardeinfanteriebrigade. Während des deutsch-französischen Krieges 1870–71 führte P. die 1. Gardeinfanteriedivision, die zu den Siegen von St.-Privat, Beaumont und Sedan so wesentlich beitrug, und blieb nach der Kapitulation von Paris bis 4. Juni 1871 in St.-Denis zur Sperrung der Nordfront der im Aufruhr befindlichen Hauptstadt. 1880 erhielt er das Kommando des 5. Armeekorps in Posen, 1881 das des 3. Armeekorps in Berlin, 1884 das des Gardekorps, ward 1888 Generaloberst der Infanterie sowie Gouverneur von Berlin und Kommandierender in den Marken und trat im Januar 1895 in den Ruhestand.

2) Heinrich Eduard, Jurist, geb. 13. Sept. 1816 zu Brilon in Westfalen, gest. 11. Sept. 1888 in Berlin, trat 1840 als Auskultator in den preußischen Justizdienst, fungierte darauf als Oberlandesgerichtsassessor bei verschiedenen Gerichten, wurde 1850 Kreisrichter und Mitglied des See- und Handelsgerichts in Stettin und 1856 Appellationsgerichtsrat in Köln. Nachdem er an der Ausarbeitung des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches als Vertreter Preußens teilgenommen, wurde er 1859 als vortragen der Rat in das Justizministerium nach Berlin berufen, 1867 zum preußischen Bevollmächtigten im Bundesrat und nach Errichtung des Bundes-, spätern Reichsoberhandelsgerichts in Leipzig 1870 zum Präsidenten desselben ernannt, beteiligte sich aber außerdem in hervorragender Weise an den großen deutschen Justizgesetzen in der vom Bundesrat eingesetzten Kommission. Nach Umwandlung des Oberhandelsgerichts in das oberste Reichsgericht (1879), kehrte P., der inzwischen zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Titel Exzellenz befördert worden war, nach Berlin zurück, um hier den Vorsitz in der Kommission zur Ausarbeitung des deutschen bürgerlichen Gesetzbuches zu übernehmen. 1884 wurde er zum Mitglied des preußischen Staatsrats ernannt. In seiner Vaterstadt wurde ihm 1899 ein Denkmal gesetzt.

3) Eduard, Maler, geb. 28. Febr. 1817 in Berlin, gest. daselbst 15. April 1905, bildete sich 1834–1839 auf der Berliner Akademie zum Landschaftsmaler und gleichzeitig in Gersts Atelier in der Dekorationsmalerei aus und machte 1845 eine Studienreise nach Tirol, der Schweiz und Italien. 1849–1853 führte er im römischen und griechischen Saal des Neuen Museums landschaftliche Wandgemälde aus, und 1853 wurde er königlicher Professor und Mitglied der Berliner Akademie. Von seinen Bildern besitzt die Nationalgalerie in Berlin den Rheinfall bei Schaffhausen (1866) und den Erlgletscher auf Handeck. Andre Hauptwerke von P. sind: Genfer See von Villeneuve aus gesehen, Mühle im Jura, Ansicht vom Gardasee, Blick auf Bellaggio, im Chamonixtal, am Lago Maggiore gegen Intra, an der Riviera di Levante, Bordighera und Blick von der Fronalp auf die Berge am Vierwaldstätter See.

4) William, Geschichtsmaler, geb. 3. Sept. 1859 in Karlshütte bei Rendsburg, studierte zunächst Philosophie und Naturwissenschaften an der Universität in Berlin, besuchte dann die dortige Kunstakademie, die Akademie Julian in Paris und lernte bei H. Prell die Freskomalerei. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach Italien, Dänemark und Rußland. P. hat sich besonders durch Bilder aus der zeitgenössischen Geschichte bekannt gemacht, die zugleich eine interessante moderne Porträtgalerie (etwa 300 Persönlichkeiten) darstellen. Zwei davon: Ein Reich, ein Volk, ein Gott! (1896) und die Konfirmation des Kronprinzen und des Prinzen Eitel Friedrich (1898), befinden sich im Besitz des deutschen Kaisers. Außerdem sind zu nennen die Aufbahrung Kaiser Wilhelms I. im Dom (1888), König Wilhelm I. am Abend der Schlacht bei Sedan (1901), der Empfang des Kaisers auf der Sparrenburg (Wandgemälde für das neue Rathaus in Bielefeld, 1903). Seine neuesten Arbeiten auf diesem Gebiete sind: Die letzte Festsitzung der königlichen Akademie der Wissenschaften im alten Hause und Eine Sitzung der Budgetkommission des Reichstags. Außerdem hat er ein Bild für Luthers Sterbehaus in Eisleben (Luthers letztes Bekenntnis, 1905), Einzelbildnisse (darunter den Kaiser, die Kaiserin, Miquel), Genrebilder und Landschaften gemalt. Er lebt in Berlin.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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