Nelson [2]

Nelson [2]

Nelson (spr. nells'n), Horatio, Viscount, Herzog von Bronte, brit. Seeheld, geb. 29. Sept. 1758 zu Burnham-Thorpe in der Grafschaft Norfolk, wo sein Vater Pfarrer war, gest. 21. Okt. 1805, kam im Alter von 12 Jahren auf ein Linienschiff, dessen Kapitän sein Oheim war, fuhr 1771 auf einem Kauffahrer nach Westindien und nahm 1773 an der Nordpolexpedition des Kapitäns Lutwidge teil. 1774 ging er als Midshipman nach Ostindien, ward 1777 Leutnant und 1779 Kapitän. Er diente in der amerikanischen und der Nordseeflotte, besuchte nach dem Versailler Frieden (1783) Frankreich und ward 1784 bei den Leewardinseln in Westindien stationiert. Nachdem er sich 1787 mit einer Westindierin verheiratet hatte, kehrte er nach England zurück und wurde beim Ausbruch des Krieges gegen Frankreich 1793 zum Kapitän des Agamemnon ernannt, der zur Flotte des Admirals Hood gehörte. Im August d. J. nach Neapel beordert, trat er hier in vertraute Beziehungen zu der Lady Hamilton (s. d. 8, S. 695). Noch in demselben Jahre nach Korsika geschickt, verlor er bei der Belagerung von Calvi ein Auge. In der Seeschlacht am Kap St. Vincent (15. Febr. 1797), an der er unter Sir John Jervis als Kommodore teilnahm, eroberte er drei spanische Linienschiffe und nahm den spanischen Admiral gefangen. Darauf wurde er als Konteradmiral mit dem Befehl über einen Teil des Blockadegeschwaders vor Cadiz betraut und unternahm von hier aus einen Angriff auf Santa Cruz, bei dem er den rechten Arm verlor. Im Januar 1798 erhielt er den Befehl über ein Geschwader im Mittelmeer, mit dem Auftrag, den Hafen von Toulon zu bewachen, wo die ägyptische Expedition ausgerüstet wurde. Nachdem es Bonaparte geglückt war, unbemerkt auszulaufen, suchte N. ihn auf allen Meeren auf, fuhr von Toulon und Neapel nach Messina, darauf nach Alexandria (28. Juni), kehrte, als er den Feind nicht fand, nach Sizilien zurück und segelte dann zum zweitenmal nach Alexandria. Endlich traf er 1. Aug. die Franzosen und schlug sie bei Abukir; er selbst ward dabei durch einen Schuß am Kopfe verwundet. Seine Belohnung für diesen glänzenden Sieg war seine Ernennung zum Baron N. vom Nil und eine Pension von 2000 Pfd. Sterl. Von Abukir wurde N. nach Neapel gesandt, dessen König ihn zum Herzog von Bronte ernannte. Nach dem unglücklichen Ausgang des von Neapel an Frankreich erklärten Krieges zog er sich mit dem Hof nach Palermo zurück (im Dezember 1798), unterstützte von hier aus die Gegenrevolution im Neapolitanischen, befleckte aber seinen Namen durch den Bruch der Kapitulation, welche die Republikaner mit dem Kardinal Ruffo geschlossen hatten, und durch die Grausamkeit, mit der er den greifen Admiral Caracciolo hinrichten ließ (im Juni 1799). Einem Befehl des kommandierenden Admirals, nach Minorca zu segeln, leistete N. im Juli 1799, da er sich von Lady Hamilton nicht trennen mochte, keinen Gehorsam. Darauf wurde er im Mai 1800 abberufen und kehrte im November in Begleitung der Lady und ihres Gatten nach England zurück. Im folgenden Jahre ward er zum Vizeadmiral ernannt, nahm unter Admiral Parker an der gegen die »bewaffnete Neutralität« der nordischen Seemächte abgesandten Expedition teil und erhielt 2. April 1801 den Auftrag, mit 12 Linienschiffen und 3 Fregatten die Defensionslinie von Kopenhagen anzugreifen. Der Kampf blieb nach fünfstündiger Dauer unentschieden, bald darauf führte der Tod des Kaisers Paul von Rußland zu friedlichem Ausgleich. Bei seiner Rückkehr zum Viscount ernannt, erhielt N. das Kommando der Flotte im Kanal, mit der er 16. Aug. 1801 einen vergeblichen Angriff auf die französischen Schiffe vor Boulogne machte. Nach dem Frieden von Amiens lebte er zu Merton in der Grafschaft Surrey mit Lady Hamilton, deren Gemahl 6. April 1803 starb. Nach dem Wiederausbruch der Feindseligkeiten übernahm er im Mai 1803 den Befehl im Mittelmeer und griff die spanisch-französische Flotte 21. Okt. 1805 beim Vorgebirge Trafalgar an. Schon war die Schlacht, die mit der völligen Niederlage der Franzosen und Spanier endigte, entschieden, als N. von einer Musketenkugel tödlich getroffen wurde. Seine Leiche ward 9. Jan. 1806 in der Paulskirche zu London unter einem prächtigen Monument beigesetzt. Denkmäler wurden ihm außerdem auf Trafalgar Square in London, ferner in Norwich, Edinburg und zu Montreal in Kanada errichtet. Doch beachtete man seinen Wunsch, für die Lady Hamilton und deren Tochter Horatia zu sorgen, nicht. Seine Erben (gegenwärtig sein Großneffe Horatio, geb. 1823) führen seit 1805 den Titel: Graf N., Viscount von Trafalgar. Die »Dispatches and letters of the Viceadmiral Lord Viscount N.« gab Nicolas (1844, 7 Bde.), eine Auswahl daraus Laughton (1886), die »Letters to Lady Hamilton« Douglas Sladen (Lond. 1905) heraus. Sein Leben beschrieben unter andern Churchill (1808), Clarke und Mac Arthur (1819, neue Ausg. 1848), Southey (1813, in zahlreichen Ausgaben bis zur Gegenwart), Pettigrew (1849, 2 Bde.), Lathom Browne (1890), Laughton (1895, 2. Aufl. 1899), Mahan (1897 u. ö.), Beresford (1898), Fitchett (1902), Holme (1905). Vgl. auch Jeaffreson, Lady Hamilton and Lord N. (Lond. 1887, 2 Bde.) und The queen of Naples and Lord N. (das. 1889, 2 Bde.); »N. and the Neapolitan Jacobins: documents relating to the suppression of the Jacobin revolution at Naples, June 1799« (hrsg. von H. C. Gutteridge, Lond. 1903); S. Eardley-Wilmot, Nelson's last campaign (das. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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