Maine [3]

Maine [3]

Maine (spr. mēn, abgekürzt Me.), nordöstlichster Staat der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 43°6'–47°28' nördl. Br. und 66°57'–71°7' westl. L., grenzt im N., NW. und O. an die kanadischen Provinzen Quebec und Neubraunschweig, im SO. an den Atlantischen Ozean, im W. an New Hampshire und enthält 85,570 qkm. Der größte Teil der 360, entlang den zahlreichen tiefen Fjordeinschnitten aber 4000 km langen Küste ist steil und bietet zahlreiche landumschlossene oder durch vorlagernde Inseln gedeckte Hafenbuchten. Am wichtigsten sind die Cascobai (mit 365 Inseln), an der Portland liegt, die Sheepscotbai, die Penobscotbai, die Frenchmansbai und die Passamaquoddybai mit dem Lubec Channel. Unter den zahlreichen Küsteninseln ist Mount Desert Island in der Frenchmansbai die schönste und größte. Mit Ausnahme der unfruchtbaren, sich längs des Meeres hinstreckenden, teilweise sumpfigen Ebene ist die Oberfläche hügelig. Ein granitischer Gebirgszug mit nackten Gipfeln, aber dichtbewaldeten Abhängen erstreckt sich von den White Mountains in New Hampshire in nordöstlicher Richtung durch den Staat und erreicht im Katahdin eine Höhe von 1589 m. Die 1620 Seen nehmen zusammen gegen 6000 qkm oder 7 Proz. von der Gesamtoberfläche ein; die namhaftesten sind die Rangeley-Seen (200 qkm und 450 m ü. M.), der Moosehead-See (310 qkm und 312 m ü. M.), der Chesuncook, Pemadumcook, Chamberlain, Grand Lake u. a. Die wichtigsten Flüsse sind: der in den White Mountains entspringende Saco, der dem Umbagog entströmende Androscoggin, der Kennebec, der durch den Mooseheadsee fließt, und der Penobscot, beide letztern die wichtigsten. Der Ste. Croix und St. John bilden teilweise die Grenze gegen Neubraunschweig. Schiffbar sind die Flüsse nur in der Nähe der Mündung, durch ihre zahlreichen Fälle und Schnellen bieten sie aber sehr ausgiebige Wasserkräfte für die Industrie (1900 insgesamt 167,264 Pferdekräfte, d. h. 62 Proz. der in der Industrie tätigen Maschinenkräfte). Das Klima ist im allgemeinen gesund. Der Winter ist lang und hart, so daß Seen und Flüsse monatelang mit Eis bedeckt sind und Bangor am Penobscot infolge des Eises durchschnittlich 125 Tage im Jahr unzugänglich ist. Der Sommer ist ziemlich heiß. In Portland beträgt die Mitteltemperatur des Jahres 7,2, des Januar -5,5, des Juli 20,3°, während das Thermometer im Winter bis auf -26° sinkt, im Sommer bis auf 36° steigt. Jährlich fallen 1070 mm Niederschläge. Über 25 Proz. der Todesfälle werden durch Schwindsucht verursacht, während Sumpffieber ganz unbekannt sind. Die großen Waldungen bestehen vorwiegend aus Nadelhölzern, aber auch aus Ulmen, Platanen, Buchen, Ahornen, Eichen, Eschen, Weiden, und werden im Winter stark ausgebeutet. Die Tierwelt zeigt eine Mischung nördlicher und südlicher Formen. Bären, Wölfe, Wildkatzen, Füchse, Biber, das amerikanische Elen, Hirsche finden sich noch in den Wäldern, Seehunde in vielen Baien, Fische in Menge in den Seen und Flüssen sowie im Meer. Die Bevölkerung wuchs bis Mitte des 19. Jahrh. stark (von 96,540 Seelen im J. 1790 auf 583,169 im J. 1850), aber seither nur noch mäßig bis auf 694,466 im J. 1900, d. i. 8,9 auf 1 qkm. Männlich waren 1900: 350,995, weiblich 343,471, Neger und Mulatten 1319, Indianer 798, im Ausland geboren 93,330 (darunter 67,077 in Kanada, 10,159 in Irland, 4793 in England, 2127 in Schottland, 1935 in Schweden, 1356 in Deutschland). Die Indianer wohnen meist in festen Ansiedelungen am Penobscot und an der Passamaquoddybai, sind katholisch und haben in der Kultur bedeutende Fortschritte gemacht. Die öffentlichen Schulen hatten 1900: 6664 Lehrkräfte und 132,415 Schüler. Außerdem bestehen 4 Colleges mit 133 Lehrern und 1352 Studierenden, darunter das Bowdoin College zu Brunswick mit 21 Dozenten, 283 Studierenden und einer Bibliothek von 79,000 Bänden. Es erschienen 1904: 158 Zeitungen. Ein protestantischer und ein katholischer Bischof residieren in Portland. Von gemeinnützigen Staatsanstalten bestehen eine Irrenanstalt (zu Augusta), eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher und ein Gefängnis. Land- und Forstwirtschaft und Fischerei bilden die Haupthilfsquellen. Die Landfläche der 59,299 Farmen betrug aber 1900 bloß 2,52 Mill. Hektar (nicht ganz 30 Proz. von der Gesamtfläche), die kultivierte Fläche (improved farmland) 0,9 Mill. (10,5 Proz.), und davon 510,000 Hektar lediglich zum Wiesenbau, nur 67,000 Hektar aber zum Getreide-, 36,000 Hektar zum Gemüse- und 28,000 Hektar zum Kartoffelbau. Hafer erntete man 1900 von 40,000 Hektar 3,8 Mill. Bushels, Buchweizen von 11,000 Hektar 468,000 Bushels, Mais von 6800 Hektar 645,000 Bushels, Weizen von 2700 Hektar 117,000 Bushels, und von dem Werte aller Ernteerträge (19,3 Mill. Doll.) entfielen 10,6 Mill. Doll. auf Heu, 4,96 Mill. Doll. auf Gemüse, 2,14 Mill. Doll. auf Getreide, 1 Mill. Doll. auf Obst. Weitverbreitet ist noch die Apfelkultur, die 4,2 Mill. tragende Bäume zählt. Die Forstfläche des Staates wird auf 79 Proz. von der Gesamtfläche veranschlagt, und die gewerbsmäßige Holzschlägerei ergab 1900: 13,489,401 Doll. Der Viehstand betrug 1900: 140,310 Pferde, 354,470 Rinder, 427,209 Schafe, 88,561 Schweine. An der Seefischerei der Neuenglandstaaten (besonders auf Stockfische, Makrelen, Heringe und Sardinen), die 1902: 12,280,401 Doll. ergab, beteiligt sich M. in hervorragender Weise. An nutzbaren Mineralien werden namentlich Granit (an der Penobscotbai, am Kennebec etc., insgesamt 1902 für 2,659,450 Doll.), Kalkstein zur Kalkbrennerei (für 745,132 Doll.) und Schiefer (für 206,558 Doll.) gewonnen und weithin verschifft, während die vorhandenen Goldseifen, ebenso wie die Kupfer- und Bleierzgänge (im Aroostookgebiete) sich nicht als hinreichend ergiebig gezeigt haben. Die Industrie lieferte 1900 aus 6702 Betrieben mit 74,816 Arbeitern für 127,361,485 Doll. Waren und ist besonders ansehnlich hinsichtlich der Baumwoll- und Wollverarbeitung (15 Betriebe, 13,723 Arbeiter, 14,631,086 Doll., bez. 81 Betriebe, 7324 Arbeiter, 13,744,126 Doll.), der Papierfabrikation (35 Betriebe, 4851 Arbeiter, 13,223,275 Doll.), der Fischkonserven (4,779,733 Doll.), der Müllerei (3,399,832 Doll.), des Maschinenbaues und der Gießerei (3,298,706 Doll.), des Schiffbaues (2,491,765 Doll.) und der Gerberei (2,451,713 Doll.). Der Bau hölzerner Schiffe wurde freilich früher viel schwungreicher betrieben. Die Handelsflotte besteht aus 1705 Schiffen (178 Dampfer) von 258,779 Ton. Der Handel, gefördert durch zahlreiche gute Häfen und durch 3085 km Eisenbahnen, ist besonders lebhaft mit New York und Boston sowie mit Kanada, England und Deutschland; zur Ausfuhr gelangen namentlich: Bauholz, Bausteine, Vieh, Fische und Fischpräserven, Äpfel und Ahornzucker. Nach der Konstitution vom 29. Okt. 1819, 1848 und 1850 nicht unerheblich abgeändert, steht an der Spitze der Regierung ein Gouverneur, der auf zwei Jahre gewählt wird, und dem ein Staatsrat von sieben ebenfalls auf zwei Jahre gewählten Räten zur Seite steht. Die gesetzgebende Gewalt wird von einem Senat von 31 Mitgliedern und einem Abgeordnetenhaus von 150 Mitgliedern ausgeübt. Beide Häuser werden jährlich neu gewählt. In den Kongreß der Union entsendet M. zwei Senatoren und vier Repräsentanten, bei der Präsidentenwahl hat es sechs Stimmen. Alle Richter werden vom Gouverneur mit Beirat und Zustimmung des Staatsrats auf sieben Jahre ernannt. Für die Rechtspflege bestehen ein höchster Gerichtshof (Supreme Judicial Court) mit acht Richtern, 16 Grafschaftsgerichte und in den größern Städten Munizipal- und Polizeigerichtshöfe. Das Liquor Law verbietet den öffentlichen Verkauf geistiger Getränke; Weißen ist die Heirat mit Negern oder Indianern untersagt. Der gesamte Steuerwert des Staates betrug 1904: 352,228,897, die öffentliche Schuld 1,653,000 Doll. Der Staat wurde 1820 in die Union aufgenommen und zerfällt in 16 Grafschaften. Hauptstadt ist Augusta, die bedeutendste Stadt aber Portland. – Die erste europäische Ansiedelung fand 1607 in der Gegend des jetzigen Philippsburg statt, wurde aber bald wieder aufgegeben. Seit 1625 kamen Ansiedler aus New Hampshire und 1635 französische Kolonisten an, die das Land nach ihrer französischen Heimat M. nannten. In demselben Jahre wurde es von der Plymouthkompanie, der es von Jakob I. zugewiesen worden, an zwei Privatleute, Mason und Georges, abgetreten und nach des letztern Tode 1652 größtenteils an Massachusetts käuflich überlassen. Seitdem bildete es einen Teil dieses Staates. Schon 1792 verlangte es als selbständiger Staat in die Union aufgenommen zu werden, bildet aber solchen erst seit 1820. Vgl. Varney, Brief history of M. (2. Aufl., Portl. 1890); Macdonald, Government of M. (New York 1902); Williamson, Bibliography of the state of M. (Portl. 1896, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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