Kruzifēren

Kruzifēren

Kruzifēren (Cruciferae, Kreuzblütler), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Rhöadinen, Kräuter oder seltener Halbsträucher mit bisweilen rübenartig verdickter Pfahlwurzel.

Geschlechtsteile einer Kreuzblume.
Geschlechtsteile einer Kreuzblume.

Die nebenblattlosen Blätter sind wechselständig, häufig fiederspaltig, leierförmig, auch mehrfach gefiedert, oft mit herz- oder pfeilförmiger Basis sitzend. Die Blüten stehen in endständigen Trauben ohne Deckblätter und haben zwei gekreuzte Paare von freien Kelchblättern. Die vier langgenagelten, meist weiß, gelb oder violett gefärbten Blumenblätter stehen kreuzweise mit den vier Kelchblättern abwechselnd. Von den sechs meist freien Staubblättern (s. Abbildung) stehen zwei kleinere den beiden seitlichen Kelchblättern gegenüber, die andern paarweise vorn und hinten. Auf dem Blütenboden befinden sich nektarabsondernde Drüsenhöcker an der Basis der Staub- und Blumenblätter. Der oberständige, einfache Fruchtknoten wird aus zwei rechts und links stehenden Karpellen gebildet und trägt einen einfachen Griffel mit zwei Narbenlappen. Die Scheidewand im Fruchtknoten ist von vorn nach hinten gerichtet und entsteht durch Wucherung des Placentargewebes; da, wo sie in die Fruchtknotenwand übergeht, sind die Samenanlagen in jedem Fach in Längsreihen angeheftet. Die Früchte sind meist Schoten; sie springen mit zwei Längsklappen, nämlich den ursprünglichen Fruchtblättern, von untenher auf, wobei die Placenten und die zwischen ihnen ausgespannte häutige Scheidewand als Rahmen (replum) stehen bleiben. Die Kapsel ist entweder länger als breit (Schote, siliqua), oder ebenso breit, oder breiter als lang (Schötchen, silicula). Einige K. bilden in den Fächern Querscheidewände, an denen die reife Frucht der Quere nach in mehrere übereinander stehende, nußartig geschlossene, oft einsamige Glieder auseinander bricht (Gliederschote, Gliedernuß, lomentum). Diese können weniggliederig, ja selbst eingliederig sein und im letztern Fall nußartig und einsamig auftreten. Die Samen haben meist kein Nährgewebe, der Keimling hat blattartige, ziemlich große, an fettem Öl reiche Kotyledonen und ist in der Weise gekrümmt, daß das Würzelchen dem Rücken (Notorhizeae) oder der Bauchseite (Orthoploceae) oder der Seitenkante (Pleurorhizeae) der beiden auseinander liegenden Keimblätter anliegt; letztere sind bisweilen nicht flach, sondern einfach (Spirolobeae) oder mehrfach (Diplecolobeae) gekrümmt. Die K. bilden eine einheitliche Familie, die gegen 1200 Arten enthält und vorwiegend in der nördlichen gemäßigten und kalten Zone verbreitet ist. Wichtigste Unterfamilien sind a) Sinapeae (Lepidium, Thlaspi, Cochlearia, Alliaria, Sisymbrium, Sinapis, Brassica, Raphanus, Nasturtium, Cardamine u. a.) und b) Hesperideae (Capsella, Camelina, Draba, Aralia, Erysimum, Cheiranthus, Alyssum, Berteroa, Hesperis, Matthiola u. a.) Die K. enthalten in allen Teilen schwefelhaltige ätherische Öle von scharfem Geruch und Geschmack. Einige Arten sind daher als antiskorbutische Heil- und Genußmittel sowie als kräftig blasenziehende Arzneien verwendbar. Andre liefern wirkliche Nahrungsmittel, wie namentlich der Kohl in seinen verschiedenen Varietäten. Die Samen von Raps, Rübsen u. a. geben fettes Öl und als Futtermittel verwendbare Preßrückstände (Rapskuchen); der Waid liefert einen blauen Farbstoff; Lack, Levkoje u. a. sind Zierpflanzen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kruziferen — Kruzifēren (Crucifĕrae), Kreuzblütler, artenreiche Pflanzenfamilie der Rhöadinen, Kräuter oder Halbsträucher, über die ganze Erde verbreitet, mit vier übers Kreuz gestellten Blumenkronenblättern [Abb. 993 a]. Die Früchte sind Schoten [b],… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gemüse — (hierzu Tafel »Gemüsepflanzen I IV«), Pflanzen oder Pflanzenteile, wie Blätter, Blattstiele, Schößlinge, Fruchtböden, Früchte, rüben und zwiebelartige Wurzeln, die als Nahrung der Menschen dienen. Die wichtigsten Gemüsepflanzen gehören der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wurzelbrand — Wurzelbrand, durch Pilze hervorgebrachte Erkrankung der Keimpflanzen verschiedener Kulturgewächse, besonders der Kruziferen, bei der das Stengelchen unterhalb der Keimblätter schwarz wird, schrumpft und das Pflänzchen umfällt und abstirbt. Bei… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Äthērische Öle — (flüchtige Ole, Essenzen), flüchtige Flüssigkeiten, denen die Pflanzen in der Regel ihren eigentümlichen Geruch verdanken. Sie finden sich sehr verbreitet im Pflanzenreich, am reichlichsten in den Familien der Umbelliferen, Labiaten, Kompositen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Allylalkohol — (Akrylalkohol) C3H6O oder CH2.CH.CH2.OH entsteht bei Destillation von Glyzerin mit Oxalsäure, bei Einwirkung von Wasserstoff im Entstehungsmoment auf Akroleïn, bildet eine farblose Flüssigkeit, riecht stechend, schmeckt brennend, mischt sich mit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Alyssum — Tourn. (Steinkraut), Gattung der Kruziferen, Kräuter, Stauden oder Halbsträucher mit einfachen, behaarten Blättern, kleinen weißen oder gelben Blüten und eiförmigen bis kreisrunden Früchten. Etwa 100 Arten, besonders in den Mittelmeerländern.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Andrz. — Andrz., bei Pflanzennamen Abkürzung für Anton Lukianowicz Andrzejowski, geb. 1784 in Wolhynien, gest. 22. Dez. 1868 zu Stawicze im Gouv. Kiew als Professor der Botanik. Kruziferen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Arăbis — L. (Gänsekresse, Gänsekohl), Gattung der Kruziferen, ein jährige und ausdauernde Kräuter mit einfachen, büschel oder rosettenständigen Blättern, meist weißen Blüten und linealen Schoten. Über 100 Arten, meist im Norden der Alten und Neuen Welt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Aubrietĭa — Adans., Gattung der Kruziferen, ausdauernde, rasenbildende Kräuter mit purpurroten, selten weißen Blüten und eiförmiger bis länglicher, selten linealischer Frucht. Von den zwölf Arten in den Gebirgen des Mittelmeergebiets werden mehrere, wie die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bastardpflanzen — (Hybriden, Blendlinge, Mischlinge), Produkte geschlechtlicher Zeugung zwischen zwei verschiedenen Pflanzenarten (Stammformen). Eine solche Verbindung nennt man Hybridation oder zweiartige Kreuzung, im Gegensatze zur gewöhnlichen oder einartigen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”