- Katzbach
Katzbach, linker Nebenfluß der Oder in Schlesien, entspringt auf dem Bleiberg bei Ketschdorf im preuß. Regbez. Liegnitz, hat zuerst nördliche, dann nordöstliche Richtung und mündet nach 98 km langem Lauf unfern Parchwitz. Die K. hat einen reißenden Lauf, ihr Gefälle beträgt 360 m; sie ist aber im Sommer wasserarm. Zuflüsse sind die Schnelle Deichsel auf der linken und die Wütende Neiße auf der rechten Seite. – Berühmt ist die K. durch die Schlacht 26. Aug. 1813. Die schlesische Armee, aus einem preußischen Korps (Yorck) und zwei russischen (Langeron und Sacken) bestehend, unter Blücher war vor der französischen Übermacht, die Napoleon selbst Mitte August gegen sie heranführte, vom Bober bis hinter die K. zurückgewichen, aber auf die Kunde von Napoleons Rückkehr nach Dresden wieder vorgegangen, als der französische Befehlshaber, Marschall Macdonald, mit etwa 80,000 Mann, die Nähe der Feinde nicht ahnend, die K. überschreiten wollte. Blücher hatte 26. Aug. seinem rechten Flügel unter Sacken befohlen, den Feind bei Liegnitz zu beschäftigen; Yorck sollte im Zentrum, Langeron auf dem linken Flügel rechts und links von der Wütenden Neiße bis zur K. vorgehen und diese überschreiten. Als die Vortruppen von den mit Übermacht andringenden Franzosen auf das Plateau rechts der Neiße zurückgedrängt wurden, ließ Blücher Yorck und Sacken auf dem Plateau Stellung nehmen, befahl, einen Teil der Feinde herauszulassen, dann anzugreifen und sie ins Neißetal wieder hinabzuwerfen. Um 3 Uhr nachmittags begann Yorcks linker Flügel den Angriff und warf mehrere französische Bataillone mit Bajonett und Kolben nieder. Ein verunglückter Reiterangriff drohte die Linie Yorcks zu zerreißen, indes ein Vorgehen der russischen und preußischen Kavallerie unter Blücher sowie der Infanterie unter Yorck brachte den Feind zum Weichen; alle Versuche neuer auf der Höhe anlangender französischer Truppen, den Andrang der Verfolger aufzuhalten, blieben erfolglos; sie wurden mit fortgerissen. Dem Tal der Wütenden Neiße zueilend, wurden die Flüchtigen durch festgefahrene Kanonen etc. aufgehalten; viele ertranken in dem angeschwollenen Fluß, und eine bei Niederkrayn geschlagene Notbrücke, für die andringende Menge nicht ausreichend, brachte andern den Tod. Die Artillerie der Verbündeten rückte bis an den Talrand vor und vollendete die Niederlage des Feindes, dessen Verfolgung nur der Einbruch der Nacht und das schlechte Wetter hinderten. Der linke Flügel der Verbündeten unter Langeron blieb untätig. Das siegreiche Heer, das die Nacht in heftigem Regen ohne Schutz und Lebensmittel auf dem Schlachtfelde verbrachte, nahm die Verfolgung erst am 27. Aug. auf: 29. Aug. wurde bei Plagwitz die Division Puthod zersprengt; 1. Sept. stand der Vortrab an der Lausitzer Neiße, ganz Schlesien war vom Feinde befreit. 103 Kanonen, 2 Adler, 18,000 Gefangene, darunter 3 Generale, im ganzen 30,000 Mann, hatten die Franzosen verloren; das Heer war aufgelöst. Die Verbündeten hatten einen Verlust von 3400 Mann an Toten und Verwundeten. Die Soldaten nannten die Schlacht erst die Schlacht an der Wütenden Neiße, Blücher gab ihr aber nach der K. den Namen aus Rücksicht auf Sacken. Er selbst erhielt 1814 den Titel eines Fürsten Blücher von Wahlstadt nach dem nahen, durch die Mongolenschlacht von 1241 bekannten Dorf Wahlstadt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.