- Hängebahn
Hängebahn (Schwebe- oder Luftbahn; hierzu Tafel »Hängebahn: Schwebebahn Barmen-Elberfeld-Vohwinkel«), eine Bahn, deren Wagenkasten an den Radgestellen hängen, also sich unter der Bahn befinden (s. die Textfiguren 1–4, S. 772). Während die gewöhnlichen Standbahnen immer (mindestens) zweier Schienen bedürfen, damit die Fahrzeuge nicht umfallen, können die Hängebahnen sowohl zwei als einschienig sein, da ihre Fahrzeuge wohl etwas schwanken, jedoch nicht umfallen können. Sie sind bisher vorwiegend als einschienige Förderbahnen für Rohgüter (Steine, Erze, Kohlen, Erden etc.), zum Transport von den Fund- zu den Verbrauchs- oder Verladestellen auf mäßige Entfernungen ausgeführt, wobei als Tragschiene ein gespanntes Drahtseil dient. Solche Hängebahnen werden in der Regel als Seilbahnen (s. d.; Drahtseilbahnen, Drahtluftbahnen), richtiger jedoch als Seil-Hängebahnen bezeichnet, da das Wort Seilbahn auch Standbahnen mit Seilbetrieb, also etwas ganz andres bedeuten kann. Die Seil-Hängebahnen werden fast stets doppelspurig, d. h. mit zwei Tragseilen angelegt, so daß sich auf einem Seil der Hingang, auf dem andern der Rückgang der Fördergestelle vollzieht und diese sich in kleinen Abständen folgen können. Zweischienige Hängebahnen sind schon früher für gleiche Zwecke wie die Seil-Hängebahnen, und zwar mit starren Schienen an einigen Punkten, unter andern für Salinenbetrieb in Hall und Ischl, zur Ausführung gelangt, aber durch die einschienigen überholt.
In neuerer Zeit ist auf Antrieb des Ingenieurs Eugen Langen (s. d.) in Köln zunächst die zweischienige H. für schnellen städtischen Personenverkehr in Vorschlag gebracht, durch eine Versuchsstrecke bei Deutz als brauchbar erwiesen, für eine etwa 13 km lange Stadthochbahn über der Wupper in Barmen-Elberfeld entworfen und der »Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen« in Nürnberg zur Ausführung übertragen worden. Bei der weitern Durcharbeitung der Bauentwürfe unter Leitung von Feldmann und Petersen erwies sich jedoch die einschienige Anordnung als wesentlich zweckmäßiger, namentlich weil sie bei Ausschluß der Entgleisungsmöglichkeit ein freies Einstellen des Wagens nach der Mittelkraft aus Schwer- und Fliehkraft ermöglicht, so daß das Durchfahren auch sehr scharfer Krümmungen gefahrlos erfolgt und den Fahrgästen nicht fühlbar wird, ein Umstand, der dieses System auch für große Geschwindigkeiten (Fernschnellbahnen) besonders geeignet erscheinen läßt. So wurde die elektrische Elberfeld-Barmer Stadtbahn (Tafel, Fig. 1 u. 2, und Textfig. 1 u. 2) als einschienige Schwebebahn erbaut und ist z. T. bereits seit 1. März 1901, in voller Ausdehnung von 13,5 km seit 1903 mit bestem Erfolg in regelmäßigem Betrieb. Auch in Loschwitz bei Dresden ist eine kleinere Ausführung gleicher Art, jedoch mit starker Steigung vom Elbufer zum »Weißen Hirsch« hinauf im Betrieb. Weitere Entwürfe für andre Städte, wie Berlin und Hamburg, werden zurzeit lebhaft erörtert.
Dasselbe System ist dann auch für Schnellbahnen mit 150–200 km Fahrgeschwindigkeit von sachkundiger Seite ernstlich empfohlen worden, und zwar vorwiegend in der Weise, daß solche Schnell-Schwebebahnen über bestehenden Eisenbahnen ohne neuen Grunderwerb zu erbauen sein würden. (Vgl. Dolezalek im »Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens«, 1901, S. 89.)
Für leichten und mäßig raschen Verkehr, wie z. B. für landwirtschaftliche Zwecke, auch in Kolonien, würde die einschienige H. verhältnismäßig billig herzustellen sein, indem Erdarbeiten und Bauwerke (abgesehen von großen Flußtälern oder Schluchten) fast ganz wegfielen. Textfig. 3 und 4 zeigen den Langenschen Vorschlag einer auch für Personenförderung gedachten Tropenbahn. Der Betrieb kann auch durch tierische Kräfte mit Zugseil, durch kleine Lokomotiven etc. geschehen. Aber auch hängende Fahrräder mit Kettenübertragung sind auf der (ebenfalls bei Deutz errichteten einschienigen) Versuchsstrecke zur Verwendung gebracht worden, wie sie unter andern für Bahnunterhaltungszwecke (an Stelle der Draisine) von Nutzen sein können.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.