Gustav Adolf-Verein

Gustav Adolf-Verein

Gustav Adolf-Verein (Evangelischer Verein der Gustav Adolf-Stiftung) ist eine Vereinigung innerhalb der evangelisch-protestantischen Kirche mit dem auf Gal. 6, 10 gegründeten Zweck, den kirchlichen Bedürfnissen der in der Diaspora (s. d.) lebenden Glaubensgenossen nach Kräften Abhilfe zu leisten. Im Anschluß an die zweite Säkularfeier des Todes Gustav Adolfs (6. Nov. 1832) erließen Superintendent Großmann (s. d. 2), der Archidiakonus Goldhorn und der Kaufmann Lampe zu Leipzig einen Ausruf zur Beteiligung an dem Unternehmen, das zunächst fast auf Leipzig und Dresden beschränkt blieb, von dem aber bis 1840 bereits 31 Gemeinden mit 1233 Tlr. unterstützt wurden. Als zum Reformationsfest 1841 der Darmstädter Hofprediger Zimmermann, ohne von dem sächsischen Unternehmen zu wissen, einen Ausruf zur Begründung eines Vereins mit gleichem Zweck erließ, verständigte man sich gegenseitig und gründete 16. Sept. 1842 zu Leipzig den Evangelischen Verein der Gustav Adolf-Stiftung. Nach den zu Frankfurt 1843 festgestellten Satzungen umfaßt die Wirksamkeit des Vereins lutherische, reformierte, unierte sowie solche Gemeinden, die ihre Übereinstimmung mit der evangelischen Kirche glaubhaft nachweisen. Die Mittel dazu werden erlangt durch die jährlichen Zinsen vom Kapitalfonds des Vereins sowie durch jährliche Geldbeiträge von völlig beliebigem Betrag, durch Schenkungen, Vermächtnisse, Kirchenkollekten etc. In jedem Bundesstaat (bei größern in jeder ihrer Provinzen) wird die Bildung von Hauptvereinen angestrebt, denen sich Zweigvereine in einzelnen Orten angliedern. Ihr gemeinsamer Mittelpunkt ist der aus 24 Mitgliedern bestehende Zentralvorstand mit dem Sitz in Leipzig (Vorsitzender bis 1857 Großmann, bis 1875 Geheimer Kirchenrat Hoffmann, bis 1900 Geheimer Kirchenrat Professor D. Fricke, zurzeit Geheimer Kirchenrat D. Pank). Das Zentralbureau befindet sich in Leipzig. Von den Einnahmen der Zweigvereine steht ein Drittel diesen zu freier Verfügung, zwei Drittel sind an den Hauptverein abzuführen, der wiederum ein Drittel dem Zentralvorstand zu überweisen hat.

Während die bayrische Regierung dem G. die Bildung von Zweigvereinen zunächst untersagte und erst im September 1849 gestattete, wurde die Genehmigung in Preußen schon im Februar 1844 erteilt. Im September 1844 erfolgte zu Göttingen der Anschluß der preußischen Vereine an den Gesamtverein. In Österreich konnte der Verein erst nach den 1861 erlassenen Religionspatenten seine Wirksamkeit beginnen. Allmählich traten dem Verein in Ungarn und der Schweiz, in Frankreich, Rußland, Schweden, Rumänien, Italien und Holland Hilfsvereine zur Seite; die protestantischen Gemeinden Belgiens und die Evangelisationsgesellschaft im Elsaß (1890) schlossen sich ihm an. Die seit 1851 bestehenden Frauenvereine haben sich den Schmuck und die Ausstattung der Gotteshäuser, die Pflege der Konfirmandenanstalten, die Unterstützung von Predigerwitwen und -Waisen zur besondern Aufgabe gemacht. 1903 zählte der Verein 45 Haupt- und 1943 Zweigvereine, dazu 632 Frauenvereine. Die Einnahmen betrugen 2,402,742 Mk. Im letzten Vereinsjahr wurden 1,738,525 Mk. an Unterstützungen aufgewendet, im ganzen bis 1903: 43,566,700 Mk., die über 5302 Gemeinden verteilt wurden. Das Gesamtvermögen der Vereine und des Zentralvorstandes betrug 1903: 5,148,047 Mk. Organe des Gustav Adolf-Vereins sind die von mehreren Hauptvereinen herausgegebenen »Boten des Evangelischen Vereins der Gustav Adolf-Stiftung«; ferner erscheinen alljährlich vom Zentralvorstand herausgegebene »Fliegende Blätter«, mehrere Gustav Adolf-Kalender, Berichte über die Hauptversammlungen und andre Vereinsschriften. Vgl. Zimmermann, Der G. nach seiner Geschichte, seiner Verfassung und seinen Werken (Darmst. 1878) und Die Bauten des Gustav Adolf-Vereins (das. 1850–76, 2 Bde.); Zenker, Der G. in Haupt und Gliedern (Leipz. 1882); Blanckmeister, Gustav Adolf-Stunden (das. 1894); v. Criegern, Geschichte des Gustav Adolf-Vereins (das. 1903); Pank jun., Gustav Adolf-Verein (das. 1904) und Gustav Adolf-Atlas (das. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustav-Adolf-Verein — Gustav Adolf Verein, genauer Evangelischer Verein der Gustav Adolf Stiftung, begründet 1832 durch Superintendent Großmann in Leipzig bei der 200jährigen Gedächtnisfeier des Heldentodes Gustav Adolfs von Schweden, zur Unterstützung bedrängter prot …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gustav-Adolf-Verein — Das Gustav Adolf Werk (e.V.), gegründet 1832, ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland und das Diaspora Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es hat seinen Sitz in Leipzig und trägt den Namen von Gustav II. Adolf, König von… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav-Adolf-Werk — Das Gustav Adolf Werk (e.V.), gegründet 1832, ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland und das Diaspora Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es hat seinen Sitz in Leipzig und trägt den Namen von Gustav II. Adolf, König von… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav-Adolf-Stiftung — Das Gustav Adolf Werk (e.V.), gegründet 1832, ist das älteste evangelische Hilfswerk in Deutschland und das Diaspora Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es hat seinen Sitz in Leipzig und trägt den Namen von Gustav II. Adolf, König von… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav-Adolf-Werk e. V. - Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland — Gụstav Adolf Werk e. V. Diạsporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland,   Abkürzung GAW, Hilfswerk zur Förderung der evangelischen Diaspora mit Sitz in Leipzig. Das GAW geht auf den 1832 aus Anlass des 200. Todestages des schwedischen… …   Universal-Lexikon

  • Gustav Adolf Closs — Gustav Adolf Closs: Ausritt zur Falkenjagd, Aquarell (ca. 23 x 15 cm), 1935, Privatbesitz Gustav Adolf Carl Closs (* 6. Mai 1864 in Stuttgart; † 3. September 1938 in Berlin Wilmersdorf) war ein deutscher Maler, Illustrator und …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Adolf Knittel — (* 10. März 1852 in Freiburg im Breisgau; † 17. Mai 1909 ebenda) war ein deutscher Bildhauer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav-Adolf Schur — Gustav Adolf „Täve“ Schur (* 23. Februar 1931 in Heyrothsberge) ist ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer und der populärste Sportler in der Geschichte der DDR. Als jeweils erster Deutscher konnte er die Straßenrad Weltmeisterschaft der Amateure …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Adolf Scheel — (* 22. November 1907 in Rosenberg, Baden; † 25. März 1979 in Hamburg) war ein deutscher Arzt und „Multifunktionär“ in der Zeit des Nationalsozialismus. Scheel war SA und SS Mitglied im Rang Obergr …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Adolf Lohse — um 1955 Gustav Adolf Lohse (* 27. Dezember 1910 in Hamburg Uhlenhorst; † 30. April 1994 in Hamburg) war ein deutscher Zahnarzt und Koleopterologe. Leben Der Sohn des Kunsthändlers Gustav Lohse u …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”