François [3]

François [3]

François (spr. frangßŭa), 1) Jean Charles, franz. Kupferstecher, geb. 1717 in Nancy, machte 1757 in Paris die ersten gelungenen Versuche, Kreidezeichnungen im Stich genau nachzuahmen (Crayonmanier), und starb 1769. Seine besten Blätter sind: die heilige Jungfrau, nach Vien; Erasmus von Rotterdam, nach Holbein; Thomas Hobbes, nach Pierre; Nicolas Malebranche, nach Bachelier

2) Nicolas Louis F. de Neufchâteau, Graf, franz. Staatsmann und Dichter, geb. 17. April 1750 in Soffais bei Neufchâteau in Lothringen als Sohn eines Lehrers, gest. 10. Jan. 1828, veröffentlichte schon in seinem 14. Jahr eine Sammlung Gedichte u. d. T.: »Pièces fugitives« (Neufchâteau 1766), später »Poésies diverses de deux amis« (1768). Er widmete sich sodann zu Paris dem Studium der Rechte und kaufte sich die Stelle eines Lieutenant général zu Mirecourt. Von 1782–85 war er Generalprokurator auf Haïti. Als Anhänger der Revolution wurde er 1792 Deputierter bei der Gesetzgebenden Versammlung. Die in seinem Drama »Paméla, ou la vertu réompensée« ausgesprochenen gemäßigten Gesinnungen brachten ihn bis zum 9. Thermidor ins Gefängnis. Nach seiner Befreiung wurde er Richter am Kassationstribunal, dann Kommissar des Direktoriums im Departement der Vogesen und im Juli 1797 als eifriger Republikaner Minister des Innern. Während einiger Monate Mitglied des Direktoriums, wurde er im Mai 1798 zum Bevollmächtigten für die Friedenskonferenzen in Selz ernannt. Darauf erhielt er zum zweitenmal das Portefeuille des Innern, vermochte jedoch der herrschenden Unordnung in der Verwaltung nicht zu steuern und schied 1799 aus seinem Amte. 1801 wurde er Sekretär und 1804 Präsident des Senats. Napoleon I. ernannte ihn 1804 zum Grafen. Seit 1816 war F. Mitglied der Akademie. F. schrieb: »Discours sur la manière de lire les vers« (Par. 1775); »Nouveaux contes morauxen vers« (178 1); »Anthologie morale« (1784); »Les lectures du citoyen« (1798); »Fables et contesen vers« (1814); »Esprit du grand Corneille« (1819). Vgl. Bonnelier, Mémoires sur F. de Neufchâteau (Par. 1829).

3) Alphonse, franz. Kupferstecher, geb. 1811 in Paris, gest. daselbst 6. Juli 1888, bildete sich mit seinem ältern Bruder, Charles Remy Jules F. (gest. 1861), unter Henriquel-Dupont aus. Mit großer Zartheit und Eleganz stach er eine Menge von Blättern nach neuern französischen Malern und nach ältern Italienern. Zu seinen Hauptblättern gehören: der Übergang Bonapartes über die Alpen und Marie Antoinette vor dem Revolutionstribunal, nach Delaroche; die Vision des Hesekiel, nach Raffael; die Versuchung Christi, Mignon und ihr Vater und Mignon in der Kirche, nach Ary Scheffer; die Gemahlin des Königs Kandaules, nach Gérome, und die Krönung der heiligen Jungfrau, nach Fiesole, wofür er 1867 die Ehrenmedaille erhielt.

4) Luise von, deutsche Schriftstellerin, geb. 27. Juni 1817 zu Herzberg in der Provinz Sachsen, gest. 24. Sept. 1893 in Weißenfels, Tochter des preußischen Majors Friedrich von F. (gest. 1818), wurde von ihrem Stiefvater, dem Kriegsrat Herbst in Weißenfels (mit dem sich ihre Mutter 1819 vermählte), liebevoll erzogen, lebte 1848–55 meist in Minden, Halberstadt und Potsdam im Haus ihres Oheims, des preußischen Generals Karl v. François, der durch seine Memoiren (»Ein deutsches Soldatenleben«, hrsg. von seiner Tochter Klotilde v. Schwartzkoppen, Schwerin 1873; 3. Aufl., Berl. 1898) bekannt geworden ist, und seitdem bei ihrer Mutter in Weißenfels. Ihr erstes größeres Werk, der Familienroman »Die letzte Reckenburgerin« (Berl. 1871, 7. Aufl. 1900), wurde um seiner innern Wärme und wirklichen Gestaltungskraft willen von der Kritik mit der größten Anerkennung aufgenommen. Ihm folgten noch drei größere Romane: »Frau Erdmuthens Zwillingssöhne« (Berl. 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1891), »Stufenjahre eines Glücklichen« (Leipz. 1877, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) und »Der Katzenjunker« (Berl. 1879). Ihre kleinern Erzählungen erschienen gesammelt als »Ausgewählte Novellen« (Berl. 1868, 2 Bde.), darunter »Judith, die Kluswirtin«, ein bäuerliches Seitenstück zur »Reckenburgerin« und nach dieser ihr bestes Werk, das später neben »Phosphorus Hollunder« und »Zu Füßen des Monarchen« auch in die Kollektion Spemann aufgenommen wurde; ferner: »Erzählungen« (Braunschweig 1871, 2 Bde.); »Hellstädt und andre Erzählungen« (Berl. 1874, 3 Bde.); »Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen« (das. 1875, 3 Bde.). Auch schrieb sie eine populäre »Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813 bis 1815« (Berl. 1873) und ein im Siebenjährigen Kriege spielendes Lustspiel: »Der Posten der Frau« (Stuttg. 1882). Vgl. M. v. Ebner-Eschenbach in »Velhagen u. Klasings Monatsheften«, 1894, Märzheft, und besonders in der »Neuen Freien Presse« vom 23. Febr. 1894; Klotilde v. Schwartzkoppenin »Vom Fels zum Meer«, 1893/94, Heft 10; H. Bender, Luise v. F. (Hamb. 1894); Bettelheim, Marie v. Ebner-Eschenbach und Luise v. F. (in der »Deutschen Rundschau«, Oktober 1900).

5) Kurt von, Afrikareisender, geb. 2. Okt. 1853 in Luxemburg, Sohn des bei der Erstürmung der Spicherer Höhen gefallenen Generals Bruno v. F. (Sohn des 1855 gestorbenen Generals Karl v. F., s. oben 4), trat in die Armee ein, machte den deutsch-französischen Krieg mit, beteiligte sich 1883 an der Kassai-Expedition Wissmanns und erforschte 1885 mit Grenfell zwei südliche Nebenflüsse des Kongo. Nach seiner Rückkehr zum Hauptmann befördert, ging er 1887 im Auftrag der Regierung nach der deutschen Kolonie Togo, wo er 1888 eine Expedition nach Norden in das Land der Mossi unternahm. 1889 zum Kommandanten der Schutztruppe in Südwestafrika ernannt und seit 1891 stellvertretender Landeshauptmann, führte er 1891 eine Expedition zum Okavango, bereiste 1892 die Kalahari und erstürmte 12. April 1893 im Kampfe gegen Witbooi die Bergfeste Hornkrans. Inzwischen zum Major befördert, kehrte er nach Ankunft des neuernannten Landeshauptmanns Leutwein 1894 nach Deutschland zurück, nahm 1895 seinen Abschied, besuchte noch in demselben Jahr Ostafrika und Tunis und 1896 Tripolis. Er veröffentlichte: »Deutsch-Südwest-Afrika. Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893« (Berl. 1899); »Kriegführung in Südafrika« (das. 1900) und »Lehren aus dem südafrikanischen Kriege für das deutsche Heer« (das. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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