Elgin [2]

Elgin [2]

Elgin, 1) Thomas Bruce, Graf von E. und Kincardine, berühmt als Sammler antiker Kunstwerke, geb. 20. Juli 1766, gest. 14. Nov. 1842 in Paris, aus edler, vom König Robert Bruce stammender Familie, begann seine diplomatische Laufbahn 1792 als englischer Gesandter am österreichischen Hof in Brüssel und ging 1795 in gleicher Eigenschaft nach Berlin und 1799 nach Konstantinopel. Von dort zurückberufen, bereiste er im folgenden Jahr Griechenland und beschäftigte daselbst auf eigne Kosten mehrere Künstler mit Ausmessung und Zeichnung der merkwürdigsten Ruinen. Daneben entriß er der Zerstörungswut der Türken viele Statuen des Parthenon, Theseustempels, der Akropolis etc., Inschriften, architektonische Zierformen und andre Denkmäler und ließ das Unbewegliche in Gips abformen. Außerdem brachte er eine kostbare Sammlung marmorner Bildwerke, Vasen, Bronzen, Kameen, Intaglios und griechischer Münzen zusammen, die er 1814 nach England überführte. Die Art der Erwerbung dieser Kostbarkeiten ging freilich nicht ohne arge Zerstörungen ab und fand strenge Tadler; indes wurde durch Parlamentsbeschluß 1816 die ganze Sammlung für 35,000 Pfd. Sterl. angekauft und unter dem Namen »E. Marbles« dem Britischen Museum einverleibt. Die vorzüglichsten Stücke dieser Sammlung sind die Trümmer von 14 Statuen und mehr als 60 Reliefs vom Parthenon zu Athen und eine kolossale Statue von dem Denkmal des Thrasyllos. Sie wurden veröffentlicht in den Stichwerken über das Britische Museum und beschrieben von Newton. Abgüsse befinden sich in den Museen zu Berlin, Dresden etc. Er schrieb: »Memorandum on the subject of the Earl of Elgin's pursuits in Greece« (Lond. 1811, 2. Aufl. 1815; deutsch, Leipz. 1817). Vgl. Michaelis, Der Parthenon (Leipz. 1871, mit Aktenstücken über Lord Elgins Erwerbung der Bildwerke vom Parthenon).

2) James Bruce, Graf von E. und Kincardine, brit. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 20. Juli 1811, gest. 20. Nov. 1863, erzogen zu Eton und Orford, ward 1841 ins Unterhaus gewählt, 1842 aber zum Gouverneur von Jamaika ernannt. Hier bewies er ein so bedeutendes Verwaltungstalent, daß er im August 1846 zum Generalgouverneur von Kanada erhoben wurde. Unter seiner Verwaltung kam die erste kanadische Eisenbahn zustande, und durch ihn ward 1854 der Gegenseitigkeitsvertrag zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten von Nordamerika abgeschlossen. Im März 1857 ward E. infolge der wegen der Zerstörung der Faktoreien zu Kanton entstandenen Konflikte als Kommissar mit außerordentlichen Vollmachten nach China gesandt. Da seine versöhnlichen Schritte erfolglos blieben, schritt er zu militärischen Operationen, nahm Kanton, schlug die Chinesen an der Mündung des Peiho, nahm mit seiner Flottille eine Stellung ein, von der aus er Peking beherrschte, und schloß 26. Juni 1858 den für England günstigen Vertrag von Tientsin ab (s. China, S. 51). Nachdem er 27. Aug. 1858 noch mit Japan einen Handelsvertrag abgeschlossen hatte, kehrte er im Mai 1859 nach England zurück, ward im Ministerium Palmerston Generalpostmeister, aber schon 1860 abermals nach China entsandt, wo er den wieder ausgebrochenen Kampf mit Hilfe der Franzosen durch die Besetzung Pekings beendete. Im Januar 1862 wurde E. zum Vizekönig von Indien ernannt und entwickelte auch hier eine umfassende und kraftvolle Tätigkeit. Vgl. L. Oliphant, Mission of Earl of E. to China and Japan (Lond. 1859); »Letters and journals of Lord F.« (2. Aufl., das. 1873).

3) Victor Alexander Bruce, neunter Graf E., Sohn des vorigen, geb. 16. Mai 1849, studierte zu Oxford und folgte 1863 seinem Vater in der Peerswürde. Er wurde im Februar 1886 zum Schatzmeister des königlichen Haushalts und im April zum ersten Kommissar der öffentlichen Arbeiten ernannt, trat aber schon im August mit dem Fall des Ministeriums Gladstone zurück. 1894 wurde er von Gladstone zum Vizekönig von Indien ernannt und behielt dies Amt auch unter Salisburys Regierung bis 1898.


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