Eichstädt

Eichstädt

Eichstädt, 1) Heinrich Karl Abraham, Philolog, geb. 8. Aug. 1772 in Oschatz, gest. 4. März 1848 in Benndorf bei Jena, studierte seit 1787 in Leipzig, habilitierte sich daselbst 1793 und wurde 1795 außerordentlicher Professor der Philosophie. 1797 siedelte er als Mitredakteur der »Allgemeinen Literaturzeitung« nach Jena über, wurde dort 1803 ordentlicher Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst, begann noch in demselben Jahr die neue »Jenaische allgemeine Literaturzeitung« und ward 1804 auch Oberbibliothekar. Seine Schriften sind teils unvollendete Ausgaben von Klassikern, wie des Diodoros (Halle 1800–1802, 2 Bde.), des Lukrez (Bd. 1, Leipz. 1801), teils kritische Abhandlungen, teils Übersetzungen, z. B. von Mitfords »Geschichte Griechenlands« (das. 1802–1808, 6 Bde.). Am bekanntesten ist er als Latinist durch seine Reden und Gelegenheitsschriften. Eine von ihm selbst begonnene Sammlung seiner »Opuscula oratoria« beendete Weißenborn (Jena 1850). Vgl. »Goethes Briefe an E.« (hrsg. von W. v. Biedermann, Berl. 1872).

2) Rudolf, Maler, geb. 20. April 1857 in Berlin, besuchte die dortige Hochschule für die bildenden Künste von 1877–80 und arbeitete dann bei Bleibtreu an dessen geschichtlichen Wandgemälden und bei Geselschap an dessen allegorischen Darstellungen in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses. 1882 erhielt er für ein Bild: der barmherzige Samariter, den großen Staatspreis zu einem zweijährigen Aufenthalt in Italien. Nachdem er noch 1889 eine Studienreise nach Paris und 1890 nach Holland gemacht, nahm er seinen Wohnsitz in Berlin, wo er seitdem außer zahlreichen Bildnissen (unter andern Prof. Geselschap) und Genrebildern (holländische Spulerin, 1890) eine Reihe von Geschichtsbildern gemalt hat, die durch die Lebendigkeit der Darstellung, die Wärme der Empfindung und durch ihre koloristischen Vorzüge allgemeinen Beifall fanden. Die hervorragendsten sind: Theodor Körner liest den Kampfgenossen seine Freiheitslieder vor (1892, im Besitz der Stadt Anklam), Blücher in Genappe (1894, im Besitz des preußischen Staates), zwischen Ligny und Belle-Alliance (1895), Viktoria! (die von Napoleon geraubte und wieder zurückgebrachte Siegesgöttin wird vor den Toren der Hauptstadt von den Bürgern begrüßt, 1896, beide im Besitz der Verbindung für historische Kunst), Prinz Wilhelm bei Barsur-Aube (1897), Beethoven bei Morgengrauen in seinem Studierzimmer und Christus und die Jünger von Emmaus (1899). 1894 erhielt er die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Eine zweite Studienreise nach Italien unternahm er 1899, um die Studien zu eine ut Bild: Auferweckung des Jünglings zu Nain, zu machen. Von seinen spätern Bildern sind noch Beethoven und die Muse, ein Sonntagskind, fidele Einquartierung und Friedrich d. Gr. und J. S. Bach in der Garnisonkirche zu Potsdam zu nennen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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