- Dupont
Dupont (spr. düpóng), 1) Pierre Samuel D. de Nemours, franz. Nationalökonom (Physiokrat), geb. 14. Dez. 1739 in Paris, gest. 6. Aug. 1817 im Staate Delaware (Amerika), widmete sich nach gründlichen klassischen Studien der Nationalökonomie und wurde Anhänger der Lehre Quesnays, zu deren Verbreitung er viel beigetragen hat. Er redigierte das »Journal de l'agriculture« (1765–66), die »Éphémérides du citoyen« (1768–72) und schrieb: »Physiocratie, ou constitution naturelle de gouvernement le plus avantageux au genre humain« (Par. 1768, 2 Bde.), ein Werk, in dem die Anschauungen der physiokratischen Schule klar dargelegt sind, und das dieser Schule den Namen gab. Bei der Regierung wegen sei ner Tätigkeit mißliebig geworden, mußte er auswandern und wurde Erzieher des polnischen Prinzen Adam Czartoryiski. 1774 von Turgot zurückberufen, erhielt er eine Vertrauensstellung, ward aber bei Turgots Sturz wieder von den Geschäften entfernt. Unter Vergennes wurde er wieder zurückgerufen und 1786 wegen seiner Mitwirkung bei Abschluß des französisch-englischen Handelsvertrags zum Staatsrat ernannt. Als Mitglied der Nationalversammlung sprach er gegen die Ausgabe der Assignaten. Dann war er Herausgeber eines Blattes gemäßigter Richtung, ward aber als Reaktionär verschrieen und entging nur durch den Sturz Robespierres dem Schafott. 1795 Mitglied des Rates der Alten, mußte er als heftiger Gegner der demokratischen Partei in Nordamerika ein Asyl suchen, von wo er erst nach dem Staatsstreich vom 18. Brumaire nach Frankreich zurückkehrte und darauf die Leitung mehrerer gemeinnütziger Anstalten übernahm. Von der provisorischen Reg. erung wurde er 1814 zum Sekretär, dann von Ludwig XVIII. zum Staatsrat ernannt, begab sich aber bei Napoleons Rückkehr wieder nach Amerika, wo er sich mit seinen Söhnen der Leitung großer industrieller Unternehmungen am Delaware widmete. Hervorzuheben ist noch seine »Philosophie de l'univers« (3. Aufl., Par. 1799). Die meisten seiner zerstreuten Abhandlungen erschienen gesammelt als »Opuscules morales et philosophiques« (1805; einige davon im 2. Bd. der »Collection des principaux économistes«, 1846). Auch gab er die »Œuvres« von Turgot (1809, 9 Bde.) heraus. Vgl. Schelle, D. et l'école physiocratique (Par. 1888).
2) Pierre, Graf D. de l'Etang, franz. General, geb. 14. Juli 1765 in Chabanais, gest. 16. Febr. 1838, trat 1787 in die in holländischen Diensten stehende französische Legion, 1791 in die französische Armee, wo er Adjutant des Generals Dillon in der Nordarmee wurde, und rettete Dünkirchen vor dem Überfall Yorcks, wofür er zum Brigadegeneral avancierte. Er wirkte beim Staatsstreich vom 18. Brumaire mit, zeichnete sich bei Marengo aus, errichtete im Oktober 1800 in Toskana eine provisorische Regierung und schlug die österreichische Übermacht nach dem Übergang über den Mincio bei Pozzolo. 1804 in den Grafenstand erhoben, nahm er an den Feldzügen von 1805 und 1806 rühmlichen Anteil und erhielt 1808 das Kommando einer Division in Spanien, wo er 23. Juli 1808 vor dem Insurgentengeneral Castaños bei Baylen die Waffen strecken mußte, weshalb er bis 1813 auf dem Fort Joux in Hast gehalten wurde. Nach der Rückkehr der Bourbonen übernahm er 1814 das Kriegsministerium, zeigte sich aber als so fanatischer Reaktionär, daß er nach wenigen Monaten wieder entlassen wurde. Von 1815–30 war er Mitglied der Deputiertenkammer, 1835 trat er in den Ruhestand. Er schrieb unter anderm: »Lettre sur l'Espagne en 1808« (Par. 1823); »Lettre sur la campagneen Autriche« (1826).
3) Jacques Charles D. de l'Eure, franz. Deputierter, geb. 27. Febr. 1767 zu Neubourg in der Normandie, gest. 2. März 1855, war Advokat in dieser Provinz, dann 1792 Maire seiner Gemeinde und während der Revolution und des Kaiserreichs öffentlicher Ankläger beim Kriminalgericht des Euredepartements, Mitglied des Rates der Fünfhundert, Präsident des Kriminalgerichts zu Evreux und seit 1811 Präsident des kaiserlichen Gerichtshofes zu Rouen und Mitglied des Gesetzgebenden Körpers. Unter der Restauration wurde er seiner Ämter entsetzt und gehörte, seit 1817 Deputierter, zu den Führern der liberalen Opposition in der Kammer. 1830 ward er nach Ludwig Philipps Thronbesteigung Justizminister und Großsiegelbewahrer, trat aber schon nach sechs Monaten mit dem freisinnigen Teil des Ministeriums zurück. In der Deputiertenkammer gehörte er fortan zur dynastischen Opposition. In der Sitzung vom 24. Febr. 1848 nahm D. den Präsidentenstuhl ein und beschwichtigte den Tumult insoweit, daß man die Republik proklamieren und eine provisorische Regierung ernennen konnte, zu deren Präsidenten man ihn berief. Unter der zweiten Republik spielte er indes keine bedeutende Rolle.
4) Pierre, franz. Volksdichter, geb. 23. April 1821 in Lyon als Sohn eines Hufschmiedes, gest. daselbst 24. Juli 1870, erhielt im Seminar von Largentières eine streng religiöse Erziehung und war dann nacheinander Lehrling bei einem Seidenweber, Schreiber bei einem Notar und Kommis bei einem Bankier. In Paris, wohin er 1839 kam, trat er zuerst mit legitimistischen Oden in Zeitschriften auf, gewann 1842 durch sein Gedicht »Les deux anges« einen Preis der französischen Akademie und erhielt infolgedessen eine Stelle als Mitarbeiter am »Dictionnaire de l'Académie«, an dem er bis 1847 tätig war. Nach der Februarrevolution warf er sich dem Sozialismus in die Arme und veröffentlichte versifizierte Pamphlete, wie: »Le chant des nations«, »Le chant des paysans«, »Le chant des soldats« u.a., was ihm 1851 eine Verurteilung zu siebenjähriger Verbannung nach Lambessa zuzog. Er wurde indessen, noch ehe er dahin abgegangen war, begnadigt und enthielt sich fortan aller politischen Tätigkeit. Sein »Chant des ouvriers« wird von den Sozialdemokraten auch deutsch gesungen und ist unter dem Namen »Arbeitermarseillaise« bekannt. Die Stadt Lyon hat dem populären Sänger ein Standbild errichtet. D. ist eine Ergänzung Bérangers, der ausschließlich das bürgerliche Lied pflegte, d.h. das Leben der Stadt (Paris) besang, während Duponts Muse vorwiegend die der ländlichen Bevölkerung ist. Gesammelt erschienen seine Gesänge, die er meist selbst mit den Melodien versah, in »Chants et chansons« (1852–54, 9. Aufl. 1876) und »Chants et poésies« (7. Aufl. 1861).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.