- Dupin [2]
Dupin (spr. düpäng), 1) André Marie Jean Jacques, franz. Rechtsgelehrter, geb. 1. Febr. 1783 in Varzy (Nièvre), gest. 10. Nov. 1865, ward 1802 Advokat, 1810 Professor und bei der ersten Restauration Mitglied eines Ausschusses zur Ordnung der Gesetze des Kaiserreiches. 1827 trat er in die Deputiertenkammer ein, deren Mitglied er schon 1815 kurze Zeit gewesen war. In seiner Schrift »Révolution de juillet 1830« (Par. 1832) suchte er den legalen Charakter der Julirevolution nachzuweisen. Unter Ludwig Philipp ward er Mitglied des Ministerkonseils, Präsident des königlichen Privatrats, Generalprokurator am Kassationshof und Großkreuz der Ehrenlegion sowie 1832 Mitglied der französischen Akademie. Unter dem Ministerium Périer wurde er Präsident der Kammer, welche Stelle er achtmal unter den verschiedenartigsten politischen Verhältnissen eingenommen hat. Am 2. Dez. 1851 nahm er infolge der Auflösung der Versammlung und des Konfiskationsdekrets gegen die Familie Orléans seine Entlassung als Generalprokurator am Kassationshof und zog sich von allen öffentlichen Geschäften zurück. 1857 ging er indessen zu den Bonapartisten über, trat wieder in seine Stelle am Kassationshof ein und wurde zum Senator ernannt. Seine namhaftesten juristischen Schriften sind: »Libertés de l'Église gallicane« (Par. 1824, neue Ausg. 1860); »Réquisitoires, plaidoyers et discours de rentrée« (1834–73, 14 Bde.); »Glossaire de l'ancien droit français« (mit Laboulaye, 1846); »Opuscules de jurisprudence« (1851); außerdem schrieb er: »Mémoires« (1855–61, 4 Bde.).
2) François Pierre Charles, Baron, Staatsmann und Polytechniker, Bruder des vorigen, geb. 6. Okt. 1784 in Varzy (Depart. Nièvre), gest. 18. Jan. 1873 in Paris, studierte in der Polytechnischen Schule zu Paris, diente 1803–1807 als Marineingenieur in Holland, Belgien, Italien und in der Provence und ging 1808 als Freiwilliger unter dem Admiral Ganteaume nach den Ionischen Inseln, wo er Sekretär der eben eingerichteten Akademie zu Korfu wurde, an der er Mechanik und Physik lehrte. 1816 bereiste er Großbritannien zum Studium der Kriegs-, See- und Handelszustände, nach der Rückkehr ward er 1819 Professor am Konservatorium der Künste und Handwerke und nach einer zweiten Reise nach England 1824 geadelt. 1827 wählte ihn das Depart. Tarn in die Deputiertenkammer, wo er 1830 die Adresse der 221 unterzeichnete. 1837 wurde er zum Pair ernannt und hielt sich zur gemäßigten Opposition. 1848 in die Konstituierende und 1849 in die Gesetzgebende Versammlung gewühlt, stimmte er mit der royalistischen Majorität. 1852 trat er als Senator gegen das protestantische Deutschland auf und verteidigte die weltliche Herrschaft des Papstes. Nach der Konfiskation der Orléansschen Güter gab D. seine Stelle als Oberinspektor des Seegeniewesens auf. Sein Hauptwerk sind die »Voyages dans la Grande-Bretagne« (Par. 1820–24, 6 Bde.; deutsch, Stuttg. 1825). Außerdem sind zu nennen: »Développements de géométrie« (1813); »Discours et leçons sur l'industrie, le commerce, etc.« (1825, 2 Bde.); »Géométrie et mécanique des arts et métiers« (1825–27, 3 Bde.; 2. Aufl. 1829; deutsch 1825–27, 3 Bde.); »Le petit producteur français« (1827–28, 7 Bde.); »Forces commerciales et productives de la France« (1827, 2 Bde.); »Force productive des nations 1800–1851« (1851, 4 Bde.).
3) Philippe, der jüngste Bruder der beiden vorigen, geb. 7. Okt. 1795 in Varzy, gest. 14. Febr. 1846 in Nizza, tat sich mit seinem ältesten Bruder als entschiedenster Gegner der Restauration hervor, ward aber nach der Julirevolution ein Freund der neuen Regierung und verteidigte Ludwig Philipp gegen den Verdacht, um den Tod des Prinzen Condé gewußt zu haben. Er war öfters Deputierter. Seine »Plaidoyers« gab sein Sohn Eugène (gest. 1891) heraus (Par. 1868, 3 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.