Äthylēn

Äthylēn

Äthylēn (Elayl, Äthen, ölbildendes Gas, schweres Kohlenwasserstoffgas) C2H4 oder CH2.CH2 entsteht neben Schwefelkupfer, wenn man ein Gemisch von Schwefelwasserstoff H, S und Schwefelkohlenstoffdampf CS2 über rotglühendes Kupfer leitet; ferner bei trockner Destillation von Steinkohlen, Fetten, Harzen (daher im Leuchtgas), oder wenn man Alkohol- oder Ätherdämpfe durch ein rotglühendes Rohr leitet, aus Äthylbromid und alkoholischer Kalilauge etc. Zur Darstellung leitet man Alkoholdämpfe in Schwefelsäure, die bei 165° siedet, und sorgt, daß die Temperatur nie über 170° steigt. Alkohol C2H6O wird in C2H4 und Wasser H2O zerlegt. A. bildet ein farbloses Gas vom spez. Gew. 0,978, riecht süßlich und kann nicht eingeatmet werden. Eine Mischung von 27,5 Sauerstoff mit 72,5 Ä. wird von Mäusen ohne irgendwie erheblichen giftigen Einfluß geatmet. Es löst sich wenig in Wasser, leichter in Alkohol, ist auch in Äther, Terpentinöl und fetten Ölen löslich und wird bei 0° durch den Druck von 42 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet, die bei tieferer Temperatur erstarrt. Kritische Temperatur 13°, kritischer Druck über 60 Atmosphären. Es schmilzt bei -169° und siedet unter gewöhnlichem Druck bei -105°. Ä. ist leicht entzündlich und brennt mit leuchtender Flamme. Mit Sauerstoff oder Luft vermischt, explodiert es bei Annäherung einer Flamme außerordentlich heftig. Bei Rotglut zersetzt es sich in Methan CH4 und Kohlenstoff. Mit Chlor verbrennt es mit dunkelroter Flamme zu Chlorwasserstoff, während der Kohlenstoff sich rußförmig abscheidet. Mit dem gleichen Volumen Chlor gemengt, bildet Ä. eine ölartige Flüssigkeit (daher ölbildendes Gas), das Äthylenchlorid (Elaylchlorid, Öl der holländischen Chemiker, 1795 von vier holländischen Chemikern entdeckt) C2H4Cl2 oder CH2Cl. CH2Cl. Dies ist isomer mit Äthylidenchlorid, riecht und schmeckt süßlich, siedet bei 84° und wird als örtliches anästhetisches Mittel benutzt. Äthylenbromid C2H4Br2 entsteht aus Ä. und Brom, auch aus Äthylbromid und Brom bei 180–200°, ist farblos, riecht angenehm, schmeckt süßlich, ist giftig, erstarrt bei 0°, schmilzt bei 9°, siedet bei 131°, gibt mit Ammoniak Äthylendiamin und Piperazin. Mit Wasserstoff verbindet sich Ä. bei Gegenwart von Platinmohr zu Äthan C2H6, mit Schwefelsäureanhydrid gibt es Carbylsulfat, mit konzentrierter Schwefelsäure Äthylschwefelsäure, die mit Wasser Alkohol bildet. Dieser Prozeß wurde als Basis der Darstellung von Spiritus aus Steinkohlengas (Mineralspiritus) empfohlen. Mit Chromsäure gibt Ä. Essigsäure, mit übermangansaurem Kali Kohlensäure, Ameisensäure und Oxalsäure.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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