Cato [2]

Cato [2]

Cato, 1) M. Porcius, später zum Unterschied von seinem Urenkel Cato 2), Priscus und Maior (der ältere), auch von seiner strengen Verwaltung der Zensur Censorius genannt, geb. 234 v. Chr. in Tusculum, gest. 149, verlebte seine Jugend unter ländlichen Beschäftigungen, die seinen Sinn früh auf jene altrömische Mannhaftigkeit, Mäßigkeit und Einfalt hinlenkten, worin er sein ganzes Leben hindurch die Grundpfeiler eines tüchtigen Gemeinwesens erkannte. 217 trat er ins Heer ein und wohnte 209 der Eroberung Tarents, 207 dem Sieg am Metaurus über Hasdrubal bei; schon vor Erreichung des Mannesalters war seine Brust mit Narben bedeckt. Zugleich bildete er sich zum Redner aus und betrat dann die Ämterlaufbahn; 204 wurde er Scipios Quästor in Sizilien, 199 Ädil, 198 Prätor in der Provinz Sardinien und endlich, obgleich er einer bisher unbekannten Familie angehörte, 195 Konsul und danach Prokonsul in Spanien, wo er, wie er gesagt hat, mehr Städte erobert, als Tage zugebracht hat. 191 entschied er als Legat im Kriege gegen Antiochus von Syrien durch nächtliche Übersteigung des Öta die Schlacht in den Thermopylen. Bekannter aber ist C. durch seine Tätigkeit in den innern Verhältnissen Roms, namentlich während seiner Zensur, die er 184 mit seinem Freund L. Valerius Flaccus bekleidete. Er baute mit Staatsgeldern die erste Basilika in Rom und vermehrte die Staatseinkünfte, reinigte streng Senat und Ritterschaft von unwürdigen Mitgliedern und trat dem aufkommenden Luxus entgegen, selbst ein Römer der guten alten Zeit, einfach, streng gegen sich selbst, ein trefflicher Hausvater und Ökonom, ein tüchtiger Landmann, scharf und derb, von gesundem, aber kräftigem Witz, starr und zäh, auch in seiner Tätigkeit vor Gericht, vor dem er mehr als vierzigmal erscheinen mußte, um sich zu verteidigen (stets mit Erfolg), noch öfter um anzuklagen, daher ein Feind alles fremden Wesens, so daß er 155 die Entfernung einer griechischen, aus Philosophen bestehenden Gesandtschaft betrieb, weil er von ihr einen übeln Einfluß auf die römischen Sitten fürchtete, ein Gegner der durch die Scipionen vertretenen neuen Richtung. In der äußern Politik ist er bekannt durch eine stets wiederholte Forderung der Zerstörung KarthagosCeterum censeo, Carthaginem esse delendam«), die er nicht mehr erlebte. Bis an sein Lebensende geistig tätig (er soll noch als Greis Griechisch gelernt haben), behandelte er in seinen »Origines« (»Ursprungsgeschichten«) annalistisch die Geschichte Roms und Italiens, mit besonderer Berücksichtigung der Urgeschichte (daher der Titel), bis 149. Außerdem gab er seine Reden heraus und verfaßte andre prosaische Werke (Sammlung der Fragmente der verlornen Werke von Jordan, Leipz. 1860), auch eine (wahrscheinlich jedoch nur in einer Überarbeitung) erhaltene Schrift: »De agricultura« (»Über die Landwirtschaft«, hrsg. von Keil, das. 1884) und ist so der Begründer der römischen Prosa geworden. Vgl. Jäger, M. P. Cato (Gütersloh 1892); Kurth, Caton l'ancien (Lüttich 1872). – Sein älterer Sohn, Marcus Porcius, nach seiner Mutter Licinia Licinianus genannt, zeichnete sich in der Schlacht bei Pydna gegen Perseus aus und machte sich durch juristische Schriften bekannt; die »Catoniana regula« (s.d.) in den Pandekten stammt von ihm. 153 wurde er zum Prätor gewählt, starb aber, ehe er zur Verwaltung des Amtes gelangte, 152.

2) M. Porcius, gewöhnlich Uticensis oder der jüngere genannt, Urenkel des Cato 1), geb. 95 v. Chr., gest. im April 46, ward früh Waise und im Hause seines Oheims Livius Drusus erzogen. Im I. 72 diente er gegen Spartacus, 67 als Kriegstribun in Makedonien. Nachdem er sich darauf durch philosophische und rhetorische Studien vorbereitet hatte, wurde er 65 Quästor und ließ sich 63 zum Volkstribun wählen, um dem Werkzeug des Pompejus, C. Metellus Nepos, entgegentreten zu können. Als solcher stimmte er im Senat für Hinrichtung der Catilinarier, widersetzte sich den Ehrenbezeigungen für Pompejus und kämpfte gegen die verbundene Macht des Pompejus und Cäsar, weshalb ihn Cäsar durch einen diplomatischen Auftrag von Rom entfernte. Zurückgekehrt, nahm er als Führer des Senats den Widerstand gegen die Triumvirn von neuem auf und lehnte sogar, als er 54 Prätor gewesen war, die Statthalterschaft ab, um in Rom bleiben zu können. Zuerst war seine Politik dahin gegangen, Pompejus und Cäsar voneinander zu trennen; allmählich aber erkannte er in dem letztern den gefährlichen Feind der Freiheit und erklärte sich 49 entschieden gegen ihn. Daher mußte er bei Cäsars Anrücken fliehen und ging zunächst nach Sizilien, das er aber gegen C. Curio nicht behaupten konnte, von da zu Pompejus. Die undankbare Zurücksetzung. die er in dessen Lager wegen seiner rücksichtslosen Vertretung der Freiheit erfuhr, machte ihn nicht irre. Er setzte nach der Entscheidung von Pharsalos, der er nicht beigewohnt hatte, in Afrika mit den entkommenen Pompejanern den Kampf für die Republik fort und übernahm die Verteidigung der Stadt Utica. Nach der Niederlage bei Thapsus (6. April 46) überzeugt, daß seine Partei nicht mehr zu halten war, entschloß er sich zu freiwilligem Tode. Die Republik war sein Ideal, und die Zertrümmerung dieses Ideals, für das er stets seine Kräfte zwar kurzsichtig, aber ehrlich eingesetzt hatte, konnte er nicht überleben. Als Redner wird er von Cicero gerühmt. Das einzige Schriftliche, was von ihm auf uns gekommen ist, ist ein Brief an Cicero. Von seiner ersten Frau, Atilia, hatte er zwei Kinder: die berühmte Porcia, die Gattin des M. Brutus, an republikanischer Gesinnung und Sittenreinheit das Ebenbild des Vaters, und einen Sohn, M. Porcius C., der seinen Vater in Utica vergeblich vom Selbstmord abzuhalten suchte, dann (obwohl von Cäsar begnadigt) zu Brutus ging und bei Philippi den Tod fand. Mit ihm scheint das Porcische Geschlecht erloschen zu sein. Vgl. Wartmann, Leben des C. von Utica (Zürich 1859); Gerlach, Marcus Porcius C. der jüngere (Basel 1866).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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