- Bourbon [3]
Bourbon (spr. burbóng), 1) Karl, Herzog von, genannt der Connetable von B., zweiter Sohn Gilberts von B., Grafen von Montpensier, geb. 17. Febr. 1490, ward durch seine Vermählung mit Susanne von Beaujeu, der Tochter seines Oheims Peter, Erbe der Besitztümer zweier Zweige des Bourbonengeschlechts. Für seine Tapferkeit bei Agnadello und bei Marignano 1515 erhob ihn Franz I. zum Connetable von Frankreich und Statthalter von Mailand sowie zum Statthalter von Burgund. Allein ein Prozeß, den die Krone gegen ihn wegen Rückgabe einiger Lehen angestrengt hatte, reizte den reichbegabten, aber ehrgeizigen Mann zu einer Verschwörung, die indes entdeckt wurde. Der Connetable entfloh in die Franche-Comté und von da (September 1523) zu den Spaniern nach Italien, wo sein Feldherrntalent ihn an die Spitze des kaiserlichen Heeres brachte, mit dem er an der Sesia (30. April 1524) und bei Pavia (24. Febr. 1525) siegte, 24. Juli 1526 die Zitadelle von Mailand einnahm und dann im Februar 1527 gegen Rom zog, um den Papst zu strafen, der den Wiederausbruch des Krieges herbeigeführt hatte, und durch Plünderung der reichen Stadt den rückständigen Sold für die Landsknechte zu gewinnen. Indem er (6. Mai 1527) als einer der vordersten eine Sturmleiter an die Mauer anlegte, tötete ihn die Kugel einer Hakenbüchse; doch erstürmten seine Truppen Rom und plünderten es (Sacco di Roma). Der Leichnam Bourbons wurde zu Gaeta bestattet. Mit ihm erlosch der ältere Zweig der Bourbonen. Vgl. v. Schwartzenau, Der Connétable Karl von B. (Berl. 1852).
2) Karl, genannt der Kardinal von B., geb. 22. Dez. 1523, gest. 9. Mai 1590 in Fontenay (Poitou), vierter Sohn Karls von Vendôme, Kardinal, Erzbischof von Rouen und päpstlicher Legat von Avignon, war eifrig katholisch, wurde nach Ermordung des Herzogs von Guise (23. Dez. 1588) als dessen Anhänger von Heinrich III. gefangen gesetzt, aber nach Ermordung Heinrichs III. (2. Ausg. 1589) von der Partei der Guisen 21. Nov. 1589 als Karl X. zum König ausgerufen. Er fand jedoch nur wenig Anhänger, da er ganz unbefähigt war.
3) Ludwig Heinrich, Herzog von, und Ludwig Heinrich Joseph, Herzog von B. und Prinz von Condé, s. Condé.
4) Luis Maria von, Infant von Spanien, Kardinal und Erzbischof von Toledo, geb. 22. Mai 1777 in Cadahalso, gest. 18. März 1823 in Madrid, Sohn des Infanten Luis, jüngsten Bruders des Königs Karl III., ward während der französischen Invasion Präsident der Regentschaft von Cadiz und sanktionierte 1812 die Dekrete der konstituierenden Versammlung. 1814 empfing er den zurückkehrenden König zu Valencia, fiel aber bald in Ungnade. Doch ernannte ihn der König nach der Revolution vom März 1820 zum Präsidenten der Regierungsjunta.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.