Blum

Blum

Blum, 1) Karl Ludwig, Komponist und Bühnendichter, geb. 1786 in Berlin, gest. daselbst 2. Juli 1844, trat zuerst 1805 als Schauspieler in Quandts Gesellschaft am Rhein auf, kam dann als Sänger nach Königsberg, kehrte 1810 nach Berlin zurück und erhielt nach mehrjährigem Aufenthalt in Wien eine Stelle als Hofkomponist am königlichen Theater in Berlin. Später führte er teils die Regie der königlichen Oper, teils die Direktion des Königsstädter Theaters. B. brachte eine größere Zahl (20) von Singspielen, Zauberopern u. dgl., meist Bearbeitungen damals beliebter französischer Bücher, mit eigner Musik zur Ausführung. Er gab heraus: »Vaudevilles für deutsche Bühnen und gesellige Zirkel« (Berl. 1824 bis 1826, 2 Bde.); »Lustspiele für die deutsche Bühne« (das. 1827); »Neue Bühnenspiele« (das. 1828); »Neue Theaterstücke« (das. 1830) und »Theater« (das. 1839 bis 1844, 4 Bde.).

2) Johann Reinhard, Mineralog, geb. 28. Okt. 1802 in Hanau, gest. 21. Aug. 1883 in Heidelberg, studierte seit 1821 daselbst, übernahm dann die Direktion des Mineralienkontors, habilitierte sich 1828 als Privatdozent und war 1838–77 Professor der Mineralogie daselbst. Er schrieb: »Taschenbuch der Edelsteinkunde« (Stuttg. 1828, 3. Aufl. 1887); »Lehrbuch der Oryktognosie« (das. 1833, 4. Aufl. 1874); »Lithurgik, oder Mineralien und Gebirgsarten in ihrer technischen Anwendung« (das. 1840); »Die Pseudomorphosen des Mineralreichs« (das. 1843, mit vier Nachträgen, 1847–79); »Die Mineralien nach dem Kristallsystem geordnet« (Leipz. 1866).

3) Robert, deutscher Demokrat, geb. 10. Nov. 1807 in Köln, gest. 9. Nov. 1848, ward Handwerkslehrling, dann Kommis und kam 1830 mit dem Theaterdirektor Ringelhardt aus Köln als Theatersekretär und Kassierer (1831) nach Leipzig. Hier fand er Gelegenheit zu Fortbildung und literarischer Tätigkeit. Außer vielen Beiträgen für Zeitschriften schrieb er das Schauspiel: »Die Befreiung von Kandia« (Leipz. 1836), redigierte mit Herloßsohn und Marggraff das »Theaterlexikon« (Altenb. u. Leipz. 1839–42, 7 Bde.), mit Steger den »Verfassungsfreund« und das Taschenbuch »Vorwärts« und war Hauptmitarbeiter an den »Sächsischen Vaterlandsblättern«. 1847 begründete er eine Buchhandlung, in der seine Werke: »Ein Weihnachtsbaum«, Lebensbeschreibungen freisinniger Deutschen enthaltend, und ein »Staatslexikon für das deutsche Volk« erschienen. In den Februar- und Märztagen 1848 wurde er Hauptführer der sächsischen Demokratie und gründete den »Deutschen Vereinen« der gemäßigten Partei gegenüber die »Vaterlandsvereine«. Im Vorparlament einer der Vizepräsidenten, gehörte er zum Fünfzigerausschuß und wurde im Frankfurter Parlament Vertreter Leipzigs und Führer der Linken. Als Redner gewandt, entbehrte er doch tieferer staatsmännischer Begabung, so daß sein Einfluß schwand. Mit Julius Fröbel von der Linken des Parlaments mit einer Adresse an das aufständische Wien entsandt, dort aufs ehrenvollste 17. Okt. empfangen, ließ sich B. 26. Okt. zum Kampf auf der Barrikade verleiten. Nach der Erstürmung Wiens ward er 4. Nov. mit Fröbel verhaftet und, obwohl er sich auf seine Unverletzlichkeit als Parlamentsmitglied berief, 8. Nov., weil er die Waffen gegen die kaiserlichen Truppen geführt, vom Kriegsgericht zum Strang verurteilt. Das Urteil ward in Tod durch Pulver und Blei verwandelt und 9. Nov. morgens in der Brigittenau vollstreckt. Dieser Ausgang Blums erregte in ganz Deutschland, namentlich aber in Leipzig, die lebhafteste Teilnahme. In der Reichsversammlung erhob sich 14. Nov. ein großer Sturm. Die für Blums Hinterbliebene eröffnete Nationalsubskription ergab 120,000 Mk. Vgl. »Robert B. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk«, von (seinem Sohn) Hans B. (Leipz. 1878); »Ausgewählte Reden und Schriften« (hrsg. von Nebel, das. 1880).

4) Ernest, franz. Bühnendichter und Journalist, geb. 15. Aug. 1836 in Paris als der Sohn eines Schauspielers, widmete sich früh der Theaterliteratur, abwechselnd der ausgelassen lustigen und der rührseligen oder schauerlichen, und hat seit 1854 allein und mit andern, so mit Lambert Thiboust (»La petite Pologne«, 1861), Clairville und Siraudin (»La revue au 5. étage«, 1863), Anicet Bourgeois und Ponson du TerrailRocambole«, 1864), BrisebarreLe vengeur«, 1868), Hector CrémieuxLa jolie parfumeuse«, Musik von Offenbach, 1874), Albert WolffParisen actions«, 1879), eine erstaunliche Reihe von Bühnenarbeiten geliefert, darunter das fünfaktige Drama »Rose Michel«, das seinen Namen sehr bekannt machte, sowie der ebenfalls fünfaktige »Espion du roi« (1876). Seit 1879 waren die Namen Ernest B. und Raoul Toché, der sich 17. Jan. 1895 ertränkte, fast immer vereint auf den Theaterzetteln zu lesen. Sie lieferten die meisten dramatischen Jahresrevuen. B., seit 1869 ständiger Mitarbeiter des »Rappel«, ist in den letzten Jahren besonders als anekdotischer Chronikeur des »Gaulois« tätig gewesen; 1899 dramatisierte er mit Decourcelle »Robinson Crusoé« als Ausstattungsstück.

5) Hans, Sohn von B. 3), geb. 8. Juni 1841 in Leipzig, studierte daselbst und in Bern die Rechte, gehörte 1867–70 dem norddeutschen Reichstag an, war 1869–1900 Rechtsanwalt in Leipzig, machte den Feldzug 1870/71 als Korrespondent des »Daheim« mit, führte 1871–78 die Redaktion der »Grenzboten«. und lebt jetzt in Rheinfelden (Schweiz). Außer der Biographie seines Vaters (s. oben) verfaßte er einige juristische Werke und zahlreiche Schriften zur Politik und Zeitgeschichte, von denen wir nennen: »Die Lügen unsrer Sozialdemokratie« (Wismar 1891); »Auf dem Wege zur deutschen Einheit. Erinnerungen und Aufzeichnungen« (Jena 1893, 2 Bde.); »Das Deutsche Reich zur Zeit Bismarcks« (Leipz. 1893); »Fürst Bismarck und seine Zeit« (Münch. 1894–95, 6 Bde.; Anhang und Registerband 1899); »Persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck« (2. Aufl., das. 1900); »Die deutsche Revolution 1848–1849« (Flor. 1898). Er schrieb auch eine Reihe von Romanen und Novellen sowie mehrere Schauspiele.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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