- Werder [3]
Werder, 1) Karl, Philosoph und Dichter, geb. 13. Dez. 1806 in Berlin, gest. daselbst 3. April 1893, machte unter Hegel, dessen Ansichten er treu blieb, seine philosophischen Studien, habilitierte sich 1834 als Privatdozent der Philosophie in Berlin und wurde 1838 zum außerordentlichen Professor ernannt. Von seinen philosophischen Werken sind hervorzuheben: »De Platonis Parmenide« (Berl. 1834) und die (streng dialektische) »Logik« (das. 1841, nur die 1. Abteilung ist erschienen); von seinen übrigen die Tragödien: »Kolumbus« (das. 1858; in der Fassung letzter Hand hrsg. von Gildemeister, 1893) und »Politik und Liebe« (Geschichte des Grafen Essex) sowie die »Vorlesungen über Shakespears Hamlet« (das. 1875, 2. Aufl. 1893) und »Macbeth« (das. 1885), »über Schillers Wallenstein« (das. 1889) und »über Lessings Nathan« (das. 1892). Nach seinem Tod erschien ein Band »Gedichte« (hrsg. von Gildemeister, Berl. 1895).
2) Ludwig, Maschinenbauer, geb. 17. Mai 1808 in Küßnacht bei Zürich, gest. 4. Aug. 1885 in Nürnberg, erlernte das Schlosserhandwerk, wurde dann Werkmeister in Mannhardts Turmuhrenfabrik in München, trat in den Dienst der königlichen Wagenbauverwaltung in Nürnberg und übernahm 1845 die Direktion der Cramer-Klettschen Fabrik daselbst. Er schuf für sie alle Anlagen und maschinellen Einrichtungen, baute 1849 die erste Eisenbahnbrücke nach Paulis System bei Großhesselohe (München), 1853 den königlichen Wintergarten und 1854 den Ausstellungspalast. 1852 konstruierte er eine Maschine zur Prüfung der Teile eiserner Brücken auf Zugfestigkeit, und aus dieser Konstruktion ging die Materialprüfungsmaschine hervor, die seitdem allgemeinen Eingang gefunden hat. W. erfand auch das bayrische Infanteriegewehr M/69.
3) August, Graf von, preuß. General, geb. 12. Sept. 1808 zu Schloßberg-Norkitten in Ostpreußen, gest. 12. Sept. 1887 auf Schloß Grüssow bei Belgard, trat 1825 in das Regiment der Gardedukorps, wurde 1839 Lehrer im Kadettenkorps, kam zum topographischen Bureau und machte den Feldzug der Russen im Kaukasus von 1842–43 mit. 1846 wurde er Hauptmann im Generalstab, kam dann als Major zum 33. Infanterieregiment, ward 1853 Kommandeur des Landwehrbataillons des 40. Regiments, 1856 des 4. Jägerbataillons, dann Oberstleutnant im 2. Garderegiment zu Fuß, zugleich mit der Führung der Geschäfte der Inspektion der Jäger und Schützen sowie des Kommandos des reitenden Feldjägerkorps beauftragt. 1859 Oberst und Inspekteur der Jäger und Schützen, 1863 Generalmajor geworden, führte W. 1866 die 3. Division bei Gitschin und Königgrätz. 1870 mit dem Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg und nach dessen Kapitulation mit dem Kommando des neugebildeten 14. Korps betraut, drang er im Oktober in die Franche-Comté ein, besetzte Dijon, hielt die Garibaldiner in Schach, wich auf die Kunde von Bourbakis Anmarsch im Januar 1871 nach Belfort zurück, ermöglichte durch das Gefecht von Villersexel (9. Jan.) seinen Rückzug und wies die weit überlegene französische Ostarmee in der Schlacht bei Belfort (15.–17. Jan.) zurück. Nach dem Frieden mit dem Großkreuz des Eisernen Kreuzes und einer Dotation ausgezeichnet, führte W. bis 1879 das neugebildete 14. (badische) Armeekorps und wurde beim Abschied Graf. Nach ihm heißt seit 1889 das 4. rheinische Infanterieregiment Nr. 30, dessen Chef er gewesen war, Graf W. In Freiburg i. Br. wurde bei seinen Lebzeiten sein Standbild errichtet. Vgl. v. Conrady, Das Leben des Grafen A. v. W. (Berl. 1889); Kunz, Die Entscheidungskämpfe des Generals v. W. im Januar 1871 (das. 1895, 2 Tle.); Varnhagen, W. gegen Bourbaki (das. 1897).
4) Bernhard von, preuß. General und Diplomat, geb. 27. Febr. 1823 in Potsdam, gest. 19. März 1907 in Berlin, trat 1840 in das 1. Garderegiment, war 1852–57 Adjutant, wurde 1859 Major und Flügeladjutant des Königs, 1861 Kommandeur des Gardejägerbataillons und 1866 Oberst und Kommandeur des Gardefüsilierregiments, an dessen Spitze er sich bei Königgrätz den Orden pour le mérite erwarb. 1869–86 Militärbevollmächtigter am russischen Hofe, nahm er bei Kaiser Alexander II. eine Vertrauensstellung ein und wohnte im kaiserlichen Hauptquartier dem Türkenkrieg 1877/78 bei. Seit 1876 Generaladjutant und 1884 General der Infanterie, war W. 1886–88 Gouverneur von Berlin, 1892–95 Botschafter in Petersburg und wurde 1901 Chef des reitenden Feldjägerkorps.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.