Bernhardi

Bernhardi

Bernhardi, 1) August Ferdinand, Sprachforscher und Schriftsteller, geb. 24. Juni 1769 in Berlin, gest. daselbst 1. Juni 1820, studierte in Halle unter Wolf und wurde 1791 Lehrer am Friedrichswerderschen Gymnasium in Berlin, 1808 Direktor desselben, 1820 kurz vor seinem Tode Direktor des Friedrich Wilhelms-Gymnasiums. Er war seit 1799 mit Sophie, einer Schwester Ludwig Tiecks (s. d.), verheiratet, von der er sich jedoch 1805 scheiden ließ. Von seinen Schriften nennen wir: »Vollständige lateinische Grammatik« (Berl. 1795–97, 2 Bde.); »Vollständige griechische Grammatik« (das. 1797); »Sprachlehre« (das. 1801–1803, 2 Bde.)und »Anfangsgründe der Sprachwissenschaft« (das. 1805), letztere beiden von Bedeutung für die neuere Sprachwissenschaft. Am bekanntesten ist er durch seine Verbindung mit den Häuptern der romantischen Schule. Daraus sind seine Theaterkritiken etc., besonders die »Bambocciaden« (Berl. 1797 bis 1800, 3 Bde.), satirische Schnurren über das Berliner Gesellschafts- und Literaturleben, hervorgegangen. Aus seinem und seiner Gattin Nachlaß gab sein Sohn Wilhelm B., ein seinerzeit bekannter Journalist und Theaterkritiker, Erzählungen u. d. T.: »Reliquien« (Altenb. 1847, 3 Bde.) heraus.

2) Theodor von, deutscher Diplomat und Geschichtschreiber, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1802 in Berlin, gest. 12. Febr. 1887 zu Kunnersdorf in Schlesien, studierte 1820–23 in Heidelberg, wirkte 1863–64 für den Augustenburger in London, wurde 1866 von Bismarck nach Florenz gesandt, ohne Lamarmora zu einer den preußischen Interessen ernstlich dienenden Kriegführung bestimmen zu können, und war 1867–71 in diplomatischen Aufträgen in Italien, Spanien und Portugal tätig. Von seinen Schriften sind bemerkenswert: »Denkwürdigkeiten aus dem Leben des russischen Generals Karl Friedrich v. Toll« (2. Aufl., Leipz. 1865–66, 4 Bde.); »Geschichte Rußlands und der europäischen Politik in den Jahren 1814–1831« (das. 1863–77, Bd. 1–3); »Vermischte Schriften« (Berl. 1879, 2 Bde.); »Friedrich d. Gr. als Feldherr« (das. 1881, 2 Bde.) und »Reiseerinnerungen aus Spanien« (das. 1886). Als Historiker ist B. gedankenreich, aber nicht frei von Schwäche. Seine Stärke ist das Militärische. Seine aus dem Nachlaß herausgegebenen Tagebücher (»Aus dem Leben Th. v. Bernhardis«, Leipz. 1893–1901, 8 Bde.) zeigten ihn als weitblickenden Politiker und sind wegen der Treue der Beobachtung eine der wertvollsten Quellen für das Zeitalter Wilhelms I.

3) Wilhelm, Geschichtsforscher, geb. 2. Nov. 1834 zu Meuselwitz in Sachsen-Altenburg, Professor am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin, schrieb: »Matteo di Giovenazzo« (Leipz. 1868); »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Lothar von Supplinburg« (das. 1879); »Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Konrad III.« (das. 1883, 2 Tle.); auch gab er R. Köpkes »Kleine Schriften zur Geschichte, Politik und Literatur« heraus (Berl. 1872).

4) Friedrich von, Militärschriftsteller, Sohn von B. 2), geb. 22. Nov. 1849 in St. Petersburg, trat 1869 in das 14. Husarenregiment, wurde zum Generalstab kommandiert, war 1891–94 Militärattaché in Bern, wurde Kommandeur des 20. Dragonerregiments in Karlsruhe und 1897 Oberst und Chef des Generalstabs des 16. Korps. In der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs arbeitete er an der Geschichte Friedrichs d. Gr. mit und veröffentlichte die Tagebücher seines Vaters. Er schrieb außer kleinern Arbeiten (als Beihefte zum »Militär-Wochenblatt« u. a.): »Unsere Kavallerie im nächsten Kriege« (Berl. 1899).

5) Johann Jakob, s. Bernh.

6) Sophie, s. Tieck 1).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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