- Toll
Toll, 1) Karl, Graf von, russ. General, geb. 19. April 1777 in Esthland, gest. 5. Mai 1842 in Petersburg, trat 1796 in die russische Armee ein, machte 1799 Suworows Feldzug mit, focht bei Austerlitz, dann gegen die Türken, war 1812 Generalquartiermeister Kutusows, 1813 Barclay de Tollys, ward auf dem Schlachtfeld von Leipzig Generalleutnant, 1823 Generaladjutant des Kaisers und Chef des Generalstabs der ersten Armee und 1825 General der Infanterie. Im Feldzuge von 1828–29 gegen die Türken war er Chef des Generalstabs und ward nach dem Sieg 11. Juni 1829 bei Kulewdscha Graf. Im polnischen Feldzug von 1831 war er abermals Stabschef des Generals Diebitsch, kommandierte nach dessen Tod interimistisch, auch beim Sturm auf Warschau 7. Okt. nach Paskewitsch' Verwundung. Hierauf ward er zum Mitglied des Reichsrats und 1833 zum Oberdirigenten der Wasser- und Wegekommunikationen und der öffentlichen Bauten ernannt. Vgl. Bernhardi, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des russischen Generals Grafen von T. (2. Aufl., Leipz. 1866, 4 Bde.).
2) Eduard, Baron von, Polarforscher, geb. 24. März 1858 in Esthland, verschollen seit 1903, studierte in Dorpat Naturwissenschaften, nahm 1882 an einer wissenschaftlichen Reise nach Algerien und den Balearen teil, arbeitete seit 1884 im mineralogischen Museum der Petersburger Akademie, seit 1888 als Konservator und wurde Mitte der 1890 er Jahre an der russischen geologischen Landesanstalt angestellt. 1885 bis 1886 erforschte er im Auftrage der kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft mit Alex. Bunge die Neusibirischen Inseln, besuchte sie 1893 zum zweitenmal, als er nach dem Tode von Tscherski (1892) zum Leiter einer geologischen Expedition in die nördlichen Teile des Jakutskischen Gebietes ernannt wurde, und unternahm 1900 zur Erforschung des von ihm vermuteten Sannikowlandes eine Polarfahrt auf der Sarja, auf der er 1900 längs der sibirischen Küste zur Taimyrhalbinsel vordrang, nach einer Überwinterung daselbst 1901 bis zu den Neusibirischen Inseln gelangte, dort an der Kotelnyinsel überwinterte und von dort 5. Juni 1902 mit sechs Gefährten zur Erforschung der Bennetinsel ausbrach. Von dieser Expedition ist T. nicht zurückgekehrt. Eine Hilfsexpedition unter Leutnant Koltschak fand auf der Bennetinsel einen von T. 8. Nov. 1903 niedergelegten Bericht, aus dem hervorging, daß T. nach Erforschung der Bennetinsel den Versuch gemacht hat, über das Eis nach Süden vorzudringen. Weitere Nachforschungen waren vergeblich. Er veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungen in den Abhandlungen der Petersburger Akademie.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.