- Taxus
Taxus L. (Eibenbaum), Koniferengattung der Taxazeen, immergrüne Bäume oder Sträucher mit weißem Splint und rotbraunem harten Kernholz, zerstreut stehenden, durch die herablaufenden Blattbasen kantigen Zweigen, lederigen, spiralig dicht gestellten und fast zweiseitswendigen, linealischen bis ovaloblongen, flachen, oft sichelförmig gekrümmten, kurz stachelspitzigen Blättern, diözischen Blüten, auf der Spitze eines Kurztriebes in den Blattachseln stehenden, fast kugeligen männlichen Blütenkätzchen und einzeln an der Spitze eines Kurztriebes stehenden weiblichen Blüten, deren kurze napfförmige Hülle sich zu einem fleischigen, hochroten, den Samen bis fast zur Spitze umhüllenden, aber offenen Fruchtbecher entwickelt. Man unterscheidet 6–8 wenig voneinander abweichende Arten in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Halbkugel. T. baccata L. (gemeiner Taxbaum, Roteibe, s. Abbildung, S. 362), ein selten 10 m hoher, meist niedrigerer Baum von selten mehr als 1 m Stammumfang (in Torfmooren finden sich Eibenstubben von 1 m Durchmesser) mit 2,5 cm langen, am Rande kaum umgeschlagenen, oberseits dunkelgrünen, unterseits hellgrünen (nicht blauweiß gestreiften, wie bei der Tanne) Blättern, hell scharlachroten Fruchtbechern und blauvioletten Früchten, wächst in Wäldern Mittel- und Südeuropas von den britischen Inseln, dem mittlern Norwegen, Schweden und Rußland südwärts bis Spanien, Sizilien, Griechenland und zum Kaukasus, auf den Azoren, in Algerien, in Vorderasien, am Himalaja und am Amur, in der Schweiz bis 1500 und 1700 m Meereshöhe, in Deutschland jetzt nur noch sehr zerstreut, besonders auf Kalkboden in der Eichen- und Buchenregion, auf moorigem Terrain oder Bruchland, an Örtlichkeiten mit sehr flachem Grundwasserstand. Abgesehen von alten Eiben auf Friedhöfen, in Klostergärten etc. gibt es in Deutschland noch ca. 7000 Stück wildwachsende, meist baumförmige Eiben, besonders im Cisbusch in der Tucheler Heide, im Bodetal, im Forstort Ibengarten bei Dermbach und auf dem Veronikaberg bei Ilmenau. Zahlreiche kleine Eibenreste (meist strauchförmige) finden sich in Thüringen. Die Eibe ist seit dem Mittelalter im Rückgange begriffen, und vielfach erinnern nur die Namen von Ortschaften oder Örtlichkeiten an ihr früheres Vorhandensein. Die Eibe soll ein Alter von 2000 Jahren erreichen. Man benutzt die meist strauchförmig kultivierte Eibe zu Lauben, Hecken, und namentlich zu Ludwigs XIV. Zeiten spielte sie eine große Rolle in den Gärten. Das Holz ist ungemein fest und sein (deutsches Ebenholz, Eibenholz) und dient zu Schnitzereien, Haus- und Tischgeräten, ehemals besonders zu Armbrüsten, Bogen, Dachsparren, Schwellen etc., zu Weberschiffchen und als Tollholz gegen den Biß toller Hunde.
Von 61 vorgeschichtlichen Holzgeräten aus Moorfunden Skandinaviens waren 50 aus Eibenholz gefertigt. Die Früchte sind genießbar, von fadem Geschmack, die Blätter aber giftig. Als Menstruation beförderndes Mittel und Abortivum werden sie noch jetzt vom Volke benutzt. Bei den Alten war der T. ein Baum des Todes; die Furien trugen Fackeln von Eibenholz, und die Priester bekränzten sich im innern Heiligtum von Eleusis mit Myrten- und Taxuszweigen. Bei uns ist die Eibe noch heute Gräberpflanze. Mehrere Varietäten mit gelben Früchten, gelben Blättern, hängenden (T. Dovastoni) oder aufrecht stehenden Zweigen (T. hibernica, fastigiata, s. Tafel »Koniferen I«, Fig. 9) etc. werden als Ziersträucher kultiviert. Vgl. Conwentz, Die Eibe in Westpreußen, ein aussterbender Waldbaum (Danz. 1892) und Die Eibe in vorgeschichtlicher Zeit (im »Korrespondenzblatt für Anthropologie«, 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.