- Armbrust
Armbrust (Armborst, Armst, Arbrost, v. lat. Arbalista, Arcubalista), aus dem Pfeilbogen hervorgegangene Schußwaffe des Mittelalters (wahrscheinlich war auch die Gastaphrete der Griechen eine A.).
Sie bestand aus einem Schaft von Holz (meist Eibe) mit einem Bogen aus Stahl oder Fischbein, dessen Enden durch die aus Tiersehnen oder Hanffäden gedrehte Sehne verbunden waren. In dem Schaft lag eine um eine wagerechte Welle drehbare Nuß, hinter welche die zurückgezogene Sehne gelegt und durch eine Abzugsstange gehalten wurde. Durch einen Druck auf die letztere hob sie in der Nuß aus, die Sehne schnellte nach vorn, schlug hierbei auf das in der Rinne des Schaftes liegende Geschoß (Bolzen, Pfeil oder Kugel) und schoß es ab. Zum Spannen diente der Spanner, bei Reitern der hebelartige Geißfuß (Geißfußarmbrust), bei stärkern Bogen die Handwinde. Bei der Verteidigung der Städte stellte man die große A. von 7–9 m Länge (Arkuballiste) auf der Plattform der Tore und Türme auf, auch nahm man sie auf Wagen als Feldgeschütz mit ins Feld. Man nannte sie dann Wagarmbrust und das zugehörige Spannzeug die Wag. Der Schnäpper (Balester; s. Abbildung) mit kurzem Stahlbogen hatte eine Vorrichtung, die Sehne oder den Spannhebel beim Spannen in den Einschnitt einschnappen zu lassen. Zuweilen besaß die A. eine bedeckte Rinne oder einen zylindrischen eisernen Lauf mit Sehnenschlitz (Kugelschnäpper) und schoß Kugeln aus gebranntem Ton, Marmor oder Blei, die noch auf 250 Schritt einen Panzer durchschlugen. Hieraus erklärt sich auch, weshalb die A. noch lange neben dem Feuergewehr als Schußwaffe bevorzugt wurde. Von einer raketenartige Bolzen schießenden A. erhielt vermutlich die Arkebuse (s. d.) ihren Namen. In Frankreich kannte man die A. schon im 9. Jahrh., in Deutschland wurde sie im 12. Jahrh. gebräuchlich und war von so bedeutender Wirkung, daß ihr Gebrauch gegen Christen vom zweiten lateranischen Konzil 1139 verboten wurde. Mitte des 16. Jahrh. verschwand die A. aus den Heeren, hat sich aber bei Schützenfesten etc. noch lange, vereinzelt bis heute erhalten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.