Salzburg [1]

Salzburg [1]

Salzburg, Herzogtum (hierzu Karte »Herzogtum Salzburg«), österreich. Kronland, aus dem ehemaligen Erzbistum gleichen Namens (s. unten) gebildet, grenzt im NO. an Oberösterreich, im O. an Steiermark, im Süden an Kärnten, im W. an Tirol und im NW. an Bayern und umfaßt 7153 qkm (129,9 QM.). Das Land gehört nur mit einem kleinen Teil (im N.) der bayrischen Hochebene an; der weitaus größere Teil ist Gebirgsland und wird von den Salzburger Kalkalpen mit den Gruppen der Waidringer Alpen (Birnhorn 2634 m), der Berchtesgadener Alpen (Hochkönig 2938 m), des Tennengebirges (Raucheck 2428 m), des Dachsteingebirges (Torstein 2946 m) und der Wolfganger Alpen (Gamsfeld 2024 m), ferner im SW. von den Salzburger Schieferalpen (Gaisstein 2366 m, Hundstein 2116 m) und im Süden von den Hohen Tauern (Dreiherrenspitze 3505 m, Großvenediger 3660 m, Großes Wiesbachhorn 3570 m, Hochnarr 3258 m, Ankogel 3263 m, Hafnereck 3061 m) und den Niederen Tauern (Hochgolling 2863 m) durchzogen (vgl. Purtscheller, Die Salzburger Alpen, in dem Werk »Die Erforschung der Ostalpen«, Bd. 1, Berl. 1893). Der letztgenannte Gebirgszug wird von den fahrbaren Pässen des Radstädter Tauern (1738 m) und des Katschberg (1641 m) übersetzt, wogegen die Saumpfade der Hohen Tauern bedeutend höher liegen. Der Hauptfluß des Landes ist die Salzach (s. d.). Andre Flüsse sind die Enns, die durch den Mandlingpaß nach Steiermark bricht, und die Mur, die nach kurzem Laufe durch den Lungau ebenfalls nach Steiermark übergeht. Die Flüsse bilden zahlreiche Wasserfälle (so die Krimmler Fälle, die Fälle der Gasteiner Ache, der Gollinger Fall, der Tauernfall bei Radstadt) und Talverengerungen (Klammen), unter denen der Paß Lueg und die Öfen der Salzach, die Liechtensteinklamm (Groß-Arltal), der Klammsteinpaß (Gasteiner Tal), die Kitzlochklamm (Rauriser Tal), die Schwarzbergklamm (bei Unken) etc. zu nennen sind. Von den Seen ist der Zeller See auf der ebenen Wasserscheide zwischen Saalach und Salzach der größte. Im N. liegen der Fuschelsee, Wallersee und Trumsee und an der Grenze von Oberösterreich der St. Wolfgang- und Mondsee. Unter den Mineralquellen ist die heiße Quelle von Gastein die berühmteste; besucht ist auch das Bad St. Wolfgang in der Fusch. Das Klima ist der Gebirgslage angemessen: schnell wechselnd, mit bedeutenden Niederschlägen (116 cm jährlich in der Hauptstadt und 104 in Gastein). Die mittlere Temperatur stellt sich in Salzburg auf 8°, in Gastein auf 5,6°.

Die Bevölkerung von S. betrug 1900: 192,763 Einw. und hat seit 1890 um 11 Proz. zugenommen; auf 1 qkm kommen nur 27 Menschen, die geringste Volksdichtigkeit in Österreich. Die Bewohner sind fast ausschließlich Deutsche und Katholiken. Wegen der Hochgebirge beträgt die unproduktive Fläche 15 Proz. des gesamten Areals; 9,2 Proz. des Bodens kommen auf Ackerland, 8,6 auf Wiesen und Gärten, 33,9 auf Weiden und Alpen, 32,4 auf Waldungen und 0,9 Proz. auf Seen. Fast die Hälfte des jährlichen Bedarfs an Getreide muß eingeführt werden. Hauptprodukte sind: Getreide, und zwar Weizen (1905: 85,584 metr. Ztr.), Roggen (172,731), Hafer (48,105) und Gerste (15,840), Kartoffeln (48,064), Kraut (54,920), Flachs (1222), Klee (106,827) und Heu (2,699,750 metr. Ztr.). Die Almwirtschaft begünstigt in hohem Grade die Viehzucht und die Milchproduktion. 1900 wurden 141,549 Rinder gezählt, so daß auf 100 Bewohner 73 Rinder kamen. Der Ertrag an Butter und Käse beläuft sich auf jährlich 36,000 metr. Ztr. Die Pferde (11,833 Stück) gehören meist zur norischen Rasse und sind groß und kräftig; der Pinzgau liefert ausgezeichnete schwere Zugpferde. Schafe gab es 45,063, Ziegen 15,759, Schweine 15,342. In S. besteht ferner eine Unternehmung für künstliche Fischzucht. Unter den Produkten des Bergbaues ist das Salz am wichtigsten; die Saline in Hallein lieferte 1905 mit 364 Arbeitern 149,329 metr. Ztr. Sudsalz nebst 82,976 metr. Ztr. Industriesalz. Andre Berg- und Hüttenprodukte sind: Gold (3,2 kg, am Rathausberg bei Böckstein), Kupfer (6204 metr. Ztr., zu Mitterberg), Eisen (54,952 metr. Ztr. Eisenerz, 476 metr. Ztr. Roheisen, bei Werfen). Sehr reich ist S. an Marmor (am Untersberg), an Gips und Torf. Die spärliche Industrie des Landes liefert, abgesehen von den Fabriken in der Stadt S. (s. unten), hauptsächlich Holzwaren, Papierstoff, Zement, Glas und Bier (48 Brauereien mit einer Erzeugung von 396,890 hl). In Hallein besteht auch eine ärarische Tabakfabrik. Als Verkehrsmittel dienen die Eisenbahnen (375 km), darunter die Linien über Salzburg nach Wörgl, von Bischofshofen über Radstadt nach Selzthal und die Tauernbahn Schwarzach-Gastein, die Landstraßen (1289 km) und die Wasserstraßen (100 km), hauptsächlich die Salzach. An Lehranstalten besitzt das Land außer den in der Hauptstadt befindlichen (s. unten) eine Fachschule für Holz- und Steinbearbeitung in Hallein und 192 Volks- und Bürgerschulen. Der Landtag besteht aus 28 Mitgliedern: dem Fürst-Erzbischof von S., 5 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 4 Abgeordneten der Hauptstadt, 7 der übrigen Städte und Märkte, 2 der Handels- und Gewerbekammer und 9 der Landgemeinden. In den Reichsrat entsendet das Land 7 Abgeordnete. Das Wappen s. auf der Tafel »Österreichisch-Ungarische Länderwappen«, Fig. 4. Politische Einteilung des Landes:

Tabelle

Vgl. »Abriß der Landeskunde des Herzogtums S.« (Salzb. 1877); Thym, Das Herzogtum S. (2. Aufl., das. 1901); »Gemeindelexikon des Herzogtums S,« (hrsg. von der statist. Zentralkommission, Wien 1907); »Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild«, Bd. 6 (Wien 1889); Fahrner, Untersuchung der landwirtschaftlichen Verhältnisse des Herzogtums S. (Bamb. 1905) und die Literatur der folgenden Artikel (S. 501 und 502).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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