Rüstung

Rüstung

Rüstung (hierzu Tafel »Rüstungen und Waffen I-III«), in populärer Sprache auch Panzer, Eisenpanzer, eine Bekleidung des Körpers zum Schutz gegen Verwundungen; die R. wird seit dem 16. Jahrh. auch Harnisch genannt. Schon die Krieger der ältesten Kulturvölker schützten einzelne Körperteile, namentlich Kopf und Brust, durch Helm und Küraß. Assyrische und chaldäische Soldaten trugen (710 v. Chr.) einen hemdartigen Panzer, dessen Metallschuppen auf Büffelhaut genäht waren, bei den Leichtbewaffneten bis zur Hüfte, bei den Schwerbewaffneten, auch Hals und Oberarm bedeckend, bis zu den Füßen reichend. Bein schienen bedeckten die Vorderseite des Bei nes bis zum Knie. Die Reiter trugen ein Maschenpanzerhemd mit Hinterschiene und kurzer Rüsthose, wie die deutschen Ritter des Mittelalters. In Ägypten kommen neben Lederpanzern, die oft mit breiten Metallbändern (Brusischienen) verstärkt waren, Panzerhemden aus Bronzeschuppen von 20–25 cm Größe sowie Arm- und Bein schienen aus Erz schon um 1000 v. Chr. vor. Solche Schuppenpanzer waren auch bei Parthern, Persern und Sarmaten gebräuchlich und verbreiteten sich von ihnen über den ganzen Orient. Die Griechen trugen um diese Zeit schon bronzene Brust- und Rückenpanzer, je aus einem Stück geschmiedet oder aus dachziegelförmigen Schiebeplatten bestehend, und Beinschienen (Knemiden) an beiden Beinen, gleich den Etruskern. Bei den Römern trugen die Veliten (leichtbewaffnete Infanterie) gleich den Samnitern und den wie sie gerüsteten Gladiatoren am linken, die Schwerbewaffneten (hastati) am rechten, dem beim Kampf vorgesetzten Bein, die Beinschienen (ocreae). Der Schuppenpanzer (lorica) bestand aus Schuppen von Metall, Knochen oder Horn, nach Form der Fisch- (rund) oder Schlangenschuppen (rautenförmig, Tafel I, Fig. 7) oder der Vogelfedern, die auf Leder oder Leinwand mit Lederriemen oder Draht befestigt waren, und bedeckte außer Brust und Rücken auch Bauch, Hüften und Schultern. Die schwerbewaffneten Reiter, die in frühester Zeit den Kern des Heeres bildeten, waren bis zu den Füßen und Händen mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Zur Zeit der Republik trugen die Hastati bereits armlose, nur bis zur Hüfte reichende Kettenpanzer; um das Jahr 160 v. Chr. hatten die Principes Ringpanzer, die Hastati und Triarii dagegen eherne Brustplatten von mäßiger Größe. Ein aus biegsamen, breiten Stahlbändern zusammengesetzter, Taille und Schultern bedeckender Panzer, der den Körperbewegungen sich anschmiegte, wurde zur Kaiserzeit von den Legionssoldaten, Reitern wie Fußvolk, getragen. Daneben gab es für die Heerführer, Konsuln, Imperatoren etc. Prunkrüstungen, die, aus Eisenblech geschmiedet, dem Körper angepaßt und mit Reliefs, Vergoldung und sonstigen Zieraten versehen waren (Tafel II, Fig. 1). Den Germanen kam im 4. Jahrh. wahrscheinlich vom Osten die Sitte, den Körper mit hieb- und stichsichern Kleidern zu bedecken. Die deutschen und fränkischen Fußkämpfer und Ritter trugen im 8. Jahrh. eine aus gepolsterter Leinwand oder Leder gefertigte, vom 13. Jahrh. ab mit aufgenähten eisernen Ringen, Ketten, Metallplatten oder dicken, vernieteten Nagelköpfen häufig gitterförmig besetzte ärmellose Panzerjacke Brünne, Bruunika oder Haubert genannt, die bis zur Hüfte reichte und noch lange von unbemittelten Edelleuten und Schildknappen getragen wurde. Die Fußkämpfer trugen eine Art Überwurf (Tafel I., Fig. 1), die Kutte (cotte), der Hals und Oberarme deckte. Das Panzerhemd der Ritter wurde nach und nach länger und deckte im 10. Jahrh. bereits die Oberschenkel bis zum Knie (Tafel I, Fig. 4, die Ritter links, die Ägypter rechts), seine Ärmel reichten anfänglich bis zum Ellbogen, später bis zum Handgelenk; die Hände blieben noch unbedeckt. Die langen Panzerhemden hießen großer Haubert, zum Unterschied von der Panzerjacke, dem kleinen Haubert. Der Haubert der Normannen um 1000 n. Chr. war eine eng anliegende, mit den daran sitzenden Rüsthosen aus einem Stück gefertigte Panzerjacke, die den Körper von Hals bis Kniescheibe und Ellbogen wie Trikot umschloß. Später wurde es allgemein, Rüstärmel und Rüsthofen mit dem Haubert fest zu verbinden; ebenso saß eine Nacken und Kopf bedeckende Ringel- oder Kettenkapuze, Camail, auch Helmbrünne oder Ringhaube genannt, daran. Ein aus mehreren Lagen gepolsterten und gesteppten Zeuges gefertigtes Wams, rautenförmig mit Lederstreifen benäht, die von ausgesetzten Ringen oder breitköpfigen Nägeln zusammengehalten wurden (gegittertes Panzerhemd, Tafel I, Fig. 3), war im Norden gebräuchlich. Bei den Polen entwickelte sich aus der westeuropäischen R. bis gegen Ende des 15. Jahrh. eine Nationaltracht. Die Ritter waren bis zu den Füßen gepanzert (Tafel I, Fig. 2), sie führten als Waffe mit Vorliebe den Streitkolben. Die Schuppenpanzer des 10.–11. Jahrh. wurden Jazerans oder Korazuns (Kerazins) genannt. Aber schon vor dem 11. Jahrh. war in Mitteleuropa und im Norden das Maschen- oder Kettenpanzerhemd, Panzerhemd, Panzerjacke, Panzerrock, Kettenhemd, der Ringelpanzer (Tafel I, Fig. 4), der geringelte Haubert mit Ringelkapuze oder ganze Brünne bekannt (s. Tafel »Kostüme I«, Fig. 11 u. 12). Da die Ringe geschmiedet und genietet waren (es sind Reste solcher Panzer gefunden, deren Ringe nur 5 mm Durchmesser haben), so gehörten die Ringelpanzer jener Zeit zu den kostbaren Rüstungen wohlhabender Ritter (s. Textabbildung), und erst nach Erfindung des Drahtziehens (1306 durch Rudolf von Nürnberg) wurden sie allgemeiner und so dicht gefertigt, daß die Miséricorde (s. d.) nicht hindurchdringen konnte. Darüber wurde seit dem zweiten Kreuzzug zum Schutz gegen die Hitze eine Art Hemd, Gambesson oder Gambeis, getragen, worüber man das Schwert gürtete. Bald begann man, diesen Gambesson ebenso wie Helm und Schild mit persönlichen Erkennungszeichen zu schmücken, die später heraldische Bedeutung gewannen. Den Kopf schützte zunächst eine gepolsterte Zeugmütze, die Waffenkappe, Harnaschkappe oder Gugelhaube (Kugelhaube), deren dem heutigen Baschlik ähnliche Enden um den Hals geschlungen wurden. Die Gugelhaube war in der Regel das Geschenk seiner Dame und von ihr in ihren Lieblingsfarben geziert; daher schreibt sich später der Brauch der Ritter, diese Farben der Dame frei zu tragen und auf den Schild zu übernehmen. So ging aus der Gugelhaube die in der Wappenkunde so bedeutungsvolle Helmdecke (lambrequin) hervor. Sie steht auch in Beziehung zu der Zindelbinde, die ursprünglich zur Befestigung des Kleinods (cimico, daher Zimier) auf dem Helm diente, später aber als Liebespfand nur um das Kleinod oder den Helm geschlungen mit flatternden Enden getragen wurde. Über der Waffenkappe wurde dann häufig die Ringelkapuze (Maschenkappe, Tafel I, Fig. 4), unter oder über dieser die kleine Kesselhaube, die Hirnkappe, für den Kampf wohl auch der schwere Topfhelm (s. Helm, Fig. 11) getragen. In Italien war bis zum 16. Jahrh. neben dem Haubert in verschiedenster Ausstattung, der aber immer kürzer und leichter war als der deutsche, die Brigantine, eine Schuppenpanzerjacke, gebräuchlich. Sie wurde über dem gewöhnlichen Wams mit den Schuppen nach innen, der Samt- oder Seidebekleidung nach außen getragen. Gegen Ende des 13. Jahrh. wurde über der Brünne als zweite Schutzrüstung der enganschließende Lentner getragen. Ursprünglich ein Überkleid aus dickem Leder, das über die Lenden reichte, wurde er bald an Armen, Beinen und Brust verstärkt durch herunterlaufende eiserne Schienen oder Platten, die mit Nägelköpfen aufgenietet waren. Nach diesen wurde es auch schlechtweg Platte genannt; aus ihr entwickelte sich im Laufe des 14. Jahrh. die Plattenrüstung, so daß um 1360–70 die ganze Eisenhülle des geharnischten Ritters vollendet war. Eine vollständige Plattenrüstung (Tafel I, Fig. 5 u. 6, mit Erklärung der einzelnen Teile) bestand in ihrer höchsten, am Anfang des 16. Jahrh. erreichten Entwickelung aus folgenden Teilen: den Hals, ursprünglich nur durch das weit hinausreichende Panzerhemd gedeckt, schützte nun die mit dem Helm verbundene Halsberge.

Genietetes Maschengeflecht eines Panzerärmels mit messingenem Wappenschildchen und Initialen des Ritters Pankratius von Freiberg auf Hohenaschau in Bayern, ca. 1530 (3/4 der Originalgröße). Sammlung Rose, Berlin.
Genietetes Maschengeflecht eines Panzerärmels mit messingenem Wappenschildchen und Initialen des Ritters Pankratius von Freiberg auf Hohenaschau in Bayern, ca. 1530 (3/4 der Originalgröße). Sammlung Rose, Berlin.

Mit derselben hingen oberhalb das aus mehreren übereinander greifenden Querschienen gebildete Kehlstück oder Gurgelplatte, seitlich die Achselstücke (vielfach mit Stauchen od. Brechrändern versehen) zusammen, an die sich vorn und hinten als besonderer Schutz gerundete Platten anschlossen, die Vorder- und Hinterflüge. Da der rechte Vorderflug zum Einsetzen der Lanze etwas kürzer war, schützte man die Achselhöhle durch eine mit einem spitzen Stachel versehene runde Platte, die Schwebscheibe. Die Armschienen bestanden aus dem Ober- und Unterarmzeug (Armröhren) und den sie verbindenden, beweglichen Arm- oder Ellbogenkacheln oder Mäuseln. Die Hände wurden durch eiserne Handschuhe, Gantelets (wenn ungefingert, Henzen genannt), geschützt. Brust- und Rückenstück des Harnisches, an denen sich meist Rüsthaken zum Auflegen der Lanzen befanden, waren durch Riemen miteinander verbunden und bestanden wohl aus einem beweglich übereinander greifenden Schienengeschübe, das man nach seiner Zusammensetzung Krebs nannte. Von andern werden nur die in gleicher Weise zusammengesetzten Beinlaschen Krebse (Tafel II, Fig. 2 u. 9) genannt. Sie wurden an dem vom Harnisch zu beiden Seiten über die Lenden fallenden, gleichfalls aus beweglichen Querschienen bestehenden Bauchschurz, auch Leib- und Hinterreifen genannt, mit Riemen befestigt. Die Geschlechtsteile schützte eine Schamkapsel, entweder aus einem Stück oder aus Maschengeflecht bestehend. Die Bedeckung der Beine (Beinzeug) zerfiel in drei Hauptteile: die Diechlinge für die Oberschenkel, die Kniebuckel, Kniekacheln (genouilliére) oder -Kapseln und die Beinröhren (Beinschienen, Beinberge) für die Unterschenkel. Daran waren die Eisenschuhe befestigt, die früher mit langem Schnabel (Schnabelschuhe), etwa seit 1490 vorn stumpf waren (Bärenfüße, Kuhmäuler, Bärenklauen). Mit Ausnahme des Harnisches, der immer schwerer zum Widerstand gegen die Feuerwaffen aus Eisen geschmiedet wurde, fertigte man im Laufe des 16. Jahrh. alle Teile der R. aus beweglichen Schienen. Eine besondere Widerstandskraft sollten die geriffelten Rüstungen besitzen; sie wurden meist Mailänder oder Maximiliansharnisch genannt. Um diese Zeit bemächtigte sich auch die Mode der R.; zunächst wurde der Brustharnisch durch eine erhöhte Rippe, die Gräte, von oben nach unten in der Mitte geteilt, dann nahm er Faßform und runde Form an, die Kugelbrust, endlich rückte die Ausbauchung, auch Tapul genannt, einen Höcker nach unten bildend, und erhielt den bezeichnenden Namen Gansbauch. Hatte man bisher schon neben der Kriegs- oder Feldrüstung eine besondere, noch schwerere Turnierrüstung (Renn- oder Stechzeug), so wurden jetzt auch Prunkharnische Sitte. Stand doch im 16. Jahrh. die Plattner- oder Harnischmacherkunst in höchster Blüte. Bis gegen die Mitte dieses Jahrhunderts wurde die R. noch ganz aus poliertem Stahl, sogen. lichtem Eisen, gefertigt; seither versahen die Plattner Helme und Harnische mit den kunstvollsten figürlichen und ornamentalen Darstellungen in getriebener Arbeit und schmückten das lichte Eisen durch Gravieren, Niellieren, Tauschieren, Vergolden, Ätzen und Bohrarbeit (Tafel II, Fig. 8 u. 9). Nürnberg, Augsburg, München und Innsbruck waren in Deutschland die Hauptstätten der Plattnerkunst. Ende des 16. Jahrh. trat an die Stelle des ritterlichen der Landsknechtharnisch, gekennzeichnet besonders durch den Harnischkragen mit daran sitzenden geschobenen Achseln, den Spangröls, oder der Reiter- oder Trabharnisch. Arkebusiere und Dragoner dieser Zeit trugen ein schweres, aber kleineres und kürzeres Bruststück nebst Sturmhaube, aber kein Beinzeug; die Pickeniere hatten einen leichten, schwarzen Harnisch, eiserne Pickelhaube und kleine Beintaschen, die Schützen Brust- und Rückenstück nebst Schützenhaube. – Die R. der Pferde, der Roßpanzer, war wie die des Ritters ursprünglich aus Leder, dann aus Kettengeflecht, bis das Streitroß gegen Ende des 15. Jahrh. ebenfalls mit einer vollständigen Plattenrüstung (schwerer, voller oder Tonnenharnisch) oder mit leichtem (durchbrochenem) Roßharnisch in die Schlacht ging. Sie bestand aus: dem Roßkopf, dem Halsstück (Kanz), dem Fürbug (Brustschutz auch mit Streifbuckeln an der Seite), oft zur Anbringung von Wappenemblemen benutzt, dem Gelieger, das Kruppe und Flanken schützt. Die Beine blieben unbewehrt. In Deutschland wurde die R. der Pferde erst durch Maximilian I. eingeführt. Zu Turnieren trug der Ritter häufig über der R. einen Waffenrock aus Samt oder Seide in den Farben seiner Dame, der durch einen schmalen Gürtel zusammengehalten wurde, während ein breiter, reichverzierter Gurt, der Rittergürtel, links das Schwert, rechts den Dolch trug. Die Halsberge legte der Ritter zuerst an, weil an ihr der Harnisch mit Riemen befestigt wurde. Im übrigen begann das Anlegen der R. an den Füßen, wozu der Ritter der Hilfe des Knappen bedurfte. Der Helm war mit einem Falz versehen, und dieser verband ihn direkt mit der Halsberge oder dem Ringkragen, so daß der Kopf seitlich bewegt werden konnte. Ferner hatte er Kinnstück (Kinnreff) und Nackenschirm, ersteres wurde mit einem Haken an der Halsberge befestigt und hielt so den Helm. Eine vollständige R. wog bis 48 kg. Doch sind die größten Rüstungen jener Zeit für kräftig gebaute Männer unsrer Zeit erheblich zu klein. Durch die R. war der Reiter schwer und unbehilflich, die Pferde wegen der zu tragenden Last zum Chok unfähig und stürzten leicht im Kampfe. Nach der Einführung der Feuerwaffen kamen die Rüstungen nach und nach außer Gebrauch, da sie gegen die Kugeln der Hakenbüchsen keine Sicherheit gewährten. Sie wurden zunächst ersetzt durch die gewöhnlich aus Elenshaut angefertigten, noch lange mit großem Ringkragen oder Halsberge aus bronziertem Eisen versehenen Koller. Vgl. Demmin, Die Kriegswaffen (3. Aufl., Gera 1891; Ergänzungsband 1893); Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens (Leipz. 1880, mit Atlas); Böheim, Handbuch der Waffenkunde (das. 1890); »Zeitschrift für historische Waffenkunde« (Dresden). – Tafel III der Beilage enthält typische Beispiele von Schwertern und Schilden (vgl. Artikel »Schwert« und »Schild«).

Auf älteste Formen der R. der Menschen ermöglicht der Befund bei unsern Naturvölkern, Rückschlüsse zu ziehen. Alle Anfänge der R. greifen danach auf pflanzliche Produkte zurück, wie Baumrinde, oder aber sie gehen von der Trophäe, dem Fell des erlegten Wildes aus. Daran erinnert das Fell des nemeïschen Löwen, und noch heute gibt es Bärenfellpanzer in Borneo. Die Weiterentwickelung der R. zielt auf die Erhöhung der Festigkeit, gepaart mit größerer Schmiegsamkeit. Jene wird erreicht durch Vervielfältigung der Einzellagen des Materials, durch Verstärkung mittels aufgelegter Horn-, Holz- oder Metallplatten, schließlich durch den Übergang zum Metall; diese durch Heranziehung feinerer und geschmeidigerer Materialien (Baumwoll- und Filzpanzer) und durch eine beweglichere Neben- und Übereinanderlagerung der Schuppen, Kettenhemden, Panzer aus Riemen- und Schnurgeflecht, aus Einzelstäbchen u. dgl. Von allen diesen Stufen sind heute noch Belege vorhanden: Baumrindenpanzer mit Hornschuppenbelag bei den Bugi auf Celebes, baumwollene Kriegsröcke aus den Landschaften Gurma, Dagomba und Mossi in Nordtogo mit aufgenähten, dicht aneinandergereihten, sehr festen Ledertäschchen. Wattepanzer gab es in früherer Zeit in Amerika (Azteken etc.), aber auch im zentralen Sudan; aus Rotang geflochtene Panzer trägt man an der Nordküste Deutsch-Neuguineas (in uno um Angriffshafen); solche aus Kokosfasergeflecht auf den Gilbertinseln; vollständig gepanzert nach Art der europäischen Ritter erschienen in früherer Zeit die japanischen Krieger (s. Tafel »Japanische Kultur und Kunst I«, Fig. 5); in eine durch die kärglicher vorhandenen Hilfsmittel verursachte primitive Nachbildung dieser japanischen Panzer aus Stäbchen und Scheiben von Walroßzähnen, Knochen, Holz etc. (Stäbchenpanzer) hüllten sich früher dann auch die Naturvölker in Nordostasien und Nordamerika (s. Tafel »Indianische Kultur III«, Fig. 19); Kettenpanzer endlich kommen noch heute vor in Indonesien, bei den Chewsuren im Kaukasus, im Sudân etc. Schön verzierte Baumrindenpanzer in Gestalt breiter Gürtel, die ungemein fest um die Taille geschnürt werden, sind ziemlich allgemein in Neuguinea; eine Zone von Fellkürassen zieht sich schließlich ostwestlich durch das äquatoriale Afrika vom Albert Nyanza bis zum Schari. Vgl. Reichel, Über Homerische Waffen (Wien 1894); Ratzel, Über Stäbchenpanzer (in den Veröffentlichungen der Münchener Akademie, 1886); Hough, Primitive American armor (im »Report of the U. S. National Museum for 1893«, Washingt. 1896); Boutell, Arms and armor in antiquity and the middle ages (New York 1896).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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