- Porto Rico
Porto Rico (unter span. Besitz Puerto Rico, »reicher Hafen«), seit 1898 als Kolonie zur nordamerikan. Union gehörende westindische Insel, die kleinste der Großen Antillen (s. die Karten »Cuba« und »Westindien«), zwischen 17°55'–18°32' nördl. Br. und 65°38'–67°13' westl. L., von Haïti durch die 115 km breite Mona-Passage getrennt, 168 km lang, 60 km breit und 9144 qkm, mit den kleinen Nebeninseln Vieques, Culebra, Mona 9314 qkm groß. Die Küsten sind teilweise von Inselchen und Klippen eingefaßt, im NW. von Lagunen begleitet, nach N. wie nach S. ist der Absturz zur Meerestiefe sehr bedeutend, im N. hat man mit 8500 m die größte Tiefe des Atlantischen Ozeans gefunden. Die Häfen der Nordküste sind wegen der durch den Passatwind verursachten starken Brandung wenig brauchbar, an der Südküste gibt es nur offene Reeden, gut geschützte Buchten finden sich aber bei San Juan, Mayaguez und Guanica (im W.). Von der schmalen, auf der Südseite sandigen und trocknen, auf der Nordseite feuchten Küstenebene steigt das Land zu kleinen, durchschnittlich 500 bis 600 m hohen Ketten an, die im östlichen Teil, im Yunque in der Sierra de Luquillo, 1124 m, im W. in der Sierra Cayey 907 m erreichen und nach S. steil abfallen. Die Bewässerung durch 50 zum Teil schiffbare Flüßchen ist reichlich. An dem geologischen Aufbau sind ältere Felsarten, vor allem Schiefer, Sandstein, Diabas, Diorit, ziemlich stark beteiligt, daneben cretazeïsches Konglomerat und in der Randzone tertiärer Kalkstein. Das Klima ist warm (San Juan 26° Jahresmittel, 24° Januar, 27° Juli) und feucht und in der Regenzeit (September bis März) ungesund, doch gestattet es in den höhern Lagen dem Europäer die Akklimatisierung leichter als auf den übrigen Antillen. Der Pflanzenwuchs ist üppig, die Wälder liefern Hartholz, Farbholz, Balsam, Harze und Faserstoffe. Säugetiere sind durch die Europäer eingeführt worden und teilweise verwildert. Eigentümlich sind der Insel zahlreiche Vampire. An Vögeln ist kein Mangel; auch Schildkröten, Schlangen und quälende Insekten sind zahlreich vertreten. Von Mineralien (Gold, Kupfer, Eisen, Blei, Silber, Schwefel, Kohlen) wird keins ausgebeutet, nur Salz (jährlich 5 Mill. kg) gewinnt man aus den Strandlagunen. Die Bevölkerung betrug 1899: 953,243, darunter 472,261 männliche, 480,982 weibliche, 363,742 Neger und Mulatten, 11,417 im Ausland Geborne, 75 Chinesen. Als die Sklaverei 1873 aufgehoben wurde, gab es noch 31,041 Sklaven. Die Volksbildung steht auf niedriger Stufe; 1899 zählte man 53,5 Proz. Analphabeten (über 10 Jahre alt). Die wichtigste Hilfsquelle der Insel liegt im Anbau tropischer Nutzgewächse. Mit Kaffeebäumen waren 1899 etwa 80,000 Hektar bepflanzt, namentlich im Westteile der Insel, und die Ernte betrug 1903: 16,7 Mill. kg. Durch einen furchtbaren Orkan (8. Aug. 1899) wurde diese Kultur am schwersten geschädigt. Der Zuckerrohrbau nahm 1899: 29,000 Hektar ein, ist aber in weiterer Ausdehnung begriffen und lieferte 1903 einen Ausfuhrwert (nach der Union) von 8,688,951 Doll. Auch der Tabakbau ist umfangreich, 1899 auf 2400 Hektar und 1902 mit 1,791,516 Doll. Ausfuhr. Die Fruchtkultur hat durch die Amerikaner einen höhern Aufschwung genommen, namentlich sind von ihnen zahlreiche große Apfelsinenpflanzungen angelegt worden. Die Bananenpflanzungen nahmen schon 1899: 28,000 Hektar ein, die Kokospalmenpflanzungen 2200 Hektar. Sonst sind namhaft der Anbau von Bataten (13,000 Hektar), Mais (7200 Hektar), Reis (3400 Hektar), Yams, Kassaven und Muskatnüssen. Von Industrien ist nur die Strohhutflechlerei erwähnenswert, besonders bei Ea bo Rojo, 1902 mit 177,167 Doll. Ausfuhr. An Vieh zählte man 1899: 58,664 Pferde, 6985 Maultiere, 1085 Esel, 260,225 Rinder, 15,991 Ziegen, 6.:63 Schafe und 66,180 Schweine. Nicht unbeträchtlich ist die Küstenfischerei. Die Ausfuhr bewertete sich 1903/04 auf 16,013,390 Doll., wovon 11,576,912 nach den Vereinigten Staaten gingen, die Einfuhr auf 13,209,610 Doll. (10,882,653 aus den Vereinigten Staaten). Es liefen im Überseeverkehr 1902: 273 Schiffe mit 283,450 Ton. Fracht und 126 Schiffe mit 66,877 T. Ballast ein und 286 Schiffe mit 287,600 T. Fracht sowie 115 Schiffe mit 60,539 T. Ballast aus. Dampferlinien verkehren mit New York, New Orleans, Havana, Deutschland, Frankreich, Spanien. Eisenbahnen gibt es (1902) 234 km, elektrische Bahnen 19 km. Nur einige Hauptstraßen sind gut, die meisten schlecht. Die Regierung führt ein Gouverneur und ein Ausführender Rat von elf Mitgliedern, die vom Unionspräsidenten ernannt werden, zusammen mit einem vom Volk erwählten Abgeordnetenhaus von 35 Mitgliedern, während die Kolonie beim Unionskongreß durch einen Commissioner vertreten ist.
Die ursprünglich Boriquen (Burenquen) genannte Insel wurde 15. Nov. 1493 von Kolumbus auf seiner zweiten Reise entdeckt und Isla de San Juan benannt, ein Name, der in der Folge dem jetzigen weichen mußte. Die 1510 durch Ponce de Leon gegründeten ersten Niederlassungen hatten jahrelang unter den Aufständen der in den Goldwäschereien beschäftigten Kariben zu leiden; in diesen Kämpfen und durch die Angriffe der Engländer, Franzosen und Seeräuber ging die ganze, auf 600,000 Köpfe geschätzte einheimische Bevölkerung zugrunde. Danach diente die Insel, der dann Negersklaven zugeführt wurden, hauptsächlich als Verbannungsort und begann erst seit 1763, namentlich aber seit Spanien 1823 den größten Teil seiner amerikanischen Kolonien eingebüßt hatte, sich zu größerer Blüte zu erheben, die aber wiederholt durch verheerende Orkane und 1875 durch eine Pockenepidemie aufgehalten wurde. Während des spanisch-amerikanischen Krieges 1898 machten sich in verschiedenen Küstenplätzen amerikanische Sympathien geltend, und das veranlaßte die Vereinigten Staaten, Truppen auf P. zu landen, die den größten Teil der Insel besetzten, ohne Widerstand zu finden. Obwohl die Vereinigten Staaten angeblich nur wegen Cuba an Spanien den Krieg erklärt, auch das spanische Heer auf P. nirgends geschlagen hatten, erlangten sie doch im Pariser Frieden die Abtretung der Insel, die seit dem als Kolonie verwaltet wird. Vgl. Hill, Cuba and P., etc., topography, climate, products, etc. (Lond. 1898); Ober, Puerto Rico and its resources (New York 1899); Robinson, The P. of to-day (das. 1899); Dinwid die, Puerto Rico, its conditions and possibilities (das. 1899); Morris, Gur Island empire (Philad. 1899); van Middeldyk, History of Puerto Rico (New York 1903); S. Brau, Historia de Puerto Rico (das. 1904), und Tafel »Amerikanische Altertümer III«, Fig. 9 u. 12.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.