Neánder

Neánder

Neánder (gräzisiert für Neumann), 1) Michael, Humanist, geb. 1525 in Sorau, gest. 26. April 1595 in Ilfeld, studierte seit 1542 in Wittenberg unter Luther und Melanchthon und ward 1547 Lehrer an der Schule in Nordhausen, 1550 an der Klosterschule zu Ilfeld, 1559 rector scholae und administrator coenobii an derselben. Der »Normallehrer seiner Zeit«, hat N. fast das gesamte Gebiet des Unterrichts mit neuen, lange Zeit geschätzten Lehrbüchern versehen. So lieferte er betreffs des Griechischen für den ersten Unterricht »Graecae linguae tabulae« (Basel 1564), für die Fortgeschrittenen »Graecae linguae erotemata« (das. 1561), als Beispielsammlung dazu die »Gnomologia graeco-latina« (das. 1557), für die Lektüre »Opus aureum et scholasticum« (das. 1559), zur Anfertigung griechischer Verse »De re poetica Graecorum« (Leipz. 1582). Vgl. Klemm, Michael N. (Großenhain 1885).

2) Joachim, der bedeutendste Kirchenliederdichter der deutschen reformierten Kirche, geb. 1650 in Bremen, gest. daselbst 31. Mai 1680, wurde zuerst Rektor der reformierten Schule in Düsseldorf, dann Pfarrer an der St. Martinskirche seiner Vaterstadt. Neanders Lieder (»Glaub- und Liebesübung«, Brem. 1679 u. ö.) sind durch Wahrheit und Wärme des religiösen Gefühls wie durch Mannigsaltigkeit und Wohllaut des Versbaues ausgezeichnet. Eins der bekanntesten ist »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren«. Vgl. Vormbaum, J. Neanders Leben und Lieder (Elberf. 1864); Iken, Joachim N. (Brem. 1880).

3) Daniel Amadeus, Bischof der evangelischen Kirche, geb. 17. Nov. 1775 zu Lengefeld im sächsischen Erzgebirge, gest. 18. Nov. 1869, ward 1805 Pfarrer in Flemmingen bei Naumburg, 1817 Konsistorialrat und Vorsteher des theologischen Seminars in Merseburg, 1823 Oberkonsistorialrat und Mitglied des Kultusministeriums, zugleich Propst und Pfarrer an der Petrikirche zu Berlin, 1829 erster Generalsuperintendent der Provinz Brandenburg und Direktor des Konsistoriums, 1830 mit der Würde eines Bischofs der evangelischen Kirche bekleidet und 1831 auch zum Mitglied des Staatsrats ernannt. Er hatte den namhaftesten Anteil an der Einführung der Union und der neuen Agende in Preußen. Auch präsidierte er 1846 der Generalsynode. 1856 wurde er emeritiert.

4) Johann August Wilhelm, einer der bedeutendsten Kirchenhistoriker der neuern Zeit, geb. 17. Jan. 1789 in Göttingen von jüdischen Eltern, gest. 14. Juli 1850, hieß eigentlich David Mendel, erhielt von der Mutter eine fromme Erziehung, besuchte das Johanneum in Hamburg, ließ sich 1806 taufen und studierte dann in Halle und Göttingen Theologie. 1811 habilitierte er sich in Heidelberg und wurde hier 1812 außerordentlicher Professor der Theologie, folgte 1813 einem Ruf an die Universität zu Berlin, wo er, ein außerordentlich wirksamer Vertreter der sogen. Pektoraltheologie, ordentlicher Professor der Theologie, Oberkonsistorialrat und Mitglied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg und der Akademie der Wissenschaften ward. Unter seinen zahlreichen Werken sind hervorzuheben: »Über den Kaiser Julianus und sein Zeitalter« (Hamb. 18!2; 2. Aufl., Gotha 1867); »Der heil. Bernhard und sein Zeitalter« (Berl. 1813; 3. Aufl., Gotha 1865; neue Ausg. von Deutsch, das. 1889); »Genetische Entwickelung der vornehmsten gnostischen Systeme« (Berl. 1818); »Der heilige Johannes Chrysostomus und die Kirche, besonders des Orients, in dessen Zeitalter« (das. 1621–22, 2 Bde.; 3. Aufl. 1848); »Denkwürdigkeiten aus der Geschichte des Christentums und des christlichen Lebens« (das. 1822–24, 3 Bde.; 4. Aufl., Gotha 1866); »Antignosticus, Geist des Tertullianus« (Berl. 1826, 2. Aufl. 1849); »Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche« (Hamb. 1825–52, 6 Bde.; 4. Aufl., Gotha 1863–65, 9 Bde.); »Kleine Gelegenheitsschriften« (Berl. 1824, 3. Aufl. 1829); »Geschichte der Pflanzung und Leitung der christlichen Kirche durch die Apostel« (das. 1832–33, 2 Bde.; 5. Aufl., Gotha 1862; neuer Abdruck 1890); »Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhang« (Berl. 1837; 7. Aufl., Gotha 1873). Seine »Wissenschaftlichen Abhandlungen« (Berl. 1851) sowie seine »Christliche Dogmengeschichte« (das. 1857, 2 Bde.) gab Jacobi, seinen »Kommentar zu den Briefen an die Korinther« (das. 1859) Beyschlag, seine »Vorlesungen über Katholizismus und Protestantismus« Meßner (das. 1863), seine »Geschichte der christlichen Ethik« D. Erdmann (das. 1864), seine »Dogmatik« Gloatz (Braunschw. 1898) heraus. Eine Sammlung seiner Werke erschien in 14 Bänden (Gotha 1863–75). Vgl. Krabbe, August N. (Hamb. 1852); J. L. Jacobi, Erinnerungen an Aug. N. (Halle 1882); Schaff, Aug. N., Erinnerungen (Gotha 1886); A. Wiegand, Aug. Neanders Leben (Erfurt 1889); A. Harnack, August N. (Berl. 1889).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Neander [2] — Neander, Joachim, Kirchenliederdichter, geb. 1650 zu Bremen, Freund Speners, gest. 31. Mai 1680 als reform. Pfarrer das. Unter seinen 71 geistl. Liedern (1679) ist »Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren« das bekannteste. – Biogr. von Iken …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Neander [3] — Neander, Michael, Humanist und Pädagog, geb. 1525 zu Sorau, seit 1559 Leiter der Schule zu Ilfeld, gest. das. 26. April 1595, der Normallehrer seiner Zeit. Seine Lehrbücher hatten lange Zeit Geltung. – Vgl. Klemm (1884) …   Kleines Konversations-Lexikon

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  • Neander [2] — Neander, Joh. Aug. Wilhelm, ein ausgezeichneter und namentlich um die Kirchengeschichte sehr verdienter protest. Theologe, geb. 1789 zu Göttingen, jüdischer Abkunft, wurde ein Schüler Planks, lehrte seit 1811 in Heidelberg, seit 1813 in Berlin,… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Neander — Nom allemand emprunté au grec et développé à partir de la Renaissance en remplacement de Neumann (voir ce nom), dont il a le même sens …   Noms de famille

  • Neander — Neạnder,   1) Joachim, Theologe und Kirchenlieddichter, * Bremen 1650, ✝ ebenda 31. 5. 1680; wurde 1674 Rektor der reformierten Lateinschule in Düsseldorf, 1679 Prediger in Bremen. Unter seinen von J. Calvin und dem Pietismus beeinflussten, zum… …   Universal-Lexikon

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