- Liutprand
Liutprand (Luitprand), 1) König der Langobarden (13. Juni 712 bis Anfang 744), Sohn des »weisen« Herzogs Ansprand (Königs Frühjahr 712,3 Monate), erweiterte 725 die Grenzen seines Reiches gegen Bayern bis nach Meran, eroberte 732 sogar Ravenna (allerdings nur auf ein Jahr) und die Romagna, eilte 739 dem eng befreundeten Karl Martell gegen die Araber zu Hilfe, die er aus der Provence vertrieb, und unterwarf 742 die Herzoge von Spoleto und Benevent, die Papst Gregor III. unterstützt hatte. Er war einer der gewaltigsten Fürsten seines Volkes. Vermählt war er seit (rund) 715 mit Guntrut, Tochter Herzog Teutperts von Bayern. Auch um deswillen streng römisch-katholisch, kam er dem Römertum in seinem Reiche möglichst entgegen und brachte dabei das Langobardentum, dem er ein nahezu geeintes Italien hinterließ, auf eine stolze Höhe. Vgl. Martens, Politische Geschichte des Langobardenreichs unter König L. (Heidelb. 1880); Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter, 2. Bd., 2. Hälfte (Gotha 1903).
2) (Liudprand) Bischof von Cremona und Geschichtschreiber, geb. um 922 aus vornehmem langobardischen Geschlecht, bildete sich am Hofe des Königs Hugo von Italien in Pavia und trat nach dessen Vertreibung (945) in die Dienste seines Nachfolgers Berengar, der ihn 949 als Gesandten nach Konstantinopel schickte. Später verfeindete er sich mit Berengar, begab sich nach Deutschland, folgte 961 dem Kaiser Otto I. auf seinem Zuge nach Italien und wurde Bischof von Cremona. Seine abermalige Gesandtschaft nach Konstantinopel an den Kaiser Nikephoros (968) mit dem Zweck, für Otto II. um die Hand einer griechischen Prinzessin zu werben, blieb erfolglos. 970 wird er zum letztenmal erwähnt. Seine »Antapodosis«, d.h. Vergeltung (weil er sich darin an seinen Feinden, besonders Berengar und seiner Gemahlin Willa, rächen wollte), reicht von 886–949 und ist in den Jahren 958–962 abgefaßt; sie behandelt in sechs Büchern die Ereignisse in Deutschland, im griechischen Reich und besonders in Italien, ist lebendig geschrieben, in Einzelheiten nicht ganz zuverlässig, voller Anekdoten und gelehrter Zitate aus klassischen Schriftstellern und gewährt einen wertvollen Einblick in die Sitten, Zustände und Denkweise seiner Zeit. Außerdem schrieb er: »De rebus gestis Ottonis Magni imperatoris« (960–964), in würdigerer Sprache und rein sachlich, sowie »De legatione Constantinopolitana« (bis zu seiner Abreise von Korfu, 7. Jan. 969), eine boshafte Satire auf den griechischen Hof. Seine Werke gab Pertz im 3. Bande der »Monumenta Germaniae historica« heraus; neue Schulausgabe von Dümmler (2. Aufl., Hannov. 1879); ins Deutsche übersetzt von v. Osten-Sacken (in den »Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit«, 2. Aufl., Leipz. 1889). Vgl. Köpke, De vita et scriptis Liudprandi (Berl. 1842); Baldeschi, Liudprando (Giarre 1888); Hantsch, Über L. von Cremona (Leoben 1888).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.