- Leicester [2]
Leicester (spr. léßter), 1) Simon von Montfort, Graf von L., s. Montfort l'Amaury 3).
2) Robert Dudley, Graf von, Günstling der Königin Elisabeth von England, geb. 24. Juni 1532 oder 1533, gest. 4. Sept. 1588, jüngster Sohn des Herzogs von Northumberland, wurde nach seines Vaters Hinrichtung 1553–57 im Tower eingeschlossen. Die Königin Elisabeth schenkte dem schönen, gewandten, aber geistig wenig bedeutenden und herzlosen Hofmann ihre Gunst, und Dudley war ehrgeizig genug, dieses Verhältnis in jeder Weise auszubeuten. Sogleich nach der Thronbesteigung seiner Gönnerin 1558 zum Oberstallmeister und Geheimrat erhoben und mit Gütern und Gnaden überhäuft, hoffte er auf die Hand der Königin, intrigierte gegen die Vermählungsanträge von seiten Österreichs und Frankreichs und geriet deshalb in den Verdacht, seine Gemahlin Amy Robsart (gest. 1560) ermordet zu haben, was den Inhalt von Walter Scotts Roman »Kenilworth« bildet (vgl. »Queen Elizabeth, Amy Robsart and the Earl of L.«, Neudruck von »Leicester's Commonwealth«, 1641; hrsg. von Burgoyne, Lond. 1904). Elisabeth trug 1563 die Hand ihres Günstlings erfolglos der Königin Maria Stuart von Schottland an und ernannte ihn 1564 zum Grafen von L. Als Maria Stuart 1568 in England Schutz suchte, schien L. das Komplott zu ihrer Vermählung mit dem Herzog von Norfolk zu unterstützen, verriet aber sodann den Plan an Elisabeth und trat auf die Seite derer, die den Untergang Marias betrieben. 1571 ging er eine Verbindung, vielleicht eine heimliche Ehe, mit Lady Douglas Sheffield ein, aus der ein Sohn (s. Dudley 3) hervorging. Noch bei Lebzeiten der Lady Sheffield vermählte er sich 1578 mit Lattice Knollys, der Witwe des Grafen Walter von Essex, den er gleichfalls vergiftet haben sollte, und reizte dadurch den Zorn der Königin; aber sie nahm den um Verzeihung flehenden L. wieder zu Gnaden an und ernannte ihn 1585 zum Oberbefehlshaber der Hilfstruppen, mit denen sie die Niederländer gegen Spanien unterstützte. L., von den Niederländern zum Generalstatthalter ernannt, benahm sich in seiner schwierigen Stellung mit grenzenloser Willkür und geriet bald mit der Königin selbst sowie mit den Niederländern in Mißhelligkeiten, so daß er im November 1586 nach England zurückkehrte. Als er bald darauf noch einmal nach den Niederlanden gesandt wurde, ward die Opposition gegen ihn noch heftiger, und nachdem sein Versuch, sich einiger Städte zu bemächtigen, gescheitert war, mußte Elisabeth ihn im Dezember 1587 abberufen. Vgl. Bekker, Elisabeth und L. in den Jahren 1560–1562 (Gießen 1890).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.