- Jodofórm
Jodofórm (Trijodmethān, Formyljodid, Methintrijodid) CHJ3, dem Chloroform entsprechende chemische Verbindung, wird erhalten, wenn man Jod und Kalilauge oder kohlensaure Alkalien auf Äthylalkohol, Aceton, Zucker, Dextrin, Gummi etc. einwirken läßt. Zur Darstellung erwärmt man Alkohol mit Sodalösung und setzt allmählich Jod hinzu. Sehr rein wird es durch Elektrolyse einer wässerigen Lösung von Jodkalium, kohlensaurem Natron u. Alkohol erhalten. J. bildet gelbliche Kristalle, riecht durchdringend jod- und safranartig, schmeckt süßlich aromatisch, löst sich in 50 Teilen kaltem, 10 Teilen siedendem Alkohol, in 5,2 Teilen Äther, auch in Chloroform, Petroleumäther, ätherischen und fetten Ölen, Glyzerin, leicht in Schwefelkohlenstoff, nicht in Wasser, verdampft bei mittlerer Temperatur, kann mit Wasserdämpfen destilliert werden, schmilzt bei 120° und zersetzt sich bei höherer Temperatur. Trocken ist es lichtbeständig, die Lösungen färben sich aber am Licht braun. Mit arseniger Säure und Natronlauge bildet es Methylenjodid CH2J2, mit alkoholischer Kalilauge ameisensaures Kali und Jodkalium. J. wird von der äußern Haut, von allen Schleimhäuten, besonders leicht von Wundflächen resorbiert und kann von letztern aus (allerdings selten) zu Vergiftungen führen. Die Resorption erfolgt unter allmählichem Freiwerden von Jod, das sich in Blut und Gehirn, weniger in Leber und Nieren an häuft. Im Harn erscheint das J. meist als Jodkalium, nach Anwendung größerer Mengen auch in andrer Form. Innerlich erzeugen größere Dosen Übelkeit und Erbrechen, Erniedrigung der Körpertemperatur, Schläfrigkeit, Kopfschmerz, Halluzinationen und töten durch Lungenödem. Man benutzt es innerlich und äußerlich statt des Jods bei Skrofeln, Kropf, Rachitis, Syphilis, Krebs, Tuberkulose und namentlich bei der Wundbehandlung (als Pulver, Jodoformgaze), da es Fäulnis und profuse Eiterung verhindert. J. wurde 1822 von Serullas entdeckt und 1880 von Mosetig in Wien in die Wundbehandlung eingeführt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.