Ammoniumchlorīd

Ammoniumchlorīd

Ammoniumchlorīd (Salmiak, Chlorammonium) NH4Cl findet sich sublimiert in Lavaspalten, auf Brandfeldern und brennenden Halden mancher Steinkohlenlager, im Guano der Chinchainseln und in sehr geringer Menge im Speichel, Magensaft, Harn etc. Es entsteht beim Zusammentreffen von Ammoniak (NH3) mit Chlorwasserstoff (HCl), beim Zersetzen von kohlensaurem Ammoniak mit Chlorcalcium, Manganchlorür oder Eisenchlorid, von schwefelsaurem Ammoniak mit Chlornatrium. Zur Darstellung destilliert man Ammoniakwasser der Gasanstalten mit Kalk und leitet das entweichende Ammoniak in Salzsäure, bis sie neutralisiert ist. Die Flüssigkeit wird dann bis zur Kristallisation verdampft und der rohe Salmiak durch Umkristallisieren oder durch Sublimation gereinigt. Sublimierter Salmiak bildet eine farb- und geruchlose, faserig kristallinische, durchscheinende, schwer pulverisierbare Masse, schmeckt scharf salzig, löst sich unter starker Temperaturerniedrigung in Wasser, und zwar lösen 100 Teile Wasser bei 0° 28,4, bei 10° 32,8, bei 110° 77,2 Teile; in Alkohol löst er sich um so schwerer, je stärker derselbe ist. Er kristallisiert in kleinen Oktaedern, die sich zu federartigen Formen aneinander reihen. Beim Verdampfen wird die Lösung durch Ammoniakverlust sauer. Beim Erhitzen verflüchtigt sich Salmiak, ohne zu schmelzen; bei hoher Temperatur zerfällt der Dampf in Chlorwasserstoff und Ammoniak, die sich erst unter 350° wieder miteinander vereinigen. Mit vielen Metallchloriden bildet Salmiak Doppelchloride. Man benutzt Salmiak zur Darstellung von Ammoniak, zum Verzinnen und Verzinken von Eisen, Kupfer und Messing, zum Löten, in der Kattundruckerei, Farben- und Schnupftabakfabrikation, zur Darstellung von Eisenkitt und Kältemischungen. In der Medizin wird A. gegen Magen- und Bronchialkatarrh angewendet. Salmiak war schon Geber bekannt, der ihn aus gefaultem (und daher ammoniakhaltigem) Urin und Kochsalz darstellte. Später scheint das Salz aus Asien nach Europa gekommen zu sein und stammte vielleicht aus dortigen Vulkanen, da es zuerst armenisches Salz genannt wurde. Aus Ägypten wurde künstlicher Salmiak eingeführt, den man dort aus dem Ruß von verbranntem Kamelmist gewann. Der ursprüngliche Name des Salzes, Sal armeniacum oder armoniacum, wurde später in Sal ammoniacum umgeändert, ein Ausdruck, der ursprünglich zur Bezeichnung des Steinsalzes benutzt worden war, das in der Nähe des Tempels des Jupiter Ammon in der Libyschen Wüste vorkommt. Geoffroy zeigte 1720, daß Salmiak aus Salzsäure und flüchtigem Alkali besteht; 1750–56 wurden große Salmiakfabriken in Schottland und 1759 die erste in Deutschland bei Braunschweig angelegt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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