- Eisenchlorīd
Eisenchlorīd (Ferrichlorid, Eisensesquichlorid) FeCl3 findet sich bisweilen als Sublimat im Krater von Vulkanen und wird erhalten, wenn man Eisen in einem Strom von Chlorgas erhitzt. Es bildet metallglänzende, grauschwarze Flitter (Eisenblumen, Eisensublimat, Flores Martis, Ens Martis, Ferrum sesquichloratum sublimatum), die mit dunkelroter Farbe durchscheinend sind, sublimiert schon bei 100°, siedet bei etwa 280°, zerfließt an feuchter Luft zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit (Eisenöl, Oleum Martis, Liquor stypticus Lofi) und ist auch in Alkohol und Äther löslich. In wasserfreier Lösung wirkt E. als kräftiger Chlorüberträger. Eine Lösung von E. erhält man durch Lösen von Eisenoxyd in Salzsäure oder durch Lösen von Eisen in Salzsäure und Behandeln der Eisenchlorürlösung mit Chlor oder Salpetersäure. Die konzentrierte, dunkel braungelbe, ölige Lösung vom spez. Gew. 1,280–1,282, mit einem Gehalt von 10 Proz. Eisen wird als Liquor ferri sesquichlorati arzneilich benutzt. Im Wasserbad verdampft, erstarrt sie zu gelbem, strahlig-kristallinischem E. mit 6 Molekülen Kristallwasser (Ferrum sesquichloratum [cristallisatum]), das bei 35° schmilzt und an der Luft zerfließt bei weiterm Verdampfen gibt die Lösung an einem trocknen Ort große, dunkel rotbraune Kristalle mit 5 Molekülen Kristallwasser. Spezifisches Gewicht und Gehalt der wässerigen Lösungen
Sehr start verdünnte wässerige Lösungen zerfallen beim Erwärmen durch Dissoziation in Salzsäure und gelöst bleibendes Eisenhydroxyd. Unterwirft man sie dann der Dialyse, so geht die Salzsäure fort und man erhält eine Lösung von kolloidalem Eisenoxyd. Mit Chlorammonium (Salmiak) bildet E. durch Wasser zersetzbare granatrote Kristalle von Ammoniumeisenchlorid FeCl3.2NH4Cl+H2O. Verdampft man 32 Teile Salmiak mit 9 Teilen Liquor ferri sesquichlorati zur Trockne, so erhält man Salmiakristalle, die durch E. gefärbt sind. Dies ist das Ammonium chloratum ferratum, der Eisensalmiak des Arzneibuches, der etwa 2,5 Proz. Eisen enthält. E. dient als Arzneimittel, zur Bereitung der Bestushewschen Nerventinktur (s. d.) und, weil es das Eiweiß koaguliert, als blutstillendes Mittel; ferner zur Reinigung des Wassers, indem es durch sehr viel Wasser zersetzt wird und das sich dann ausscheidende Eisenhydroxyd die Verunreinigungen des Wassers niederreißt. Eisenchloridlösung dient auch zum Ausziehen des Kupfers aus seinen Erzen und aus abgerösteten Schwefelkiesen, als Beiz- und Ätzmittel für Metalle, in der Färberei und als Desinfektionsmittel. Beim Digerieren von E. mit Eisenhydroxyd nimmt es große Mengen desselben auf und bildet Eisenoxychloride. Solche entstehen auch beim Digerieren von frisch gefälltem Eisenhydroxyd mit einer unzureichenden Menge Salzsäure. Eine derartige Lösung vom spez. Gew. 1,050 mit nahezu 3,5 Proz. Eisen wird als Liquor ferri oxychlorati arzneilich benutzt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.