Boleslaw

Boleslaw

Boleslaw, Herzöge von Böhmen, 1) B. I., Sohn Wratislaws und der Drahomira, regierte 935–967. – 2) B. II. der Fromme, Sohn und Nachfolger des vorigen (967–999); s. Böhmen, S. 151. – 3) B. III. der Rote, Sohn und Nachfolger des vorigen, kam 999 zur Regierung, suchte sich, jedoch erfolglos, seiner jüngern Brüder Jaromir und Udalrich zu entledigen, verlor an Boleslaw von Polen 999 das Gebiet von Krakau, wurde wegen Gewalttätigkeiten in Böhmen entthront, später wieder eingesetzt, vom Polenkönig Boleslaw gefangen genommen, geblendet und verbannt (1003).

[Fürsten von Polen.] 4) B. J. Chabry (»der Tapfere«), 992–1025, Sohn des Mieczyslaw und der böhmischen Prinzessin Dubravka, der Begründer des Polenreichs, eroberte 1002 die Lausitz und Meißen, 1003 Böhmen, mußte zwar, von Kaiser Heinrich II. bekriegt, letzteres wieder aufgeben, erhielt aber nach langen Kämpfen 1012 die Lausitz und Meißen als kaiserliches Lehen und behauptete sie 1018 im Frieden von Bautzen. B. war ein eifriger Verbreiter des Christentums, begründete die später so wichtige polnische Kastellaneiverfassung und nahm 1024 die Königswürde an.

5) B. II., Smialy (»der Kühne«), 1058–81, eroberte Kiew, unterstützte in Ungarn die nationale Partei gegen die Deutschen, bekämpfte die Pommern und ließ sich 1076, die Oberherrlichkeit des deutschen Königs abwerfend, zum König krönen. Aber wegen seiner Grausamkeit (den Bischof Stanislaus von Krakau erschlug er mit eigner Hand) wurde er 1081 vertrieben und starb 1083 in Ungarn. Vgl. Pichler, B. II. von Polen (Budap. 1891).

6) B. III., Krzywousty (»Schiefmaul«), 1102 bis 1139, Sohn des Wladislaw Hermann, geb. 1085, zwang die Pommern größtenteils zur Unterwerfung und zur Annahme des durch Otto von Bamberg eingeführten Christentums, schlug 1109 einen Angriff Kaiser Heinrichs V. zurück, unterwarf sich ihm aber 1110 und huldigte 1134 dem Kaiser Lothar. Seinen aufrührerischen Bruder Zbygniew ließ er 1111 ermorden und sicherte die Einheit des Reiches durch ein Senioratsgesetz.

7) B. IV., Kendzierzawy (»Kraushaar«), 1146 bis 1173, Sohn des vorigen, erhielt 1139 Masovien und Kujavien, strebte aber nach der Herrschaft über ganz Polen und verjagte seinen ältern Bruder, Wladislaw, der nach Deutschland floh, weshalb Kaiser Friedrich I. 1157 B. demütigte; B. behielt jedoch den Prinzipat in Polen und starb 1173 ohne Erben.

8) B. V., Wstidliwy (»der Keusche«), Sohn Lessecks des Weißen, regierte seit 1228 unter Vormundschaft Heinrichs des Bärtigen, der dafür Krakau und Oberschlesien als Herzogtum erhielt, das aber nach Heinrichs Tode bei Liegnitz 1241 an Polen zurückfiel. Seit 1242 selbständig, ward B. mehrmals durch Einfälle der Mongolen vertrieben, kehrte zwar immer wieder zurück; doch sank unter ihm die Fürstengewalt, zumal der Adel sich oft widerspenstig zeigte. Er starb 1279 ohne Leibeserben.

[Herzöge von Schlesien.] 9) B. I., der Lange, Sohn des Herzogs Wladislaw II. von Polen, wurde nach dessen Tode 1163 von seinem Oheim durch Übertragung des größten Teiles von Schlesien entschädigt, das damals zuerst als selbständiges Herzogtum unter polnischer Lehnsoberhoheit entstand; B. ist demnach der Stammvater der schlesischen Piasten. Gebietsstreitigkeiten mit seinen jüngern Brüdern, welche die Herzogtümer Ratibor und Glogau erhalten hatten, und mit einem Sohn erster Ehe, Jaroslaw, bereiteten ihm große Schwierigkeiten. Durch die Förderung der deutschen Kolonisation in Niederschlesien erwarb sich B., in zweiter Ehe mit einer deutschen Prinzessin vermählt, große Verdienste. Er starb 7. oder 8. Dez. 1201.

10) B. II., Sohn des Herzogs Heinrich II. von Niederschlesien, geb. um 1217, gest. 1278, regierte seit des letztern Tode 1241 zugleich für seine unmündigen Brüder und erhielt bei der Teilung von 1248 Mittelschlesien mit Breslau, vertauschte es aber bald seinem Bruder Heinrich gegen Niederschlesien mit Liegnitz. Mit einem jüngern Bruder, Konrad, und dem Bischof von Breslau lag er in Kämpfen, geriet dabei in Gefangenschaft und wurde mit dem Interdikt belegt. 1274 kam er mit seinem Neffen Heinrich IV. von Breslau in Streit und hielt ihn gefangen, bis sich König Ottokar II. von Böhmen für ihn verwendete.

11) B. III., Herzog von Liegnitz-Brieg, Sohn Heinrichs V. von Liegnitz und Breslau und Enkel des vorigen, geb. 1291, gest. 21. April 1352, folgte 1296 noch unmündig, seinem Vater, vermählte sich mit der böhmischen Prinzessin Margarete und übernahm 1305 die Regierung zugleich für seine jüngern Brüder. Mit diesen teilte er 1311 und erhielt zuerst das Fürstentum Brieg-Grottkau, später auch Liegnitz. Obwohl mit seinen Verwandten stets in Fehde lebend, stand er in gutem Einvernehmen mit seinem Schwager, König Johann von Böhmen, dessen Lehnshoheit er gleich seinen Brüdern 1329 anerkannte. Seine Besitzungen veräußerte er teilweise, überließ 1342 Liegnitz seinen beiden Söhnen und behielt nur Brieg, während er Grottkau dem Bischof von Breslau verkaufte.


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