- Zeitdifferenz
Zeitdifferenz (Uhrdifferenz) zweier Orte ist der Unterschied der jeweiligen beiderseitigen Ortszeiten. Da es 12 Uhr mittags ist, wenn die Sonne im Meridian eines Ortes steht, so haben alle Orte, die unter demselben Meridian liegen, also gleiche geographische Länge besitzen, auch gleiche Zeit. Infolge der in 24 Stunden in der Richtung von W. nach O. erfolgenden Drehung der Erde um ihre Achse tritt aber die Sonne nach Ablauf einer Stunde in einen um 15° weiter nach W. liegenden Meridian, und die Ortszeiten unter diesem Meridian bleiben daher um eine Stunde zurück gegen die des um 15° weiter östlich gelegenen. Allgemein ist die Z. gleich dem Unterschied der geographischen Längen beider Orte, ausgedrückt in Zeit (15° = 1 Stunde, 1° = 4 Min., 1' = 4 Sek., vgl. Länge, geographische). Zwei Meridiane von 4 Min. Z. oder 1° Längendifferenz sind auf dem Äquator 15 geogr. Meilen (zu 7,42 km) in westöstlicher Richtung voneinander entfernt; auf den Parallelkreisen ist dieser Abstand kleiner, nämlich unter
Daher ist auch die Z. für je 100 km Entfernung in westöstlicher Richtung mit der Breite verschieden; während sie unterm Äquator 3,6 Min. beträgt, ist sie in 15° Breite 3,7 Min., in 30° Breite 4,1 Min., in 45° Breite 5,1 Min., in 60° Breite 7,2 Min. und in 75° Breite 13,9 Min. Die Schwierigkeiten, welche die Verschiedenheit der Ortszeiten für die Verkehrsverhältnisse mit sich führte, hat seit längerer Zeit in mehreren Ländern zur Einführung einer einheitlichen Landeszeit Veranlassung gegeben, die sich meist nach der Hauptstadt des betreffenden Landes richtete. In den letzten Jahren ist jedoch in den meisten Ländern eine Zonenzeit eingeführt worden, die sich von der Greenwicher Zeit immer nur um eine volle Anzahl von Stunden unterscheidet, um nicht sehr von der mittlern Ortszeit des betreffenden Landes abzuweichen. So gilt als bürgerliche Einheitszeit in den Ländern:
A. In Großbritannien, Belgien, *Niederlande, Spanien und Gibraltar: die Westeuropäische oder Greenwicher Zeit (W.E.Z.).
B. In Luxemburg, *Österreich-Ungarn, Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Italien, Bosnien, Serbien, der westlichen Türkei (Saloniker Netz), Malta und Deutsch-Südwestafrika: die Mitteleuropäische Zeit (M.E.Z.), die genau 1 Stunde gegen die Greenwicher voraus ist.
C. In Bulgarien, Rumänien, der östlichen Türkei (Konstantinopeler Netz), Ägypten, Britisch-Südafrika und Portugiesisch-Ostafrika: die Osteuropäische Zeit (O.E.Z.), die genau 2 Stunden gegen die Greenwicher Zeit voraus ist.
D. An der chinesischen Küste, in Japan und Korea, in Australien, Nordamerika (ausschließlich Neufundland) sowie in Honduras und Panama gilt ebenfalls Zonenzeit, die sich um volle Stunden von der Greenwicher Zeit unterscheidet.
E. In Frankreich, Irland, Portugal, Griechenland, *Rußland, Cuba, Mexiko, Salvador, Nicaragua, Costarica, Jamaika, Kolumbien, Venezuela, Guayana, Ecuador, Peru, Brasilien, Chile (ausschließlich Valparaiso), Argentinien, Paraguay und Uruguay gilt einheitliche Landeszeit nach der betreffenden Landeshauptstadt.
In den mit * bezeichneten Ländern gilt die Einheitszeit nur im Eisenbahn- und telegraphischen Verkehr, während im bürgerlichen Leben nach mittlerer Ortszeit gerechnet wird.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die jetzt üblichen Zeiten in den verschiedenen Erdteilen.
Gegen die mitteleuropäische Zeit gehen die Uhren
Im Großen Ozean geht die Z. über in eine Datumdifferenz (vgl. Datumgrenze).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.