Benedek

Benedek

Benedek, Ludwig August von, österreich. General, geb. 14. Juli 1804 in Ödenburg, gest. 27. April 1881 in Graz, aus dem protestantischen Adel Ungarns stammend, trat 1822 als Fähnrich ins Heer, wurde 1833 zum Generalquartiermeisterstab (Generalstab) versetzt und wirkte nun unter den Augen seines Gönners Radetzky. 1840 zum Major und Generalkommando-Adjutanten in Lemberg ernannt, vermählte er sich mit Julie, der Tochter des Gubernialpräsidenten Franz Krieg von Hochfelden. 1846 unterdrückte er den westgalizischen Aufstand; 1847 wurde ihm Italien als neuer Wirkungskreis zugewiesen. Im Feldzug von 1848 zeichnete er sich bei Curtatone (29. Mai) aus, 1849 bei Mortara (21. März) und bei Novara (23. März). Am 3. April zum Generalmajor ernannt, focht er in Ungarn gegen die Aufständischen bei Raab (28. Juni), O-Szöny (2. Juli), Komorn (11. Juli), Uj-Szegedin (3. Aug.) und Szöreg (5. Aug.), woselbst er verwundet wurde. 1849 avancierte B. zum Generalstabschef Radetzkys, 1852 zum Feldmarschallleutnant und wurde 1857 Korpskommandant in Galizien. Im italienischen Feldzug von 1859 überwältigte er an der Spitze des 8. Korps auf dem rechten Flügel bei Solferino (s. d.) den Feind, ohne den unglücklichen Ausgang der Schlacht abwenden zu können. 1860 zum Chef des Generalstabs der Armee ernannt, hatte er 19. April bis 20. Okt. die oberste Leitung des Heerwesens und der Zivilverwaltung in Ungarn inne. Er übernahm danach wieder das Kommando in Italien und erreichte hier den Höhepunkt seiner Laufbahn, wiewohl die Beibehaltung der Stellung eines Generalstabschefs Mißverständnisse und Schwierigkeiten verursachte. 1866 übernahm B., da nur zwischen ihm und Erzherzog Albrecht die Wahl stand, im Bewußtsein, daß er dem kaiserlichen Wunsche seine »bürgerliche und militärische Ehre zum Opfer bringe«, das Kommando der Nordarmee. B. zweifelte von Anbeginn ernstlich, ob er dieser Stellung auf einem ihm fremden Boden und ob die Monarchie einem Kriege mit zwei Fronten gewachsen sei. Der ihm zur Seite gestellte Generalmajor Krismanič erwies sich als ein methodischer Zauderer. Daß B. die Lage richtig beurteilte, besonders nach den gegen seinen ausdrücklichen Befehl vorgefallenen Gefechten bei Skalitz und Trautenau (28. Juni), beweist seine Depesche vom 1. Juli, in der er den Kaiser bat, »um jeden Preis Frieden zu schließen«. Die Schlacht bei Königgrätz (3. Juli) begann siegverheißend, endete aber mit einer schweren Niederlage. B. rettete noch den Rest der Armee über Olmütz nach Ungarn; dann ward ihm das Kommando abgenommen und Erzherzog Albrecht übertragen, B. mit andern Generalen vor ein Kriegsgericht gestellt. Auf Befehl des Kaisers ward die Untersuchung niedergeschlagen; am 1. Nov. 1866 erhielt B. seinen Abschied, und 8. Dez. erschien in der amtlichen »Wiener Zeuung« ein Artikel, worin B. alle Schuld an dem über Österreich hereingebrochenen Unglück zugeschrieben wurde. In Graz verlebte B. seine letzten Lebensjahre, nachdem er sich Erzherzog Albrecht gegenüber ehrenwörtlich verpflichtet hatte, unter keinen Umständen sich vor der Welt zu rechtfertigen. Er verbrannte alle Papiere, die auf seinen Anteil am Krieg von 1866 Bezug hatten. Vgl. H. Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland (5. Aufl., Stuttg. 1901, 2 Bde.); Derselbe, Benedeks nachgelassene Papiere, zu einer Biographie verarbeitet (Leipz. 1901); v. Schlichting, Moltke und B. (Berl. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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